Mittelschwaebische Nachrichten
Die Liebe und das Kampfschwein
Tischtennis Höchst überraschend stehen die Burgauerinnen an der Bezirksoberliga-Spitze. Marion Reidinger nennt Ursachen für das Hoch
Burgau Niemand hatte damit gerechnet, dass es so gut laufen könnte. Als Spitzenreiter der Bezirksoberliga Schwaben Nord gehen die Tischtennisspielerinnen des TSV Burgau ins neue Jahr. Ihrem Herbst-Hoch würden sie im Frühjahr allzu gerne die Krone aufsetzen: Der Titelgewinn wäre eine sportliche Sensation für die Mannschaft, die sich vor Rundenbeginn eigentlich an Position vier bis sechs in der Zehner-Liga gesehen hatte. Das Selbstvertrauen jedenfalls ist vorhanden. Marion Reidinger, Nummer vier im Team, sagt forsch: „Wir tun unser Bestes, dass wir die Rückrunde auch so gut hinbekommen.“
An Bodenhaftung mangelt’s der Spielerin keineswegs, und Reidinger fügt auch sofort hinzu, dass im Falle des Aufstieges das sportliche Ende der Fahnenstange auf jeden Fall erreicht wäre. Der SV Mindelzell genügt den Burgauerinnen als Bei- spiel: Der Verein aus dem Süden des Landkreises Günzburg stieg in die Verbandsliga auf und ist dort mit 0:18 Zählern Laternenträger. „Ja, die Verbandsliga ist schon happig“, sagt Reidinger. „Aber wir würden es auf jeden Fall versuchen.“
Die Ursachen für den eigenen, kolossalen Erfolg in dieser Herbstrunde liegen für Reidinger auf der Hand. Da ist zunächst die neue Nummer eins im Team, Christiane Leichsenring. Die Fürtherin landete nach einem beruflichen Praktikum in Günzburg bei den Burgauerinnen, weil sie der Liebe wegen gleich in Westschwaben blieb. „Das war für uns ein ganz großes Glück, sie hat uns extrem verstärkt“, sagt Reidinger über die Mitspielerin.
An Position zwei spielt Jutta Wiedemann. Sie ließ sich durch ein im Sommer in Bozen absolviertes Trainingslager so inspirieren, dass sie zur Saison-Hälfte mit 16:3 Spielen die beste Einzel-Bilanz der gesamten Liga aufweist. Auf viel Erfah- rung baut unterdessen Burgaus Nummer drei, Gabriele Reidinger. Ihr Erfolgsgeheimnis an der Platte ist ein familiärer Energieschub: Sie wurde im vergangenen Jahr Oma.
Bleibt Marion Reidinger. Gut, ihre Einzel-Bilanz ist ausbaufähig, aber sie will alles dafür tun, um sich in der Frühjahrsrunde zu verbessern. Vor ihrem demnächst anstehenden Ägypten-Urlaub hat sie sich vergewissert, dass das Hotel über Tischtennisplatten verfügt. „Das wird mein persönliches Trainingslager. Da möchte ich schon schauen, dass ich jeden Tag eine Stunde an der Platte stehe.“
Gezicke im Team gibt’s übrigens gar nicht, betont Marion Reidinger. Zusammenhalt und Harmonie werden groß geschrieben. Und es gibt eine weitere Qualität, die stets dann zum Vorschein kommt, wenn die Sache schiefzugehen droht: „Stark macht uns, dass wir zwischendrin mal das Kampfschwein auspacken“, formuliert die Spielerin.