Mittelschwaebische Nachrichten
Alles Camilleri
Der Altmeister nicht nur mit neuem Krimi
Ja, es gibt auch wieder Neues von seinem Commissario Montalbano auf Deutsch, den 20. Fall inzwischen (im italienischen Original sind es bereits 26), mit dem Titel „Das Nest der Schlangen“(Übs. Rita Seuß und Walter Kögler, Bastei Lübbe, 272 S., 22 ¤). Aber mit seinen inzwischen 93 Jahren liefert dessen Schöpfer, der ohnehin weit über die Krimis hinaus und auch in Theater und Film aktive Andrea Camilleri, seit einiger Zeit auch leichthändige Rückblicksgeschichten auf sein bewegtes Leben und auch neue Kurzprosa.
Vor gut einem Jahr erschien das charmante „Frauen“(Rowohlt, 224 S., 9,99 ¤), dann folgte mit „Die Inschrift“(Kindler, 80 S., 14,95 ¤) ein Mini-Roman als Lehrstück über Politik und Moral im Umgang mit dem Faschismus – wunderbar passend ins aktuelle Italien und hübsch ergänzt durch den Brief einer Leserin. Beides fortsetzend gibt es nun (wieder von Annette Kopetzki übersetzt) literarische Erinnerung an besondere Begegnungen in Camilleris langem Leben.
„Gewisse Momente“, im Original erschienen zum 90. Geburtstag des Autors, führt zu Größen wie Pasolini, zu einem weltlich verständnisvollen Kardinal, der später zu Papst Johannes XXIII. werden sollte, und erzählt dabei witzig wie tragisch den Werdegang Camilleris mit. Ist aber am stärksten abseits aller Prominenz, wenn es etwa um eine Prostituierte in seinem Heimatdorf geht. Camilleri schreibt das Leben.