Mittelschwaebische Nachrichten
Mit dem Flugzeug zum Auswärtsspiel
Sophia Eifler spielt Fußball in einem Collegeteam in den USA. Was sie beim Trainieren und Studieren erlebt
Albany Inzwischen bin ich seit fast zwei Monaten in den USA, in Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates New York. Mit einem Sportstipendium habe ich es geschafft, an der University at Albany angenommen zu werden, wo ich nun für vier Jahre studieren werde und im Collegeteam Fußball spiele.
Obwohl ich mich mittlerweile eingelebt, an den Campus gewöhnt und schon Einiges gesehen habe, muss ich immer noch aufpassen, dass ich mich hier nicht verlaufe. Das ganze Gelände ist ziemlich beeindruckend und vor allem groß. Neben den Gebäuden, in denen sich die Klassenzimmer beziehungsweise Hörsäle befinden, gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Zum Beispiel das neu erbaute Campus Center, in dem sich unter anderem ein Starbucks, ein FanShop der Universität, eine Bücherei und mehrere Schnellrestaurants befinden. Nicht zu vergessen sind natürlich die sogenannten Dorms, die Zimmer der Studenten, wo diese für mindestens ein Jahr wohnen. Und für mich am wichtigsten: die Sportanlage, bestehend aus einem großen American Footballund Fußballstadion, Leichtathletikstadion, einem Hockey-, Lacrosseund Baseball-Feld, mehreren Trainingsplätzen für alle Sportarten sowie einer riesigen Halle für Basketball und Volleyball. Das alles liegt in Reichweite zu einem großen Gebäude, in dem sich die Umkleideräume der Teams und die Büros der Trainer befinden.
Was für mich ebenfalls neu ist, ist der hohe Stellenwert jeglicher Sportarten bei den Amerikanern und den amerikanischen Universitäten, für die die Sportmannschaften das Aushängeschild Nummer Eins sind. Fast alle Spiele, egal welcher Sportart, werden gefilmt und live im Internet übertragen, manchmal sogar im Fernsehen. Auffällig ist außerdem die Professionalität der Sportteams während der Trainingseinheiten sowie bei der Vorbereitung auf Spiele. Die Trainingseinheiten werden stets mit höchster Intensität durchgeführt und die Trainer haben immer einen Plan, was sie mit der jeweiligen Einheit für das Team erreichen möchten. Die Aufnahmen der Spiele ermöglichen den Coaches obendrein eine gute Analyse des eigenen Spiels, aber auch eine sehr präzise Vorbereitung auf gegnerische Teams.
Jedes Mal, wenn mit meiner Fußballmannschaft ein Spiel bevorsteht, bekomme ich einen Tag im Voraus eine detaillierte Anweisung, welche Position ich spiele, was ich dabei beachten muss und welche Gegenspieler besonders gefährlich werden könnten. So kann sich jeder Spieler individuell auf seine Aufgabe im Spiel vorbereiten. Außerdem werden alte Spiele zusammen mit einem Assistenztrainer analysiert, um mögliche Fehler im nächsten Spiel zu vermeiden. Im Grunde dient alles dazu, bessere Fußballspielerinnen aus uns zu machen.
Mittlerweile hatte ich bereits sieben Spiele. Davon eines in Norfolk, Virginia, für das wir zehn Stunden mit dem Bus gefahren sind, sowie zwei Spiele in Colorado, für die wir sogar fliegen mussten. Das war bisher das größte Highlight. Wir haben nämlich nicht nur die zwei Spiele bestritten, sondern haben mit dem gesamten Team „Garden of the Gods“besucht. So konnten wir die einzigartige und wunderschöne Landschaft Colorados etwas kennenlernen.
Um diese Spiele bestreiten zu können, musste das Team aber erst einmal die „Preseason“überstehen. Preseason bedeutet eineinhalb Wochen lang zwei bis drei sehr intensive Trainingseinheiten pro Tag plus eine Krafttrainingseinheit an manchen Tagen. Anschließend hatten wir dann nur noch eine Einheit am Tag, mit einem freien Tag pro Woche, immer der Tag nach einem Spiel. Das geht selbstverständlich nur, wenn man keinen Unterricht hat. Deshalb trifft sich unser Fußballteam sowie das Männerfußballteam, das Footballteam, das Hockeyteam und das Volleyballteam schon circa einen Monat bevor die Uni startet.
Dieser Monat ist nun vorbei und vor Kurzem hat der Unterricht für alle Studenten begonnen. Noch sind sich viele Schüler nicht sicher, welche Fächer sie belegen, da man während den ersten Wochen noch Einiges tauschen oder umwählen kann, falls einem das Thema oder der Professor nicht zusagt.
Auch ich bin mir bei einigen Fächern unsicher und werde an meinem Stundenplan vermutlich noch etwas ändern. Aber das ist hier kein Problem und ganz normal. Es ist auch üblich, dass man als Sportler viel Unterricht verpasst. Ich habe zum Beispiel immer donnerstags und sonntags ein Spiel und weil die Entfernungen hier so groß sind, muss man immer früh genug losfahren. Die Professoren haben dafür aber Verständnis und helfen einem sogar beim Aufholen des verpassten Stoffes, indem sie beispielsweise im Unterricht verwendete Präsentationen zur Verfügung stellen. Von nun an heißt es also, Studium und Sport unter einen Hut zu bringen.