Mittelschwaebische Nachrichten
Die grünen Schmuckstücke von Kettershausen
Bestandsaufnahme So sieht der Forstwirtschaftsplan der Gemeinde für die kommenden Jahre aus
Kettershausen Der Forstwirtschaftsplan für den Kettershauser Gemeindewald, der den Zeitraum von 2002 bis 2021 umfasst, läuft im kommenden Jahr aus. Darüber informierte Andreas Schäfer von der zuständigen Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Memmingen bei der Gemeinderatssitzung, die coronabedingt wieder im Bürgerhaus in Mohrenhausen stattfand.
Mit den rund 333 Hektar Wald (136 Hektar Kettershausen, 196 Hektar Bebenhausen) stehe Kettershausen nach Memmingen (1235 Hektar) und Niederrieden (349 Hektar) an dritter Stelle und sei „Großwaldbesitzer“, so Schäfer. Konkret handelt es ich bei dem Wald des Forstwirtschaftsplans um den Kettershauser „Nutzungsrechtewald“. „Bürger haben hier Rechte am Wald“, erklärte Schäfer. Diese Rechte (Kettershausen 69 Rechtler, Bebenhausen 44) wie beispielsweise das Söldner- und auch Bauernrecht seien alte, traditionelle und auch komplizierte Ansprüche, an denen aber festgehalten werde. „Die Rechte sind unterschiedlich bemessen und es ist unterschiedliche Arbeit zu leisten“, erklärte er. Ergänzend bemerkte er hier, dass es für den Waldbeauftragten der Gemeinde Sebastian Rehder (seit Kurzem auch neuer Dritter Bürgermeister) keine leichte Aufgabe sei, da unter anderem auch immer wieder neue Generationen in die Waldarbeit eingewiesen werden müssten.
Der aktuell vorgeschriebene Hiebsatz pro Jahr im zweiten Planteilabschnitt (2012 bis 2021) beträgt gut 4600 Festmeter. In den bislang 19 Jahren hätten laut Plan insgesamt rund 71000 Festmeter gefällt werden können. Der Ist-Hiebsatz beträgt 66000 Festmeter. Somit wurden etwa 5000 Festmeter zu wenig gemacht. Jedoch ist das laut Schäfer durchaus fast eine „Punktlandung“. Sturm „Sabine“habe im Februar dieses Jahres im Gemeindewald mit 584 Festmetern vergleichsweise wenig Schaden angerichtet (Schaden in Kettershausen 1,75 Festmeter/ Hektar, FBG Memmingen 3,3 Festmeter/Hektar). In Kettershausen habe man hinterher auch schnell reagiert. Um Schutzspritzungen zu vermeiden und dem Borkenkäfer zu begegnen, sei das Schadholz sofort abtransportiert worden. Für diesen Abtransport zugunsten des Wasserund Umweltschutzes hätten Fördergelder des Freistaates genutzt werden können, führte Schäfer aus.
Forstwirtschaftspläne werden allgemein für 20 Jahre aufgestellt. Laut Schäfer verbunden unter anderem mit festen Einschlagsvorgaben, jährlichen Kontrollen und der Verpflichtung zur vorbildlichen Waldwirtschaft. In Kettershausen müsse im nächsten Jahr 2021 dann zunächst „eine komplett neue Inventur“
durchgeführt werden, bevor eine neue Planung erfolge. Als große Herausforderung der Zukunft nannte er etwa den durch den Klimawandel bedingten Waldumbau, den Ersatz der Eschenkultur (Eschentriebsterben) und die Veränderung der Holzmärkte. Aktuell sei hier der Markt übersättigt und der Preis gedrückt. Aber auch im „Wandel der Gesellschaft“, in der immer öfters eine „Rechtfertigung der Forstwirtschaft“verlangt werde, müsse zukünftig das Nachhaltigkeitsziel vermehrt erklärt werden.
Neben den 333 Hektar Nutzungsrechtewald besitzt die Gemeinde auch „unbelasteten Gemeindewald“, der nicht bewirtschaftet wird. Die 6,6 Hektar, verteilt auf kleine Bereiche in allen fünf Ortsteilen, nannte Schäfer „Schmuckstücke“. Hier stünden unter anderem auch Biotopbäume, die bewusst ausgewählt worden seien und nicht gefällt werden. Die Schmuckstücke seien Biotope, die für die Artenvielfalt in der „Naturgemeinde Kettershausen“erhalten und ausgebaut werden sollen.