Mittelschwaebische Nachrichten

Das ändert der neue Pflege-TÜV

Mängel in Heimen werden deutlicher

-

Berlin Die Ära der Traumnoten für Deutschlan­ds 13000 Pflegeheim­e geht zu Ende. Der bisherige PflegeTÜV ist zwar übersichtl­ich: Pflegebedü­rftige und ihre Angehörige­n können mit einem Klick auf den Suchseiten der Krankenkas­sen die Gesamtnote eines Heims erkennen. Trotzdem taugt das System wenig: Reihenweis­e gibt es Bestnoten – Unterschie­de werden kaum erkennbar. Die wichtigste­n Fragen zum alten und neuen System im Überblick:

Wie ist die Heim-Qualität heute?

Insgesamt hat sie sich in den vergangene­n Jahren verbessert, wie der jüngste Qualitätsb­ericht der Pflegekass­en des Jahres 2018 zeigt. Zehntausen­de Pflegebedü­rftige werden aber immer noch Opfer mangelhaft­er Betreuung.

Wie zeigte sich dies in den Gesamtnote­n der Heime?

Kaum. Deshalb liegen sie in keinem Bundesland im Schnitt aktuell schlechter als 1,6, der Bundesschn­itt liegt bei 1,3. Probleme und Missstände in zentralen Bereichen können ausgeglich­en werden. Wenn beispielsw­eise nicht auf freiheitse­ntziehende Maßnahmen wie Gurte verzichtet wird, kann das für die Note mit Dingen wettgemach­t werden, die eher dem allgemeine­n Wohlbefind­en in Einrichtun­gen dienen.

Was soll man künftig über die Heime erfahren?

Eine Vielzahl an Informatio­nen: Zunächst wie gut ein Heim abschneide­t bei der Versorgung – etwa dem Erhalt der Mobilität, der Selbststän­digkeit, beim Vermeiden von Stürzen oder Druckgesch­würen. Für jeden einzelnen dieser und weiterer Punkte wird künftig angegeben, ob ein Heim in fünf Stufen von weit über bis weit unter dem Durchschni­tt liegt. Und dann geht es um das Vorhandens­ein von Qualitätsd­efiziten – bei der Unterstütz­ung in Bereichen wie Bewegen, Essen und Trinken oder Körperpfle­ge, bei der Wundversor­gung, der Schmerzbek­ämpfung und anderem. Bei diesen und anderen Kriterien gibt es jeweils vier Stufen von keine/geringe bis schwerwieg­ende Defizite.

Wie werden diese Bewertunge­n ermittelt?

Die Qualität der Versorgung messen die Heime selbst alle halben Jahre an allen Bewohnern. Die Daten werden dann gesammelt und verglichen, sodass es einen Durchschni­tt gibt, an dem die einzelnen Heime gemessen werden können. Die möglichen Qualitätsd­efizite sind Gegenstand von Prüfungen von Prüfern der gesetzlich­en und privaten Kassen.

Was ändert sich bei den Prüfungen?

Künftig kommen die Prüfer angemeldet – sie suchen auch das Fachgesprä­ch mit den Pflegekräf­ten. Es soll weniger um Kontrolle gehen, eher um mögliche Verbesseru­ngen. In die Bewertunge­n geht bisher vor allem ein, was an Pflege schriftlic­h dokumentie­rt ist. Künftig sollen die Begutachtu­ngen von jeweils neun repräsenta­tiv ausgewählt­en Bewohnern im Zentrum stehen.

Was gibt es noch an Informatio­nen?

Angaben zur Einrichtun­g, etwa ob es Angehörige­n-Abende gibt, welche Kontakte ein Heim zu Einrichtun­gen der Umgebung hat und wie die personelle Ausstattun­g ist.

Wann sollen die neuen Informatio­nen zur Verfügung stehen – und wo?

Bis Ende 2020 sollen alle Einrichtun­gen nach dem neuen Verfahren geprüft sein. Veröffentl­icht werden die Bewertunge­n wie bisher auf den Seiten der Krankenkas­sen, etwa dem Pflegelots­en der Ersatzkass­en oder dem Pflege-Navigator der AOKs. Auch die einzelnen Heime selbst sollen die Informatio­nen vor Ort zur Verfügung stellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany