Mittelschwaebische Nachrichten
So gelingt der Wiedereinstieg ins berufsleben
Wer eine längere Jobpause hinter sich hat, bekommt bei zahlreichen Stellen Hilfe, damit die Rückkehr gelingt
Heilbronn/München Ausbildung oder Studium absolviert, danach einige Jahre gearbeitet und Karriere gemacht. Dann kamen die Kinder – oder man entschied sich für eine längere Pause. Aber irgendwann keimt bei den meisten das Bedürfnis auf, wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Mit dem Wunsch kommen aber nicht selten auch Zweifel. Kann man mit den Entwicklungen mithalten, ist man der rasant fortschreitenden Digitalisierung gewachsen? Solche Fragen sind ganz normal. Es hilft, für den Wiedereinstieg ausreichend Vorlauf einzuplanen. So lassen sich Optionen in Ruhe ausloten.
Sechs bis zwölf Monate vor dem Wiedereinstieg sollten Berufsrückkehrer ihr Vorhaben angehen. „So bleibt genügend Zeit, um sich zu informieren und sich gegebenenfalls fortzubilden“, sagt Ute GietzenWieland, Business- und MentalCoach. Bevor es ans Bewerben geht, sollten sich Rückkehrer ein klares Konzept machen, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollen. Wer holt das Kind vom Kindergarten ab und was ist, wenn der Sohn krank ist? Solche Fragen müssen geklärt und Aufgaben verteilt sein, denn das Thema dürften potenzielle Arbeitgeber beim Vorstellungsgespräch ansprechen.
Und dann ist da noch die Frage: Wo möchte man arbeiten? Ist die Tätigkeit, die man vor seiner Pause gemacht hat, noch die richtige? Hier lohnt ein Blick auf die Website der Bundesagentur für Arbeit. In der Rubrik „Karriere und Weiterbildung“finden Wiedereinsteiger Checklisten sowie Informationen zu Berufen, Verdienstmöglichkeiten Weiterbildungsmöglichkeiten. Außerdem bietet die Agentur mit dem Berufe-Check ein Selbsteinschätzungstool, das eigene Stärken mit Anforderungen von Berufen abgleicht. „Gerade nach einer längeren Familienphase ist es sinnvoll, sich ein Bild über die vorhandenen Fähigkeiten und ihren aktuellen Wert für den Wiedereinstieg zu verschaffen“, sagt Sandra Büchele. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit in Heilbronn.
Unterstützung bietet auch das Aktionsprogramm „Perspektive Wiedereinstieg“an. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Arbeitsagentur vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen. Im Internet können Interessierte nach Standorten für eine Beratung suchen. Dort werden zum Beispiel Workshops zu den Themen Kompetenzerfassung, Bewerbung und Gehaltsverhandlungen angeboten.
In München werden solche Workshops von dem Netzwerk power m organisiert. Monika Wegat ist Teil des Projektteams. „Wir machen mit Teilnehmern Rollenspiele“, erzählt sie. Experten loten dabei soziale, fachliche und methodische Kompetenzen der Teilnehmer aus. Danach steht ein individuelles Gespräch auf dem Plan. „Ziel ist herauszufinden, ob Wiedereinsteiger an ihren alten Job anknüpfen oder beruflich etwas Neues wagen wollen“, so Wegat.
Stellt sich hier zum Beispiel heraus, dass jemand in den früheren Beruf zurückkehren möchte, aber veraltete Fachkompetenzen hat, könnte man sich etwa von der Arbeitsagentur mit einem Bildungsoder gutschein eine Weiterbildung fördern lassen.
Schließlich geht es an die Stellensuche und das Schreiben von Bewerbungen. Wer unsicher ist, wie eine Bewerbung aussehen sollte, kann sich einen Coach an die Seite holen. Beim Vorstellungsgespräch sollten Wiedereinsteiger selbstbewusst auftreten, ohne zu übertreiben, rät Büchele. Bewerber können einfließen lassen, dass sie während der Auszeit wichtige Kompetenzen erworben oder verstärkt haben, die im Berufsalltag essenziell sind: etwa Organisationstalent, weil man während der Elternzeit viele Termine und Verpflichtungen von Familienmitgliedern koordiniert hat. Gleichzeitig gilt es, überzeugend aufzutreten und seinem Gegenüber das Gefühl zu geben, die gestellten Anforderungen erfüllen und neue Herausforderungen meistern zu können.
Generell sollten Wiedereinsteiger darauf achten, dass die angestrebte Tätigkeit einem mehr als bloß Geld bringt. „Der Beruf muss auch Spaß machen“, stellt Wegat klar. Sie rät dazu, eine Vision zu entwickeln, wo man in fünf oder zehn Jahren mit Blick auf den Job stehen möchte. Denn sich selbst Ziele zu stecken, ist motivierend.