Mittelschwaebische Nachrichten
Gasalarm: Was hatte Mann mit Kartuschen vor?
Zwei Einsätze in derselben Wohnung
Ichenhausen Einen solchen Einsatz hat die Polizei nicht alle Tage: Vier Stunden waren Polizisten, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk am vergangenen Donnerstag in Ichenhausen damit beschäftigt, Hunderte von Einweggaskartuschen aus einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses zu bergen (wir berichteten). Holger Stabik, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West, sprach von einem „kuriosen Einsatz“, der nicht oft vorkomme. Die Frage, warum aus den Kartuschen Gas ausgetreten war, bleibe für die Polizei ebenso ungelöst wie die, warum der Mann so viele Kartuschen in seinem Besitz hatte.
Weil Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Donnerstag Gasgeruch bemerkt hatten, riefen sie die Polizei. Vor Ort stellte sich heraus, dass ein Bewohner in seiner Wohnung die größere Menge Einweggaskartuschen gelagert hatte. In einem mehrstündigen Einsatz wurden 600 bis 700 davon mit einem Volumen von etwa eineinhalb Kubikmetern sowie drei größere Flaschen mit einem Volumen zwischen 1,5 und 7,5 Litern Gas geborgen. Darüberhinaus fand die Polizei noch eine Faustfeuerwaffe und ein Gewehr in der Wohnung. Sechs Bewohner des Mehrparteienhauses erlitten Kopfschmerzen und Schwindelanfälle durch das austretende Gas und wurden ambulant vor Ort behandelt.
Warum die Kartuschen ausgegast waren, weiß der Sprecher des Präsidiums nicht. Ob intensive Sonneneinstrahlung die Ursache war, wie die Polizei ursprünglich vermutet hatte, sei reine Spekulation. Die Kartuschen seien auf alle Fälle frei verkäuflich, so Stabik. Vermutlich habe der Mann sie nicht auf einen Schlag, sondern in mehreren Einkäufen erworben. Zur Herkunft und Verwendung der Gaskartuschen sowie zur Erlaubnis für die Schusswaffen habe der Mann widersprüchliche Angaben gemacht. Es gebe aber keine Vorschrift, die das Lagern von Gaskartuschen zu Hause verbiete. Der Polizeisprecher betonte, dass zu keinem Zeitpunkt Explosionsgefahr bestanden habe.
Stefan Müller, Leiter der Polizeiinspektion Günzburg, die die weiteren Ermittlungen übernommen hat, teilte auf Nachfrage mit, dass der Mann keine bösen Absichten gehabt habe. Wie er in Vernehmungen mitgeteilt habe, wollte er weder sich selbst noch andere gefährden. Der Mann, der am Donnerstag in eine Klinik in Günzburg gebracht worden war, konnte Müller zufolge diese wieder verlassen. Müller bestätigte zudem, dass die Feuerwehr vier Tage zuvor schon einmal zu einem Einsatz in derselben Wohnung in Ichenhausen ausgerückt war.
Am 14. Oktober hatte ein Bewohner einen Notruf wegen Gasgeruchs abgesetzt. 14 Menschen mussten das Haus vorübergehend verlassen, verletzt wurde niemand (wir berichteten). Ein nicht zugedrehter Gashahn an einem Schweißgerät in der Wohnung wurde als Ursache gefunden. Vermutlich hatte der Mann Heimwerkerarbeiten durchgeführt. Ob er mit diesen Arbeiten und mit der möglicherweise nicht sachgerechten Lagerung der Kartuschen gegen Gesetze verstoßen hat, ist nach Müllers Worten derzeit Gegenstand der Ermittlungen, wie er auf Nachfrage erklärt. Dabei arbeite die Polizei mit Fachbehörden zusammen.
Mann wollte weder sich noch andere gefährden