Mittelschwaebische Nachrichten
Easy Rider aus dem Ries
„Die letzte Sau“
Der junge Huber-Bauer aus einem Rieser Dorf ist zum Rebell geworden, seit seine traditionelle Schweinemast mit den Agrarfabriken nicht mehr mithalten kann. Sein alter Hof ist zur Ruine geworden, Birgit (Rosalie Thomass), sein Schwarm, hat ihn im Stich gelassen – sie soll fortan Vaters neuen Großmastbetrieb in Ostdeutschland führen. Also packt Huber seine letzte Sau in den Beiwagen und braust los, irgendwohin. Als Easy Rider aus der zentralbayerischen Provinz streift er sich den blauen Rieser Kittel über, setzt die schwarze Kappe mit der Quaste auf und schwingt sich auf eine ehrwürdige BMW R 25.
Golo Euler, ein junger Münchner Schauspieler, spielt den Outlaw mit wachsendem Selbstbewusstsein. Er ist nicht bereit, still und ergeben zu leiden; er bricht zu neuen Ufern auf und setzt sich an die Spitze einer Bewegung mit dem Kampfruf „So geht’s nicht weiter!“. Dabei ist der Huber eigentlich so wortkarg, wie die echten Rieser sind. Aron Lehmanns Film „Die letzte Sau“ist ein satirischer Reflex auf den unseligen Strukturwandel in der Landwirtschaft und in den Dörfern, der zusammen mit den Höfen auch die traditionellen Handwerke sterben lässt. Viele Spitzen hat Lehmann in seine Dialoge eingebaut. So bringt der aufgebrachte Metzger seinen schnöseligen Bankberater in völlige Konfusion, als er im Dialekt dessen hohlen Banker-Slang entlarvt. Lustiges und Tragisches liegen nahe beieinander in diesem klugen anarchischen Roadmovie. ****
Filmstart in Augsburg, Dillingen, Kaufbeuren, Meitingen, Memmingen, Nördlingen, Penzing, Wertingen