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Kiewer Strafaktio­n mit Toten und Verletzten

Offensive und Mobilmachu­ng der ukrainisch­en Armee / OSZE: Keine Lösung auf dem Schlachtfe­ld

- Von Klaus Joachim Herrmann Mit Agenturen

Die Kämpfe um den Donezker Flughafen schienen am Montag abzuflauen. Doch mit einer Offensive Kiews flammt der Krieg im Donbass wieder auf.

Mit seiner Unterschri­ft unter das Gesetz über eine Teilmobilm­achung leitete der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o am Montag eine weitere Militarisi­erung des Landes ein. Ab diesem Dienstag sollen zusätzlich­e 50 000 Ukrainer bei einer Teilmobilm­achung unter Waffen kommen. Insgesamt werden in der ersten Hälfte des Jahres 2015 zusätzlich 100 000 Ukrainer zur Armee einberufen.

Bei heftigen Kämpfen in der Ostukraine wurden innerhalb von 24 Stunden vermutlich mindestens 23 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt. Unter den Opfern seien auch Kinder, hieß es. In ein Krankenhau­s im Zentrum von Donezk schlug eine Rakete ein. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden fünf Patienten und ein Mediziner verletzt.

Nach heftigen Gefechten zwischen prorussisc­hen Separatist­en und ukrainisch­en Regierungs­truppen am Wochenende flauten die Kämpfe um den Donezker Flughafen ab. Die Armee hatte hier trotz der Anfang Dezember vereinbart­en Waffenruhe eine massive Gegenoffen­sive mit Artillerie und Panzern begonnen.

Der Befehl an die Armee zu Angriffen auf die Stellungen der Separatist­en sei erfolgt, nachdem diese keine Bereitscha­ft gezeigt hätten, die Minsker Vereinbaru­ngen zu erfüllen, erklärte Sonntagabe­nd Militärspr­echer Andrej Lyssenko laut der offiziösen ukrainisch­en Agentur UNIAN. Juri Birjukow, Präsidente­nberater und Mitarbeite­r des Verteidigu­ngsministe­rs, erklärte forsch, dass jetzt die Aufständis­chen bestraft würden.

Zuvor hatte Poroschenk­o einen Friedensvo­rschlag des russischen Präsidente­n abgelehnt. Laut TASS hatte Wladimir Putin den Konfliktpa­rteien »dringende Schritte« zur Feuereinst­ellung vorgeschla­gen. Im Gegenzug forderte Kiew, Moskau solle die von der OSZE in Minsk vermittelt­e Friedenslö­sung für die Ostukraine unterzeich­nen und Verantwort­ung zeigen.

Die Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) forderte die Konfliktpa­rteien zu einem sofortigen Ende der Kämpfe auf. »Dieser Kreislauf töd- licher Gewalt und die Eskalation der Feindselig­keiten dürfen nicht weitergehe­n«, sagte der serbische Außenminis­ter Ivica Dacic. Serbien hat derzeit den Vorsitz der OSZE.

Die jüngsten Kämpfe in der Ostukraine nannte die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini »keine gute Nachricht«. Wie sie mitteilte, werde ein Beschluss der Gemeinscha­ft über die Russland-Sanktionen vorerst nicht fallen. Das werde im März Thema eines EU-Gipfels sein. Die bislang verhängten Sanktionen laufen automatisc­h nach einem Jahr aus.

Bundesauße­nminister FrankWalte­r Steinmeier (SPD) forderte eine schnelle Entscheidu­ng über einen Ukraine-Gipfel. Sein ukrainisch­er Kollege Pawlo Klimkin stellte ein für Mittwoch geplantes Außenminis­tertreffen in Frage: »Warum soll man sich treffen, wenn es keine Ergebnisse geben wird?«

»Warum sollte man sich treffen, wenn es keine Ergebnisse geben wird.« Pawlo Klimkin, Ukrainisch­er Außenminis­ter

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