Mittelschwaebische Nachrichten
Die Kunst hinter der Blütenpracht
Blumen sind ein fester Bestandteil festlicher Anlässe – egal, ob Hochzeit, Valentins- oder Muttertag. Welche Arbeit dahintersteckt, wissen Floristen des Landkreises.
Zum Muttertag und zum Valentinstag werden so viele Blumen verschenkt wie sonst im ganzen Jahr nicht. Für die Blumenläden im Landkreis Günzburg bedeutet das in den Tagen und Wochen davor viel Arbeit und hohes Kundenaufkommen in ihren Geschäftsräumen. Doch bundesweit verschwinden immer mehr Läden von der Bildfläche. Das Handwerk der Floristik hat ebenso mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen wie viele andere Ausbildungsberufe. Die Floristinnen und Floristen der Region blicken unterschiedlich auf die Lage ihres Handwerks.
Für Brigitte Heisch ist es ihr Traumberuf. „Letztens war ein kleines Mädchen im Laden und hat mich gefragt, ob mir der Beruf Spaß macht. Aber natürlich, sonst würde ich das nicht schon so lange machen“, erzählt die 55-Jährige, die mit 16 Jahren eine Ausbildung zur Floristin absolviert hat. Seit einigen Jahren betreibt die Floristikmeisterin den Blütenzauber in Krumbach. Über die Jahrzehnte hätte sich wenig an der Arbeit an sich verändert, die Blumen hingegen schon. Heute würden Trends
die Floristikbranche mehr bestimmen, als es vor einigen Jahren der Fall war. „Nelken waren früher etwa Friedhofsblumen, das ist heute nicht mehr so“, erklärt sie.
Heischs Hauptgeschäft sind Schnittblumen, dennoch gebe es auch immer mehr Aufträge für Blumendekoration auf Hochzeiten. Auch die Trauerfloristik hätte sich etwas verändert, da es heute mehr Urnengräber gibt als noch vor ein paar Jahrzehnten und sich damit auch der Blumenschmuck auf den Friedhöfen wandelt. Diese Entwicklung bekommt auch die Gärtnerei
Frischholz in Günzburg mit, bestätigt Thomas Opolka. Der Schwiegersohn von Wilhelm Frischholz ist im Jahr 2017 in den Betrieb eingestiegen. Seine Frau Anna, die Floristikmeisterin ist und Nachwuchs ausbilden darf, kümmert sich unter anderem um Hochzeitsfloristik.
Mit nur wenigen Klicks können heutzutage im Internet ganze Blumensträuße bestellt werden, von kleinen Gestecken bis hin zu einem Meer aus Blüten ist alles dabei. Der Blumenversand ist vor allem eines: bequem und unkompliziert. Doch die beiden Blumenhändler sehen darin keine Konkurrenz. „Die Kundschaft, die zu mir kommt, möchte etwas Besonderes“, sagt Heisch. Ihre Kundinnen und Kunden würden vor allem die Individualität schätzen, die sie bei ihr bekommen. Opolka sieht es ebenfalls so, „die Leute mögen das Persönliche im Laden“. Das erleben sie im Verkaufsraum der Gärtnerei Frischholz hautnah, denn dort werden Blumensträuße vor den Augen der Kundschaft gebunden.
Vor allem vor Ereignissen wie dem Valentins- oder dem Muttertag boomt die Floristik. „Wir sind unterbesetzt“oder „wir haben zu viel zu tun“sind Sätze, die während der Recherche häufig gefallen sind, und die Gründe, warum es teilweise nicht zu Gesprächen gekommen ist. Opolka berichtet, dass sie an ihrer eigenen steigenden Arbeitsauslastung merken würden, dass überwiegend kleinere Blumenläden in der Umgebung nach und nach schließen würden. In größeren Geschäften, wie es bei der Gärtnerei Frischholz der Fall ist, sind in der Hauptsaison vor blumenreichen Tagen zwischen zehn und zwölf Mitarbeitende im Betrieb, die „zamhelfen“.
Doch häufig fehlt es – wie in vielen Handwerksberufen – am Nachwuchs. Auch Heisch erzählt, dass sie aktuell keine Nachfolge hat. In ihrem Laden arbeiten derzeit sie und zwei weitere Floristinnen, die am Vormittag unterstützen. „Es ist bestimmt auch ein Problem, dass man mit dem Beruf nicht reich wird“, erklärt sich die Floristikmeisterin. Auch Opolka erzählt, dass sie seit längerer Zeit auf der Suche nach einer Floristin sind. Erschwerend komme hinzu, dass auch die Blumen immer teurer würden. Das liegt laut Heisch etwa an den steigenden Kosten für Benzin und Maut.
Trotz steigender Preise in allen Bereichen würden die Menschen gerne das Luxusgut kaufen. Die Gärtnerei Frischholz hat etwa die Erfahrung gemacht, dass gerade während Krisenzeiten viel Kundschaft komme. Als Beispiel nennt er die Coronapandemie, während der viele Menschen bei ihnen Zierund Nutzpflanzen für ihr Eigenheim gekauft hätten. „Die Leute machen es sich dann zu Hause schön“, erläutert Opolka. Auf den ein oder anderen wirkt die Blütenpracht offenbar beruhigend. „Blumen sind Balsam für die Seele“, weiß die Inhaberin des Blütenzaubers.