Mittelschwaebische Nachrichten
Gurken aus dem ewigen Eis
Warum deutsche Forscher am Südpol Gemüse anbauen
Deutschlands südlichstes Gewächshaus steht zurzeit in der Antarktis. Dort haben Wissenschaftler der deutschen Forschungsstation „Neumayer III“kiloweise frisches Gemüse gezüchtet. In einem gut isolierten Container. Ohne Tageslicht, Erde und Pestizide. Und draußen hat es bis zu 42 Grad minus. Klappt gut.
Vor allem die Gurken gedeihen ordentlich. So sehr, dass sie der Crew schon fast wieder zu den Ohren rauskommen. Nur mit den Erdbeeren hapert es noch. Die künstliche Befruchtung macht Probleme. Zweck der Übung ist aber nicht, Antarktisforscher mit Vitaminen zu versorgen. Auftrageber ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Und dem geht es darum, dass die Mannschaften von Mond- und Marsmissionen frisches Grün auf den Teller bekommen.
Die Raumfahrt hat ja bekanntlich schon viele Entwicklungen und Erfindungen hervorgebracht, die dann ihren Weg in den Alltag der Menschen fanden. Beliebte Beispiele sind etwa Ohrthermometer, Akkuwerkzeuge, Trinkwasserfilter, Satellitenfernsehen und -navigation. Hochsensible Kameras, die 60 000 Grauabstufungen für Kometen zuordnen können, unterscheiden inzwischen auch Nebelschwaden von Waldbrandrauch. Und so weiter. Die Testergebnisse der antarktischen Gurkenzüchter werden womöglich eines Tages aber nicht nur auf das Leben auf Mond und Mars Einfluss haben. Elf Megametropolregionen mit über 20 Millionen Einwohnern gibt es bereits (Spitzenreiter ist Tokio mit 38 Millionen). Tendenz: steigend. Hightech-Gewächshäuser im Kühlschrankformat für immer noch mehr Hochhausappartements – sie werden vielleicht die Standard-Kleingärten der Zukunft sein. Leider.