Mittelschwaebische Nachrichten
Der Mega-Rechner
Technik Google hat einen Quantencomputer getestet. Konkurrent IBM spielt das herunter
Berlin Google ist nach eigenen Angaben ein bedeutender Schritt bei der Entwicklung von Quantencomputern gelungen. Mithilfe seines Prozessors Sycamore sei es möglich, eine Kalkulation in 200 Sekunden zu erledigen, für die der aktuell schnellste Supercomputer 10000 Jahre benötigen würde, schreiben die Forscher im renommierten Wissenschafts-Journal Nature. Konkurrent IBM zweifelt das Ergebnis allerdings an. IBM betreibt Summit, den derzeit leistungsstärksten Supercomputer der Welt.
An der Entwicklung von Quantencomputern wird seit langem gearbeitet. Während bei einem herkömmlichen binären Computer die kleinsten Einheiten, Bits genannt, entweder den Zustand 0 oder 1 annehmen (aber nicht zeitgleich), folgt der Quantencomputer den Gesetzen der Quantenmechanik. Das heißt ganz verkürzt gesagt: Sein Prozessor kann auf der vergleichbaren Rechenebene (sie heißen beim Quantencomputer nicht Bits, sondern „Qubits“) mehrere Zustände zur selben Zeit darstellen. Darum ist er schneller als ein binärer Computer.
Das klingt kompliziert. GoogleChef Sundar Pichai zitierte darum wohl auch den US-amerikanischen Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman: „Wenn man denkt, man versteht die Quantenmechanik, versteht man die Quantenmechanik nicht.“Der Google-Prozessor Sycamore besteht aus 53 Qubits. In dem Test ging es um das Erkennen und Analysieren hochkomplexer, zufällig generierter Muster.
Unterdessen spielt IBM – selbst seit langem in der Quantencomputer-Forschung involviert – den nun erreichten Erfolg herunter und sagt, in der Rechnung von Google sei ein Fehler. Die gleiche Aufgabe sei mit einem klassischen System bereits in 2,5 Tagen lösbar, schreiben die Forscher. Letztlich dürfte Googles Durchbruch die alltägliche Nutzung von Computern aber kaum berühren, auch weil die Maschinen wegen der erforderlichen tiefen Temperaturen und Vakuumzustände nicht auf handliche Geräte verkleinert werden könnten. Zwischen den Laborergebnissen und praktischen Anwendungen von morgen liege also noch ein langer Weg.