Mittelschwaebische Nachrichten
Was Schüler (nicht) interessiert
Andere Kulturen lassen sie links liegen
Berlin Die 15-Jährigen in Deutschland haben im internationalen Vergleich wenig Interesse, etwas über andere Kulturen zu lernen. Das zeigt eine Sonderauswertung der Pisa-Studie, die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag vorgelegt wurde. Demnach interessieren sich nur 47 Prozent der Schüler für andere Kulturkreise, im internationalen Schnitt sind es 54 Prozent. Zudem denken deutsche Jugendliche nicht, dass sie viel an globalen Problemen ändern können und engagieren sich entsprechend weniger als Jugendliche in anderen Staaten. So gaben weniger deutsche Schüler als im OECD-Schnitt an, dass sie Strom sparen oder beim Kauf von Produkten nach ethischen oder ökologischen Gesichtspunkten entscheiden. Auch politisch durch Beteiligung an Petitionen engagieren sie sich vergleichsweise selten.
„Eine mögliche Interpretation ist, dass ein hohes Verständnis für die Komplexität der globalen Probleme eher zu der Einschätzung führt, dass man als Individuum wenig zur Lösung beitragen kann“, sagt die deutsche Pisa-Koordinatorin Kristina Reiss. Datengrundlage der Ergebnisse ist die Auswertung der Fragebögen von mehr als 3800 Schülern, die am jüngsten Pisa-Test 2018 teilgenommen hatten.
Gute Nachrichten gibt es auch: Schüler in Deutschland sind überdurchschnittlich mehrsprachig, international gut vernetzt und fühlen sich auch gut über globale Fragen wie Armut und Klimawandel informiert. Der Studie zufolge gaben 86 Prozent an, dass sie zwei oder mehr Sprachen sprechen. Im Schnitt waren es nur etwas mehr als zwei Drittel. 61 Prozent der Schüler in der Bundesrepublik sagten, dass sie in der Schule zwei oder mehr Fremdsprachen lernen. Die große Mehrheit von 77 Prozent gab an, mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern befreundet zu sein.