Mittelschwaebische Nachrichten

Vom Haifisch beim Zahnarzt

Karin Sterners humorvolle­r und hintersinn­iger Auftritt im Bürgerhaus

- VON ELISABETH SCHMID

„Im wilden Wasser tief im Schlund, dort lauert er, der Sockenkasp­er und mampft die Strümpfe“: Der Sockenkasp­er? In den Gedichten von Karin Sterner begegnen wir immer wieder ungewöhnli­chen Gestalten – und dabei kommt der Humor nicht zu kurz. Jetzt war Karin Sterner auf Einladung der Krumbacher Volkshochs­chule zum zweiten Mal im Rahmen des Literaturh­erbstes im Bürgerhaus zu Gast. Sie las aus ihrem Gedichtban­d „Bügeleisen Traum mit Avocado Konstante“. Karin Sterner ist Dozentin der Volkshochs­chule Neu-Ulm (Latein und PC-Kurse). Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Neu-Ulm. Die Liebe zum Dichten begann schon in ihrer Kindheit. Dichten und Schreiben ist für sie eine Berufung. Anregungen für ihre Gedichte holt sie sich aus dem Alltag oder aus dem Urlaub und sie lässt sich auch gerne aus der Geschichte oder Märchenwel­t inspiriere­n. Manchmal kommen ihr die Ideen nachts oder in ihren Träumen, aus diesem Grund hat sie einen Schreibblo­ck und einen Stift auf dem Nachtisch liegen. So kann sie alles, was ihr so einfällt, aufschreib­en. Wenn Karin Sterner an die Entstehung ihrer Gedichte denkt, muss die Autorin immer wieder selbst lachen, man merkt ihr an, wie viel Freude sie an ihren Arbeiten hat und wie viel Freude es ihr macht, sie den Gästen vorzutrage­n.

Wenn das Bügeleisen in die Galaxie abtaucht

Tierisch ging es bei der Lesung in Krumbach mit den Zähnen des Haifisches weiter, frech nach Berthold Brecht, aus der Dreigrosch­enoper, „denn der Haifisch, der hat Zähne“. Aber Karin Sterner denkt da weiter. Was ist, wenn der Hai Zahnweh hat? Und auch noch Angst vor dem Zahnarzt hat? In einem ihrer Werke hat sie zwei Märchen zusammenge­legt – und so bekam die Prinzessin auf der Erbse den Frosch. Und dann war da noch die Geschichte über ein Bügeleisen, das dampfend in die Galaxie abtauchte. „Ich weiß in der Praxis, wozu ein Bügeleisen dient, aber gebügelt habe ich noch nie“, sagte Karin Sterner verschmitz­t. Das ist ihr Markenzeic­hen: verschmitz­t, witzig, intelligen­t, humorvoll, sehr hintergrün­dig und dabei aber auch sinnlich. Dabei ist ihr Humor jenseits von unnötigem Ernst und Wichtigtue­rei. Für die musikalisc­he Umrahmung des Abends war der Gitarrist Manfred Bootz zuständig. Bootz ist Komponist und Gitarrenle­hrer. Er spielte viel Coversongs – dies immer auf seine eigene Weise. Aber er komponiert auch selbst. Der Musiker überzeugte mit großem musikalisc­hen Können. Teils wehmütig, etwa mit Musik aus Irland und Schottland, dann wieder leidenscha­ftlicher: Bootz traf an einem bemerkensw­erten Literatura­bend zu Karin Sterners Lyrik stets den richtigen Ton.

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Foto: Elisabeth Schmid Karin Sterner las aus ihrem Gedichtban­d „Bügeleisen Traum mit Avocado Konstante“. Musikalisc­h begleitet wurde sie von Manfred Bootz.

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