Mittelschwaebische Nachrichten
Wer am weitesten fährt, gewinnt
Wolfgang Donner aus Niederraunau fährt mit dem Rennrad am liebsten die weiten Touren. Manchmal sitzt er dabei 24 Stunden im Sattel
Niederraunau Fahrradfahren entspannt. Für den einen ist es Training, für den anderen abschalten und auch die Runde zum Biergarten hat schon etwas. Schade, dass jetzt im Herbst die Radlersaison langsam zu Ende geht. Bei Wolfgang Donner aus Niederraunau ist das etwas anders. Seine Touren auf dem Rad sind lang, und zwar sehr lang.
Im Juli hat Wolfgang Donner am 24-Stunden-Radmarathon in Grieskirchen in Oberösterreich teilgenommen. „Wer in 24 Stunden am weitesten kommt, gewinnt“, erklärt er schmunzelnd und in wenigen Worten. Die Strecke führt dabei in einem Rundkurs über 21,5 Kilometer um den Ort. Rund 1200 Teilnehmer waren damals an den Start gegangen, davon zahlreiche in ViererTeams. Donner war als Einzelfahrer gestartet, unter 50 weiteren Fahrern in seiner Altersklasse belegte er den fünften Platz – nach 24 Stunden, 32 Runden und exakt 688 zurückgelegten Kilometern bei rund 5500 Höhenmetern.
14000 Kalorien hat Wolfgang Donner während dieser 24 Stunden zu sich genommen, neun Liter spezielle Flüssignahrung und zwölf Liter Wasser. Betreut wurde er von seinem Bruder Roland, einem ebenfalls erfahrenen Langstreckenfahrer. Bestens, wie Donner sagt. Sein Bruder wisse genau, was er brauche. Mit ihm, wie auch mit seinem Sohn Nico, der das Rennen von zu Hause aus über das Internet verfolgt hatte, war er dabei stets per Handy über den Verlauf in Kontakt.
24 Stunden auf dem Fahrrad und dabei knapp 700 Kilometer am Stück zurücklegen, wie geht das? „Für viele ist das unvorstellbar. Aber eine Herausforderung ist das schon“, sagt der 53-Jährige. Es sei auch die, am Ende zu wissen, dazu überhaupt fähig zu sein. Man versuche, so wenig wie möglich stehen zu bleiben, fährt Donner fort. Sicherlich gebe es einige, die sich schon einmal für eine Stunde hinlegten. Aber das Rennen sei viel zu kurz, um Pause zu machen, fügt er scherzend hinzu. Würde er nur 20 Minuten stehen bleiben, dann müsste er fünf Stunden lang zwei Kilometer in der Stunde schneller fahren, um die Zeit wieder hereinzufahren. Vor zwei Jahren nahm Wolfgang Donner beim 24-Stunden-Cup, jeweils drei 24-Stunden-Rennen in Grieskirchen sowie in Kaindorf und Hitzendorf bei Graz, teil, wo er in der Gesamtwertung den vierten Platz belegte. Auf dem Hockenheimring sei er ebenfalls schon bei einem Rennen mitgefahren, ganz flach und eben, 360 Kilometer in zehn Stunden, da sei es richtig zur Sache gegangen.
Wie hält man das durch und wie fühlt man sich nach einer so langen Strecke? „Man muss sich an die Sache ranschaffen, den Körper an die Belastung gewöhnen und mental stark sein. Man muss im Vorfeld eine Strategie haben, damit es keine Tiefpunkte gibt.“Die nächsten Tage aber spüre man wirklich deutlich. Hinzu komme, dass man um die 40 Stunden auf den Beinen gewesen sei. „Wenn morgens dann der Wecker läutet, dann frage ich mich, ob der wirklich mich meint“, lacht der Niederraunauer.
Begonnen habe das Ganze schlichtweg damit, dass er nicht mit dem Auto, sondern immer mit dem Mountainbike zur Arbeit nach Ebershausen gefahren sei. Dann habe sich das mit dem Rennrad ergeben, welches nur die Hälfte wog. Später sei er zusammen mit seinem Bruder Rennen im Zweierteam gefahren. Das habe anschließend sein Interesse geweckt, das Ganze alleine anzugehen. Wolfgang Donner trainiert, je nachdem, wie es zeitlich möglich ist, regelmäßig. Auch im Winter, nur nicht gerade bei zehn Grad Minus. Trainiert habe er auch schon mit Triathletin Gabriela Harnischfeger aus Waldberg bei Bobingen, die 2012 den Ironman Hawaii in ihrer Altersklasse (AK 45) gewann. Ansonsten stehe er früh auf, setze sich um sechs aufs Fahrrad und zum Mittagessen sei er wieder daheim. Eine grobe Richtung gebe es zwar schon, aber in der Regel fahre er einfach drauflos. Tags zuvor sei die Runde nach Ottobeuren und über Memmingen und Babenhausen wieder zurückgegangen. 130 Kilometer seien das gewesen. Zur Vorbereitung auf das Rennen in Grieskirchen sei er bereits in der Nacht aufgebrochen – nach Kochel am See und zurück, insgesamt 260 Kilometer. Gegen Mittag sei er wieder zu Hause gewesen. Seine Frau Rita toleriere das, sonst würde das Ganze nicht funktionieren.
Zur Arbeit fährt er übrigens nach wie vor mit dem Fahrrad, eher gemütlich. Eine Tour kann auch zu einem schönen Biergarten führen – zusammen mit der Radgruppe, in der er gelegentlich mitfährt. Die kann dann ebenfalls länger, manchmal aber genauso auch im „Plaudertempo“sein.
„Auf dem Fahrrad werden manche Probleme gelöst. Man hat eben Zeit“, sieht es Wolfgang Donner. Manche sagten, man müsse erst einmal eine Nacht drüber schlafen, er fahre halt erst einmal ein paar Hundert Kilometer, um über irgendetwas nachdenken. Spannend sei es immer und es werde niemals langweilig. „Gerade jetzt im Herbst, wenn alles bunt wird und sich die Landschaft verändert. Es ist doch herrlich, wenn die Sonne aufgeht und langsam das Leben erwacht.“
Auf die Frage, ob er im nächsten Jahr in Grieskirchen wieder mit dabei sein wird, zuckt er mit den Schultern: „Jetzt soll erst einmal der Winter kommen, dann sehen wir weiter. Druck mache ich mir keinen.“