Mittelschwaebische Nachrichten
Thannhausen investiert
Dreifachturnhalle, Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung – die Stadt hat in den kommenden Jahren große und teure Projekte zu stemmen. Im Rat ist man sich jedoch durch alle Fraktionen einig: Es lohnt sich
Dreifachturnhalle, Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung – die Stadt hat in den kommenden Jahren große und teure Projekte zu stemmen.
Thannhausen In den kommenden Jahren wird die Stadt Thannhausen den Gürtel etwas enger schnallen müssen. Angesichts dessen, was die Stadt in naher Zukunft an Großprojekten umsetzen will, wirkt die leise Mahnung, die Kämmerer Thomas Bihler bei der Präsentation des Haushalts für 2018 und der Finanzplanung der nächsten drei Jahre den Stadträten mit auf den Weg gibt, ziemlich selbstverständlich. Mehr als insgesamt 9,5 Millionen Euro plant die Stadt in den kommenden Jahren auszugeben. Was da auf der Wunschliste steht, lässt sich jedoch schwerlich als unnötiger Luxus abtun – selbst ein eher nüchterner Rechner wie Bihler spricht von „weitgehend unumgänglichen“Maßnahmen. Da ist zum Beispiel die Kostenbeteiligung an der Sanierung der Dreifachturnhalle bei der Thannhauser Mittelschule. Zwar ist der Schulverband hier der Bauherr, doch die Stadt Thannhausen trägt den Löwenanteil, zumal sich die Stadt noch einige Extras – darunter eine neue Tribüne – zusätzlich etwas kosten lässt. An der Anton-HöferGrundschule muss heuer beim Brandschutz für rund 100000 Euro nachgerüstet werden. Die Umbauarbeiten am Kindergarten St. Vinzenz verschlingen ebenfalls rund 110 000 Euro und für den dritten Kindergarten sind in diesem Jahr 100000 Euro eingeplant. Mit rund 1,5 Millionen im nächsten und noch einmal rund 500000 Euro in 2020 kommen die dicken Brocken für diesen Posten erst noch auf die Stadt zu. Für die Jahrhundertmaßnahme Hochwasserschutz, die nach Jahren des Wartens nun endlich beginnen soll, sind bereits in diesem Jahr rund eine halbe Million Euro vorgesehen. In den kommenden drei Jahren jeweils 1,5 Millionen Euro. Aber auch die Sanierung des Trinkwasserhochbehälters am Alpenblick ist angesichts des Zustands der Anlage alles andere als luxuriös. Lediglich die Maßnahmen zum Rückbau und der städtebaulichen Aufwertung der Christoph-von-Schmid-Straße sowie die Sanierung des historischen Rathauses könnten als nicht zwingend notwendig betrachtet werden. Allerdings gibt es derzeit für diese Maßnahmen hohe Fördersummen, sodass es sinnvoll erschien, diese Projekte zeitnah umzusetzen, um die Zuschüsse zu erhalten, zumal sie ohnehin in den kommenden Jahren auf die To-do-Liste gerückt wären.
Alles in allem verfügt Thannhausen zu Beginn des Jahres über eine solide Kassenlage. Während die Einnahmen durch die Gewerbesteuer im Jahr 2017 mit rund 2,9 Millionen Euro im Vergleich zu 2016, wo mit rund 3,4 Millionen Euro ein Rekordergebnis eingefahren wurde, leicht rückläufig sind, entwickelt sich dafür die Beteiligung an der Einkommensteuer konstant nach oben. In diesem Jahr rechnet Bihler mit knapp 3,1 Millionen Euro.
Bis Jahresende wird der Schuldenstand weiter auf dann nur noch 20 500 Euro gedrückt. Allerdings schmelzen auch die Rücklagen von derzeit knapp 4 Millionen Euro fast komplett dahin. Dafür muss die Stadt zumindest in diesem Jahr noch keine Kredite aufnehmen. Bis zum Jahr 2021 wächst der Schuldenberg dann jedoch wieder auf rund 4,5 Millionen Euro an.
Die Fraktionen zeigten sich durchwegs einverstanden mit dem Zahlenwerk. Monika WiesmüllerSchwab (CSU) sprach von einem Haushalt, der geprägt ist von „Investitionen, die den Bürgern zugutekommen“und die Attraktivität und Lebensqualität Thannhausens steigerten. Dass allerdings der Verwaltungshaushalt mit fast 13 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch ist wie der Vermögenshaushalt, gab ihr zu denken. Hier sollten alle Positionen kritisch hinterfragt werden. Die geplante Erneuerung der Brunnenanlagen bezeichnete die CSUFraktionschefin als „historisches Ereignis“, das zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung beiträgt.
Manfred Göttner stimmte für die Gruppierung Weiß dem Haushalt zu. Ohne Kritik wollte er das Werk allerdings nicht stehen lassen. „Was mich persönlich ärgert, ist der äußerst knapp beschlossene Abbruch des alten Rathauses.“Er wundere sich, dass die Bürger Thannhausens das ohne Proteste hingenommen hätten, wo hier doch einmal Christoph von Schmid gewohnt habe. „Und das alles im Jahr des 250. Geburtstages von Christoph von Schmid.“In der Stadt seien schon öfters Gebäude abgerissen worden, was man hinterher bereut habe. Was die Finanzen betreffe, habe die Stadt jedoch ihre Hausaufgaben gemacht. Man müsse sich nicht zu Tode sparen, allerdings, so Göttner, rechne er damit, dass der finanzielle Druck auf die Kommunen, gerade auch mit Blick auf die politischen Entwicklungen in Europa, künftig wieder steigen werde.
Zahlreiche Vorschläge der Freien Wähler-Fraktion sah Gottfried Braun im Haushalt umgesetzt. Das sei sehr erfreulich. Dennoch werde seine Fraktion weiterhin darauf achten, dass der Haushalt „nicht an seine Grenzen geführt“werde.
Als „relativ entspannt“hatte Gerd Olbrich nach eigenem Bekunden die Haushaltsberatungen in diesem Jahr erlebt. „Weil die Ein- und Ausgabensituation es hergibt.“Seiner Fraktion seien vor allem zwei Dinge wichtig gewesen. Einerseits die Realisierung eines dritten Kindergartens. Seine Frau, die vor Kurzem verstorbene SPD-Stadträtin Mine Waltenberger-Olbrich, war sehr früh der Meinung gewesen, dass diese Maßnahme aufgrund des Entwicklungstrends, des Zuwachses an Baugebieten in der Stadt und weil eine Erweiterung der bestehenden Einrichtungen nicht zielführend sei, dass der dritte Kindergarten unumgänglich sei. „Wir brauchen jetzt bald eine Lösung der Standortfrage“, mahnte Olbrich. Der zweite Punkt, der aus Sicht der SPD dringend notwendig ist, ist der Hochwasserschutz. „Die Bürger mussten lange warten, bis Licht am Ende des Tunnels erschien“, sagte Olbrich und schloss: „Wir stimmen diesem Haushalt aus Überzeugung zu.“
Meinhard Veth (Grüne) lobte Bihler für den mit „kaufmännischer Vorsicht“aufgestellten Haushalt. „Wir können davon ausgehen, immer auf der sicheren Seite zu stehen.“Seine Gruppierung stimmte dem Werk ebenfalls zu, doch übte Veth Kritik an der Errichtung eines Tiefbrunnens.
Dass man für die Sicherung der Trinkwasserversorgung in die Tiefe gehen müsse, zeige, dass die Qualität des Grundwassers immer schlechter werde. Bürgermeister Georg Schwarz bedankte sich bei den Räten dafür, „dass hier an einem Strang gezogen und nicht gegeneinander gearbeitet wird“.
„Wir können davon ausgehen, immer auf der sicheren Seite zu stehen.“Meinhard Veth (Grüne)