Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Abschied mit Trompeten

Jahrelang war Anton Nadler Kapellmeis­ter bei „Volles Rohr Böhmisch“. Jetzt geht er in den Ruhestand

- VON WILHELM SCHMID Kartei der Not

Landkreis Anton Nadler, Kapellmeis­ter der weitum bekannten Unterhaltu­ngskapelle „Volles Rohr Böhmisch“– in Musikanten­kreisen und beim Publikum bestens als „der Nadler Toni“bekannt – hat sich in den Musiker-Ruhestand verabschie­det. In den zwölf Jahren seit der Gründung dieser Formation hat Nadler nicht nur das Publikum weit über den Landkreis Neu-Ulm hinaus begeistert, sondern auch mit seinen jährlichen Benefizkon­zerten für die Kartei der Not, dem Leserhilfs­werk unserer Zeitung, einen respektabl­en fünfstelli­gen Spendenbet­rag eingespiel­t.

Für diesen Anlass traten die Musiker um Toni Nadler stets honorarfre­i auf und gaben den gesamten Erlös des Konzertes für den guten Zweck. Dabei fanden die Auftritte stets in voll besetzten Konzertsäl­en statt; egal ob in Illertisse­n, Vöhringen, Senden, Reutti oder im Forum am Hofgarten in Günzburg. „Volles Rohr Böhmisch“war mit Toni Nadler aber weit über die engere Heimat – den Landkreis Neu-Ulm und die angrenzend­en Orte im Landkreis Günzburg und dem Alb-DonauKreis – hinaus auch in Oberschwab­en und im weiteren süddeutsch­en Raum anzutreffe­n. Die Kapelle trug seit ihrer Gründung wesentlich dazu bei, dass die böhmisch-mährische Stilrichtu­ng in den vergangene­n Jahren besonders auch bei der jungen Generation wieder populär wurde.

Nadler war dafür sowohl durch seine Ausbildung als auch durch sei- ne jahrzehnte­lange berufliche Tätigkeit prädestini­ert: Nach seinem Studium am damaligen LeopoldMoz­art-Konservato­rium in Augsburg, das er im Hauptfach Trompete abschloss, war er sein ganzes Berufslebe­n beim Heeresmusi­kkorps in Ulm tätig, wo er viele Jahre lang als Solotrompe­ter und als Korpsführe­r im Rang eines Oberstabsf­eldwebels verantwort­ungsvolle Aufgaben wahrnahm. An der Musikschul­e und am Nikolaus-Kopernikus­Gymnasium Weißenhorn wurden seine Qualitäten als Musiklehre­r ebenso geschätzt wie bei den Musikkapel­len der Umgebung: Er war 17 Jahre Dirigent beim Musikverei­n Schmiechen (Gemeinde Schelkling­en) und 16 Jahre in derselben Funktion beim Musikverei­n Pfaffenhof­en an der Roth tätig. Die Ernennung zum Ehrendirig­ent bei beiden Vereinen war die verdiente Anerkennun­g für seine hervorrage­nde musikalisc­he Arbeit.

Diese setzte er dann bei „Volles Rohr Böhmisch“fort, wo er wiederum großen Wert auf blitzsaube­re Intonation und Artikulati­on legte. So wurde die Kapelle ein Begriff für Qualität in der Musikszene und sie begeistert­e vor allem auch bei ihren Gemeinscha­ftsauftrit­ten mit anderen Formatione­n dieser Stilrichtu­ng wie den „Weinbergmu­sikanten“, „Blech & Co“und anderen. Nadlers ebenso fachkundig­e wie sympathisc­he Konzertmod­erationen waren stets Bestandtei­le des Gesamterfo­lges.

Auch mit eigenen Bearbeitun­gen böhmisch-mährischer Musikstück­e trug er zum Erfolg seiner Kapelle bei. So überrascht­e er im vergangene­n Jahr beim Konzert in Reutti mit einem originelle­n Arrangemen­t, in dem er den berühmten „Böhmischen Traum“mit der Polka „Wir Musikanten“kombiniert hatte. Seinen letzten Auftritt mit „Volles Rohr Böhmisch“absolviert­e Nadler passend zu seiner früheren Berufstäti­gkeit vor wenigen Wochen beim Paradekonz­ert auf dem Ulmer Marktplatz.

Nun hat er sich in bestem Einvernehm­en mit seinen Musikerkam­eraden in den verdienten Ruhestand zurückgezo­gen, aber man darf sicher sein, ihn bei einschlägi­gen Konzerten als Stammgast im Publikum wiederzuse­hen. Wie Gerhard Brandl, einer der Gründer von „Volles Rohr Böhmisch“, gegenüber unserer Zeitung bestätigte, bedauere man zwar den Entschluss, respektier­e diesen aber selbstvers­tändlich und habe den langjährig­en musikalisc­hen Leiter deshalb im besonderen Rahmen des Ulmer Paradekonz­ertes verabschie­det.

Ein Nachfolger für Toni Nadler am Dirigenten­pult von „Volles Rohr Böhmisch“, so erzählte Brandl weiter, sei bereits gefunden. Dieser steige nun in die Probenarbe­it ein und werde dann im Frühjahr des kommenden Jahres – vermutlich wieder bei einem Benefizkon­zert für die – offiziell der Öffentlich­keit vorgestell­t.

 ?? Archivfoto: Brücken ?? „Bis bald, auf Wiederseh’n !“: Mit dieser Polka pflegte sich Kapellmeis­ter Anton Nad ler mit „Volles Rohr Böhmisch“vom Publikum zu verabschie­den.
Archivfoto: Brücken „Bis bald, auf Wiederseh’n !“: Mit dieser Polka pflegte sich Kapellmeis­ter Anton Nad ler mit „Volles Rohr Böhmisch“vom Publikum zu verabschie­den.

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