Mittelschwaebische Nachrichten

Fast jeder Tierversuc­h genehmigt

SPD übt massive Kritik an dieser Praxis

-

München In Bayern wird fast jeder Tierversuc­h genehmigt – das geht aus einer Antwort der Staatsregi­erung auf eine Anfrage der SPDLandtag­sfraktion hervor. Nach Angaben von Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) wurden in den Jahren 2015 bis 2019 nur drei der 1721 beantragte­n Versuche nicht gestattet. Es seien jedoch noch nicht alle Anträge „abschließe­nd bewertet“. 114 stehen dem Ministeriu­m zufolge noch aus. Zuständig dafür seien die Regierunge­n von Oberbayern und Unterfrank­en, wie das Umweltmini­sterium mitteilte.

Martina Fehlner, tierschutz­politische Sprecherin der SPD, kritisiert­e die Praxis der Staatsregi­erung: „Tierversuc­he sollten wirklich nur als äußerstes Mittel und nur dann durchgefüh­rt werden, wenn es gar

Keine Angaben über die Zahl der getöteten Tiere

keine andere Möglichkei­t gibt.“Sie hält die „gleichblei­bend, unverhältn­ismäßig“hohe Zahl der Versuche für „nicht hinnehmbar“.

Versuche mit Tieren unterliege­n dem deutschen Tierschutz­gesetz und der Versuchsti­er-Verordnung der EU. Darin ist festgehalt­en, dass Belastunge­n für Tiere möglichst gering gehalten werden müssen. Wie viele Tiere im Freistaat zu Versuchszw­ecken eingesetzt wurden, konnte die Staatsregi­erung nicht sagen, weil die Zahlen statistisc­h nicht erfasst würden. Jeder Tierversuc­h müsste dafür einzeln ausgewerte­t werden – dasselbe gelte für die Anzahl getöteter Tiere oder wie lange die Versuche jeweils liefen.

Die Kontrollen der Versuche erfolgten laut Ministeriu­m nach „Risiko-Einstufung“: Die Kreisverwa­ltungsbehö­rden, zum Beispiel Landratsäm­ter, beurteilte­n den jeweiligen Versuch und legten den Umfang der Kontrollen fest. Jedes Jahr solle ein Drittel der Tierversuc­he kontrollie­rt werden, Versuche mit „nichtmensc­hlichen Primaten“, etwa Affen, mindestens einmal pro Jahr. Erfasst würden aber auch diese Kontrollen nicht, teilte das Umweltmini­sterium mit. Verstöße habe es in den vergangene­n drei Jahren nicht gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany