Mittelschwaebische Nachrichten
Vom Haifisch beim Zahnarzt
Karin Sterners humorvoller und hintersinniger Auftritt im Bürgerhaus
„Im wilden Wasser tief im Schlund, dort lauert er, der Sockenkasper und mampft die Strümpfe“: Der Sockenkasper? In den Gedichten von Karin Sterner begegnen wir immer wieder ungewöhnlichen Gestalten – und dabei kommt der Humor nicht zu kurz. Jetzt war Karin Sterner auf Einladung der Krumbacher Volkshochschule zum zweiten Mal im Rahmen des Literaturherbstes im Bürgerhaus zu Gast. Sie las aus ihrem Gedichtband „Bügeleisen Traum mit Avocado Konstante“. Karin Sterner ist Dozentin der Volkshochschule Neu-Ulm (Latein und PC-Kurse). Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Neu-Ulm. Die Liebe zum Dichten begann schon in ihrer Kindheit. Dichten und Schreiben ist für sie eine Berufung. Anregungen für ihre Gedichte holt sie sich aus dem Alltag oder aus dem Urlaub und sie lässt sich auch gerne aus der Geschichte oder Märchenwelt inspirieren. Manchmal kommen ihr die Ideen nachts oder in ihren Träumen, aus diesem Grund hat sie einen Schreibblock und einen Stift auf dem Nachtisch liegen. So kann sie alles, was ihr so einfällt, aufschreiben. Wenn Karin Sterner an die Entstehung ihrer Gedichte denkt, muss die Autorin immer wieder selbst lachen, man merkt ihr an, wie viel Freude sie an ihren Arbeiten hat und wie viel Freude es ihr macht, sie den Gästen vorzutragen.
Wenn das Bügeleisen in die Galaxie abtaucht
Tierisch ging es bei der Lesung in Krumbach mit den Zähnen des Haifisches weiter, frech nach Berthold Brecht, aus der Dreigroschenoper, „denn der Haifisch, der hat Zähne“. Aber Karin Sterner denkt da weiter. Was ist, wenn der Hai Zahnweh hat? Und auch noch Angst vor dem Zahnarzt hat? In einem ihrer Werke hat sie zwei Märchen zusammengelegt – und so bekam die Prinzessin auf der Erbse den Frosch. Und dann war da noch die Geschichte über ein Bügeleisen, das dampfend in die Galaxie abtauchte. „Ich weiß in der Praxis, wozu ein Bügeleisen dient, aber gebügelt habe ich noch nie“, sagte Karin Sterner verschmitzt. Das ist ihr Markenzeichen: verschmitzt, witzig, intelligent, humorvoll, sehr hintergründig und dabei aber auch sinnlich. Dabei ist ihr Humor jenseits von unnötigem Ernst und Wichtigtuerei. Für die musikalische Umrahmung des Abends war der Gitarrist Manfred Bootz zuständig. Bootz ist Komponist und Gitarrenlehrer. Er spielte viel Coversongs – dies immer auf seine eigene Weise. Aber er komponiert auch selbst. Der Musiker überzeugte mit großem musikalischen Können. Teils wehmütig, etwa mit Musik aus Irland und Schottland, dann wieder leidenschaftlicher: Bootz traf an einem bemerkenswerten Literaturabend zu Karin Sterners Lyrik stets den richtigen Ton.