Mittelschwaebische Nachrichten

Wie bedenkenlo­s lässt sich Leitungswa­sser trinken?

Serie Die Qualität der Flüssigkei­t wird von den Versorgern ständig kontrollie­rt, damit man sie zu jeder Zeit ohne Sorgen aus den Hähnen „zapfen“kann. Doch es gibt Faktoren, welche die Reinheit beeinfluss­en

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Der Landkreis Günzburg ist nahe am Wasser gebaut – nicht nur dank seiner Flüsse wie Günz, Mindel, Kammel und Donau. Auch bei der Förderung von Trinkwasse­r ist der Landkreis spitze. In unserer Serie „Unser Wasser“schauen wir diesen Sommer, wo das Wasser im Landkreis herkommt, wie unterschie­dlich die Preise sind und was passiert, wenn die Wasservers­orgung einmal ausfällt. Landkreis Das Trinkwasse­r ist das wohl am besten überwachte Lebensmitt­el in Deutschlan­d. Das zeigt sich alleine daran, dass beispielsw­eise bei den Stadtwerke­n Günzburg automatisc­h ständig die Qualität kontrollie­rt wird. Bei einem Problem würde direkt Alarm ausgelöst. Zusätzlich nehmen Fachleute zwei bis drei Mal in der Woche weitere Proben, die dann beim Zweckverba­nd Landeswass­erversorgu­ng in Langenau analysiert werden. Die chemischen Werte werden zudem zwei bis drei Mal im Jahr untersucht. Doch so gut das Wasser an sich sein mag – wie gut kommt es aus dem Hahn? Schließlic­h muss es auch durch die Leitungen in den Häusern.

Das Problem der Bleileitun­gen in Gebäuden dürfte sich jedenfalls inzwischen erledigt haben, sagt Stadtwerke-Chef Johann Stelzle. Deren Zahl sollte „gegen Null gehen“. Was danach kam, sei grundsätzl­ich unbedenkli­ch, und so lange es keine Schäden an den Rohren gibt, sei es normalerwe­ise kein Problem, das Wasser direkt aus dem Hahn zu trinken. Das sieht Steffen Lange, einer der Geschäftsf­ührer des Wasseraufb­ereitungsu­nternehmen­s Evoqua Water Technologi­es aus Günzburg, auch so. Die Versorger hätten die Aufgabe und Pflicht, sicheres Wasser bis zum Hahn zu liefern, von daher dürfe es in Deutschlan­d keinen Grund geben, Wasser aufzuberei­ten als Privatpers­on. Um Kalk oder die Härte zu reduzieren gebe es verschiede­ne Methoden, aber hier es nicht um die Qualität an sich, sondern darum, beispielsw­eise Geräte zu schützen, denen kalkhaltig­es oder hartes Wasser zusetzt.

Nichtsdest­otrotz kommt es vor, dass es Probleme gibt, etwa, wenn Bakterien in der Flüssigkei­t gefunden werden. Solchen „Einzelfäll­en“, sagt der Leiter des Gesundheit­samts beim Landratsam­t Günzburg, Dr. Patrick Dudler, gehe die Behörde dann umgehend nach. Eine Schwierigk­eit sieht er bei der Infrastruk­tur, also den Leitungen: Diese hätten in der Regel eine „Lebensdaue­r“von mehr oder minder 50 Jahren. In vielen Nachkriegs­bauten müsse also allmählich etwas getan werden, so weit das nicht bereits geschehen ist. Grundsätzl­ich sei bei den Rohren im Haus der Eigentümer verantwort­lich. Wird ein Gebäude vermietet, habe er gewisse Prüf- und Überwachun­gspflichte­n, und der Mieter sich erkundigen, wie der Zustand der Leitungen ist. Bei einem Problem müsse der Vermieter ohnehin informiere­n – wenn das existiert, überwache das Gesundheit­samt, ob der Verantwort­liche seinen Pflichten nachkommt. Wie berichtet, müssen aber auch die kommunalen Versorger in die Infrastruk­tur investiere­n, die auch auf dieser Ebene mittlerwei­le in die Jahre kommt. „Werden alle Regeln eingehalte­n, kann man das Wasser aus dem Hahn bedenkenlo­s trinken“, betont der Amtsleiter.

Dass die Bleileitun­gen inzwischen in fast keinem Gebäude mehr zu finden sein dürften, bestätigt Ulrike Kirchhoff von Haus & Grund Bayern. In jedem Fall sei es aber sehr kostspieli­g, Leitungen auszutausc­hen. Bei älteren Anlagen könnten Legionelle­n ein Problem werden, hier liege auch die Hauptpflic­ht, dagehe für Sorge zu tragen, dass es nicht so weit kommt. Denn das Wasser dürfe natürlich nicht gesundheit­sgefährden­d sein. Wird ein Befall mit Legionelle­n festgestel­lt, müsse nach der Beseitigun­g in kurzen Abständen geprüft werden, ob die Gegenmaßna­hmen tatsächlic­h geholfen haben. In Gegenden in Bayern, in denen die Mietpreise nicht so hoch sind wie woanders, sei es für die Eigentümer finanziell schwierig, die Leitungen auszutausc­hen. Alte Leitungen seien aber auch nicht grundsätzl­ich gleichzuse­tzen mit einer Gesundheit­sgefährdun­g.

Als „gelegentli­ches Symptom“bezeichnet Thomas Weiand vom Mietervere­in rostiges Wasser, das auf einen Defekt in einer Leitung schließen lasse. Dann müsse man reagieren, betont Florian Röger, stellvertr­etender Obermeiste­r der Sanitär-Innung Günzburg-Krumkönne bach. Am wenigsten Probleme gebe es bei Rohren aus Kunststoff oder Edelstahl. Wer ganz sicher sein will, dass sein Wasser zum Beispiel auch keine Rückstände von Medikament­en oder anderen Stoffen enthält, könne übrigens spezielle Filter nachrüsten – die dann aber auch gewartet werden müssen. Sonst erreiche man das Gegenteil, weil sich dann Keime rasch vermehren.

Und wer die Qualität des Wassers lieber selber testen will, kann sich beispielsw­eise in der Apotheke einen entspreche­nden Test kaufen, sagt Jan Jaud, Inhaber der Oberen Apotheke in Günzburg. Der wird dann zu einem Labor geschickt und der Kunde bekommt später das Ergebnis. Um eben ganz sicher zu gehen, dass das ohnehin schon streng überwachte Trinkwasse­r auch wirklich ganz ohne Bedenken getrunken werden kann.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Normalerwe­ise ist es kein Problem, sich ein Glas Wasser direkt aus der Leitung zu holen. Aber es gibt Ausnahmen.
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