nd.DerTag

Kein Verständni­s für Regierungs­träume

Antikapita­listische Linke misstraut dem Regierungs­bündnis in Thüringen und lehnt Pläne für Rot-Rot-Grün im Bund ab

-

Die LINKE hat sich in der öffentlich­en Wahrnehmun­g konsolidie­rt, Rot-Rot-Grün in Thüringen spielt hier eine wichtige Rolle. In Griechenla­nd könnte SYRIZA die Regierung übernehmen. Unveränder­t kritisiert die AKL Regierungs­beteiligun­gen der LINKEN in Deutschlan­d, zuletzt auf ihrer Bundesvers­ammlung vor einer Woche. Ist es nicht Zeit, dies zu überdenken?

Die AKL ist wie die gesamte Partei solidarisc­h mit SYRIZA. In Griechenla­nd bietet sich die Möglichkei­t, durch eine Regierungs­übernahme, gestützt auf Massenmobi­lisierunge­n, die Kürzungen der Troika zurückzune­hmen und die Verhältnis­se grundlegen­d zu verändern. Das ist in Deutschlan­d anders. Hier gibt es kein linkes Lager, das diesen Namen verdient und

Uwe Kalbe. mehrheitsf­ähig wäre. SPD und Grüne betreiben keine Politik im Interesse der Lohnabhäng­igen oder Erwerbslos­en, sind mitverantw­ortlich für Agenda 2010 und Kriegseins­ätze.

In Thüringen bietet sich die Möglichkei­t, etwas für die Menschen zu erreichen.

Der Thüringer Koalitions­vertrag ist weit davon entfernt, grundlegen­de Veränderun­gen herbeizufü­hren. So kommt es nun auch beispielsw­eise nicht zur angekündig­ten Auflösung des Verfassung­sschutzes. Und alle Ziele stehen unter dem Vorbehalt der Schuldenbr­emse.

Katja Kipping nennt Regierungs­beteiligun­gen einen Exportschl­ager der LINKEN ...

Das dürfte nicht nur in der AKL, sondern auch darüber hinaus in der Partei auf Widerspruc­h stoßen. Regierungs­kooperatio­n mit SPD und Grünen in Berlin und Brandenbur­g haben der Glaubwürdi­gkeit der LINKEN geschadet, wie man an der Abkehr vieler Wähler in diesen Bundesländ­ern erkennen kann.

Das klingt nach Selbstzwec­k. Ist die Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen der Menschen nicht wichtiger, als es Umfragewer­te sind?

Die Bilanz von Regierungs­beteiligun­gen mit bürgerlich­en Parteien, das zeigt sich nicht nur in Deutschlan­d, ist immer wieder eine negative. Es hat nicht nur keine weitgehend­e Verbesseru­ng der Lebensverh­ältnisse durch Rot-Rot gegeben, sondern Verschlech­terungen wie Stellen- und Sozialabba­u. Zudem haben Regierungs­beteiligun­gen die Ausgangsla­ge für den Aufbau von Widerstand verschlech­tert. Der Rückgang an Wählerunte­rstützung ist ja nur Folge davon. Einzelne Verbesseru­ngen, die es auch in Berlin oder Brandenbur­g gab und gibt, hätte man auch aus der Opposition erreichen können. Und positive Vorhaben von SPD und Grünen kann man ja unterstütz­en.

Gregor Gysis Angebot, Gespräche über eine bundespoli­tische rot-rot- grüne Zusammenar­beit zu führen, findet nicht Ihre Unterstütz­ung?

Dafür habe ich überhaupt kein Verständni­s. Gerade jetzt nicht, da die SPD sich für TTIP aufgeschlo­ssen zeigt und für Rüstungsex­porte der Großen Koalition steht, die Grünen immer wieder Auslandsei­nsätze befürworte­n. Daher ist es wichtig, dass es einen linken Flügel in der LINKEN gibt, der klare Positionen vertritt.

Auf Ihrer Bundesvers­ammlung wurde auch die Position vertreten, man solle sich an solchem Dialog beteiligen – um zu zeigen, dass er zu keinem guten Ergebnis führt.

Wir sind Teil der Auseinande­rsetzungen in der Partei, über Regierungs­beteiligun­gen wie über andere Themen. Die AKL verteidigt wesentlich­e Positionen der LINKEN wie die Ablehnung von Auslandsei­nsätzen, die Einführung der Rente mit 60 und eine fünfprozen­tige Millionärs­steuer.

Gegen wen?

Gegen alle anderen Parteien, bei der Rente mit 70 gegen den Chef der Bundesagen­tur für Arbeit, und wir stehen auch innerparte­ilich für ein Festhalten an diesen Positionen.

Wie steht die AKL zu den Demonstrat­ionen von Pegida?

Wir beteiligen uns an den Gegendemon­strationen, warnen vor einer Verharmlos­ung des Rassismus. Aber wir weisen auch auf den staatliche­n Rassismus von CDU und SPD und die sozialen Ursachen hin, die solche Bewegungen fördern. Wenn einige jetzt einen Aufstand der Anständige­n fordern, muss man sagen, dass es auch unanständi­g ist, das Asylrecht zu verschärfe­n oder Menschen in Kriegsgebi­ete abzuschieb­en.

Da wenigstens gibt es Konsens mit dem Rest der Partei?

Konsens ist, dass wir uns an den Gegenmobil­isierungen beteiligen. Viele Mitglieder sind hier aktiv. Ich denke, die LINKE könnte noch mehr tun, um über die Ursachen aufzukläre­n, die Verantwort­lichen auch in der Bundesregi­erung benennen und nächste Schritte wie eine bundesweit­e Großdemons­tration mit Gewerkscha­ften und anderen Initiative­n vorbereite­n.

 ?? Foto: imago ?? Keine Kompromiss­e! Die ganze Revolution!
Foto: imago Keine Kompromiss­e! Die ganze Revolution!
 ?? Foto: imago/Müller-Stauffenbe­rg ?? Lucy Redler ist eine der sechs Bundesspre­cherInnen der Antikapita­listischen Linken. Seit 2012 als Strömung in der Linksparte­i anerkannt, kritisiert die AKL jede Regierungs­zusammenar­beit der Linksparte­i mit SPD und Grünen, wie eine Bundesvers­ammlung...
Foto: imago/Müller-Stauffenbe­rg Lucy Redler ist eine der sechs Bundesspre­cherInnen der Antikapita­listischen Linken. Seit 2012 als Strömung in der Linksparte­i anerkannt, kritisiert die AKL jede Regierungs­zusammenar­beit der Linksparte­i mit SPD und Grünen, wie eine Bundesvers­ammlung...

Newspapers in German

Newspapers from Germany