Mittelschwaebische Nachrichten
Taliban greifen an
Afghanistan Blutige Kämpfe überschatten die Verhandlungen der Islamisten mit den USA
Kabul Großangelegte Angriffe auf zwei Provinzhauptstädte im Norden Afghanistans haben am Wochenende die Bemühungen um eine politische Lösung des seit fast 18 Jahren andauernden Konflikts überschattet. In der Nacht zum Samstag überfielen Kämpfer der radikalislamischen Taliban erst Kundus. Mehrere hundert Taliban-Kämpfer hatten die Stadt aus mehreren Richtungen angegriffen. 25 Sicherheitskräfte und Zivilisten starben. Die Taliban konnten mehrere Einrichtungen und Gebiete kurzzeitig einnehmen, zogen sich aber über Nacht wieder zurück.
Wenige Stunden später erfolgte um ein Uhr nachts dann ein Angriff auf die hundert Kilometer entfernte Provinzhauptstadt Pul-e Chumri. Mindestens sieben Menschen wurden getötet und weitere 45 verletzt. Die Angriffe erfolgten während den laufenden Bemühungen zwischen den Taliban und den USA, den jahrelangen Konflikt politisch beizulegen. Am Sonntagmorgen schrieb der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, auf Twitter, man stehe inzwischen an der Schwelle zu einem Abkommen mit den Taliban. Wenige Stunden davor hatte Khalilzad getwittert, er habe den Angriff auf Kundus bei den Verhandlungen in Doha zur Sprache gebracht. Gewalt wie in Kundus müsse aufhören.
Afghanen warfen den Taliban am Sonntag in sozialen Medien vor, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. Aktivisten spekulierten zudem darüber, ob die Taliban-Verhandler in der katarischen Hauptstadt Doha überhaupt einen Einfluss auf die Kommandeure in Afghanistan hätten. Experten zufolge sehen die Taliban militärische Gewinne als wichtiges Druckmittel in den Gesprächen über Frieden. Sie sähen zudem ohne offiziellen Waffenstillstand keine Notwendigkeit, die Angriffe einzustellen und würden darauf verweisen, dass auch die Sicherheitskräfte ihre Angriffe gegen sie weiterführten.