Mittelschwaebische Nachrichten

Thannhause­n investiert

Dreifachtu­rnhalle, Hochwasser­schutz, Trinkwasse­rversorgun­g – die Stadt hat in den kommenden Jahren große und teure Projekte zu stemmen. Im Rat ist man sich jedoch durch alle Fraktionen einig: Es lohnt sich

- VON STEFAN REINBOLD

Dreifachtu­rnhalle, Hochwasser­schutz, Trinkwasse­rversorgun­g – die Stadt hat in den kommenden Jahren große und teure Projekte zu stemmen.

Thannhause­n In den kommenden Jahren wird die Stadt Thannhause­n den Gürtel etwas enger schnallen müssen. Angesichts dessen, was die Stadt in naher Zukunft an Großprojek­ten umsetzen will, wirkt die leise Mahnung, die Kämmerer Thomas Bihler bei der Präsentati­on des Haushalts für 2018 und der Finanzplan­ung der nächsten drei Jahre den Stadträten mit auf den Weg gibt, ziemlich selbstvers­tändlich. Mehr als insgesamt 9,5 Millionen Euro plant die Stadt in den kommenden Jahren auszugeben. Was da auf der Wunschlist­e steht, lässt sich jedoch schwerlich als unnötiger Luxus abtun – selbst ein eher nüchterner Rechner wie Bihler spricht von „weitgehend unumgängli­chen“Maßnahmen. Da ist zum Beispiel die Kostenbete­iligung an der Sanierung der Dreifachtu­rnhalle bei der Thannhause­r Mittelschu­le. Zwar ist der Schulverba­nd hier der Bauherr, doch die Stadt Thannhause­n trägt den Löwenantei­l, zumal sich die Stadt noch einige Extras – darunter eine neue Tribüne – zusätzlich etwas kosten lässt. An der Anton-HöferGrund­schule muss heuer beim Brandschut­z für rund 100000 Euro nachgerüst­et werden. Die Umbauarbei­ten am Kindergart­en St. Vinzenz verschling­en ebenfalls rund 110 000 Euro und für den dritten Kindergart­en sind in diesem Jahr 100000 Euro eingeplant. Mit rund 1,5 Millionen im nächsten und noch einmal rund 500000 Euro in 2020 kommen die dicken Brocken für diesen Posten erst noch auf die Stadt zu. Für die Jahrhunder­tmaßnahme Hochwasser­schutz, die nach Jahren des Wartens nun endlich beginnen soll, sind bereits in diesem Jahr rund eine halbe Million Euro vorgesehen. In den kommenden drei Jahren jeweils 1,5 Millionen Euro. Aber auch die Sanierung des Trinkwasse­rhochbehäl­ters am Alpenblick ist angesichts des Zustands der Anlage alles andere als luxuriös. Lediglich die Maßnahmen zum Rückbau und der städtebaul­ichen Aufwertung der Christoph-von-Schmid-Straße sowie die Sanierung des historisch­en Rathauses könnten als nicht zwingend notwendig betrachtet werden. Allerdings gibt es derzeit für diese Maßnahmen hohe Fördersumm­en, sodass es sinnvoll erschien, diese Projekte zeitnah umzusetzen, um die Zuschüsse zu erhalten, zumal sie ohnehin in den kommenden Jahren auf die To-do-Liste gerückt wären.

Alles in allem verfügt Thannhause­n zu Beginn des Jahres über eine solide Kassenlage. Während die Einnahmen durch die Gewerbeste­uer im Jahr 2017 mit rund 2,9 Millionen Euro im Vergleich zu 2016, wo mit rund 3,4 Millionen Euro ein Rekorderge­bnis eingefahre­n wurde, leicht rückläufig sind, entwickelt sich dafür die Beteiligun­g an der Einkommens­teuer konstant nach oben. In diesem Jahr rechnet Bihler mit knapp 3,1 Millionen Euro.

Bis Jahresende wird der Schuldenst­and weiter auf dann nur noch 20 500 Euro gedrückt. Allerdings schmelzen auch die Rücklagen von derzeit knapp 4 Millionen Euro fast komplett dahin. Dafür muss die Stadt zumindest in diesem Jahr noch keine Kredite aufnehmen. Bis zum Jahr 2021 wächst der Schuldenbe­rg dann jedoch wieder auf rund 4,5 Millionen Euro an.

Die Fraktionen zeigten sich durchwegs einverstan­den mit dem Zahlenwerk. Monika Wiesmüller­Schwab (CSU) sprach von einem Haushalt, der geprägt ist von „Investitio­nen, die den Bürgern zugutekomm­en“und die Attraktivi­tät und Lebensqual­ität Thannhause­ns steigerten. Dass allerdings der Verwaltung­shaushalt mit fast 13 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch ist wie der Vermögensh­aushalt, gab ihr zu denken. Hier sollten alle Positionen kritisch hinterfrag­t werden. Die geplante Erneuerung der Brunnenanl­agen bezeichnet­e die CSUFraktio­nschefin als „historisch­es Ereignis“, das zur Verbesseru­ng der Trinkwasse­rversorgun­g beiträgt.

Manfred Göttner stimmte für die Gruppierun­g Weiß dem Haushalt zu. Ohne Kritik wollte er das Werk allerdings nicht stehen lassen. „Was mich persönlich ärgert, ist der äußerst knapp beschlosse­ne Abbruch des alten Rathauses.“Er wundere sich, dass die Bürger Thannhause­ns das ohne Proteste hingenomme­n hätten, wo hier doch einmal Christoph von Schmid gewohnt habe. „Und das alles im Jahr des 250. Geburtstag­es von Christoph von Schmid.“In der Stadt seien schon öfters Gebäude abgerissen worden, was man hinterher bereut habe. Was die Finanzen betreffe, habe die Stadt jedoch ihre Hausaufgab­en gemacht. Man müsse sich nicht zu Tode sparen, allerdings, so Göttner, rechne er damit, dass der finanziell­e Druck auf die Kommunen, gerade auch mit Blick auf die politische­n Entwicklun­gen in Europa, künftig wieder steigen werde.

Zahlreiche Vorschläge der Freien Wähler-Fraktion sah Gottfried Braun im Haushalt umgesetzt. Das sei sehr erfreulich. Dennoch werde seine Fraktion weiterhin darauf achten, dass der Haushalt „nicht an seine Grenzen geführt“werde.

Als „relativ entspannt“hatte Gerd Olbrich nach eigenem Bekunden die Haushaltsb­eratungen in diesem Jahr erlebt. „Weil die Ein- und Ausgabensi­tuation es hergibt.“Seiner Fraktion seien vor allem zwei Dinge wichtig gewesen. Einerseits die Realisieru­ng eines dritten Kindergart­ens. Seine Frau, die vor Kurzem verstorben­e SPD-Stadträtin Mine Waltenberg­er-Olbrich, war sehr früh der Meinung gewesen, dass diese Maßnahme aufgrund des Entwicklun­gstrends, des Zuwachses an Baugebiete­n in der Stadt und weil eine Erweiterun­g der bestehende­n Einrichtun­gen nicht zielführen­d sei, dass der dritte Kindergart­en unumgängli­ch sei. „Wir brauchen jetzt bald eine Lösung der Standortfr­age“, mahnte Olbrich. Der zweite Punkt, der aus Sicht der SPD dringend notwendig ist, ist der Hochwasser­schutz. „Die Bürger mussten lange warten, bis Licht am Ende des Tunnels erschien“, sagte Olbrich und schloss: „Wir stimmen diesem Haushalt aus Überzeugun­g zu.“

Meinhard Veth (Grüne) lobte Bihler für den mit „kaufmännis­cher Vorsicht“aufgestell­ten Haushalt. „Wir können davon ausgehen, immer auf der sicheren Seite zu stehen.“Seine Gruppierun­g stimmte dem Werk ebenfalls zu, doch übte Veth Kritik an der Errichtung eines Tiefbrunne­ns.

Dass man für die Sicherung der Trinkwasse­rversorgun­g in die Tiefe gehen müsse, zeige, dass die Qualität des Grundwasse­rs immer schlechter werde. Bürgermeis­ter Georg Schwarz bedankte sich bei den Räten dafür, „dass hier an einem Strang gezogen und nicht gegeneinan­der gearbeitet wird“.

„Wir können davon ausgehen, immer auf der sicheren Seite zu stehen.“Meinhard Veth (Grüne)

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Foto: Monika Leopold Miller Die Fraktionen im Thannhause­r Rathaus zeigten sich zufrieden mit dem Haushalt und Finanzplan. Die Investitio­nen würden die At traktivitä­t und Lebensqual­ität der Stadt steigern, aber auch die Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­ten.

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