Mittelschwaebische Nachrichten
Trotz Corona durch die Welt reisen Corona und wir
Ihre Reisepläne musste Digitalredakteurin Sandra Liermann vorerst auf Eis legen. Ist aber halb so schlimm. Nun entdeckt sie die Welt halt von zu Hause
Eigentlich wollte ich in diesen Tagen meinen Reiserucksack packen und mich auf den Weg gen Osten machen. Ein Roadtrip durch Albanien war geplant. Den Berg Dajti wollte ich besteigen und die Aussicht auf die Hauptstadt Tirana genießen. In den heißen BenjaQuellen baden, meine Zehen in die eiskalte Syri-i-Kalter-Quelle stecken und in einer abgelegenen Bucht im Mittelmeer schwimmen. Kleine Dörfer entdecken, die in keinem Reiseführer stehen und mich durch die lokale Küche probieren... Nun ja, mit dem Coronavirus hatte ich nicht gerechnet, als ich diese Pläne geschmiedet habe.
Doch aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, und so müssen jetzt halt Alternativen her. Das Gute in Zeiten wie diesen: Um die Welt zu entdecken, brauche ich aktuell gar keinen Urlaub. Das geht hervorragend nach der Arbeit von meinem WG-Zimmer aus.
Statt in eine Yoga-Schule nach Indien zu reisen, hole ich mir jetzt Trainerinnen und Trainer aus London, Madrid oder Rom nach Hause – Online-Kurse machen’s möglich. Als Bonus kann ich im herabschauenden Hund gleich noch meine Fremdsprachen-Kenntnisse ein wenig auffrischen.
Apropos Fremdsprachen: Mein Italienisch verbessere ich gerade ebenfalls per Online-Kurs, für den ich nun zeitweise an einer US-amerikanischen
Sandra Liermann ist Digitalredakteurin und wollte in diesem Jahr eigentlich ihr 43., 44. und 45. Land bereisen. Dann kam Corona.
Uni eingeschrieben bin. Vokabeln und Grammatik büffele ich statt in einem großen Hörsaal nun aber ganz bequem auf meinem Sofa.
Da sitze ich auch, als ich virtuell durchs Frida-Kahlo-Museum in Mexico City oder das National Museum of Modern and Contemporary Art in Seoul schlendere. Der Kochabend in unserer Küche wird zur Reise nach Thailand – das traditionelle Nudelgericht Pad Thai schmeckt selbst gekocht mindestens genauso gut wie in einer Straßenküche in Bangkok.
Mein Wochenendausflug führt mich und einige Freunde (digital) nach Finnland, wo wir bei unserem Spieleabend per Videoanruf gemeinsam einen fiktiven Kriminalfall lösen. Im Gegensatz zum skandinavischen Norden ist es derweil bei mir daheim übrigens angenehm warm.
Dank der coronabedingten freien Zeit komme ich jetzt auch dazu, mir die Doku über Afghanistan anzusehen, die schon so lange auf meiner To-Watch-Liste steht. Ganz analog blättere ich derweil in meinem KubaBildband und lese endlich das Buch, das ich auf meiner Reise in den Kosovo entdeckt habe.
Meine Reisepläne für dieses Jahr habe ich übrigens nicht komplett aufgegeben: Auf dem Programm stehen statt Albanien, Dänemark und Estland jetzt allerdings Baden-Württemberg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
An dieser Stelle berichten Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von ihrem Alltag in Zeiten von Corona. Mit dieser Folge endet die Serie.