Gegen die Dunkelheit
Kalt waren sie zuletzt, die Abende, viel Regen fiel lotrecht. Auf was diese wochenendliche Sintflut hinausläuft: Der Sommer – er endet. Schon wieder.
Das ist so betrüblich wie unvermeidlich, und wenn man sein Leben – das wahre Leben – montags schon nicht in den Bergen verbringen kann, dann muss angesichts der drohenden Dunkelheit, angesichts des im Augustregen dräuenden Novembers, schnell eine Strategie her. Den Sommer im Herzen halten quasi. Oder so. Umso mehr, als dass die Tage schon wieder sehr kurz werden, bedenklich kurz. Die weißen Juni-Nächte, damals, viel zu lange her.
Da aber angesichts des unaufhaltsam nahenden herbstlichen Grau-in-Grauens die Sache mit der Sommerstrategie nicht so verfängt (und man zwar sollte, aber ja nicht den ganzen November immer auf Lanzarote verbringen kann), muss man zumindest sich selbst – mittels zu stimulierender Vorfreude auf etwas – versuchen zu überlisten. Umso mehr als dass, recht bald schon, auch noch die Uhren umgestellt werden.
Für Menschen der einfachen Freuden geht das so: Wenn es kälter wird, reagiert der Körper. Was sich in der Regel darin äußert, dass einen so eine Ahnung überkommt, ein Gusto, ein bestimmter Appetit auf etwas, das man vergessen und verdrängt hatte, sobald die Tage heller wurden. Für die dem Herbst folgende Eiseskälte muss die Körpermontur quasi winterfest gemacht werden.
Ein geeignetes Mittel hierzu ist eine überaus ausgewogene Mahlzeit, die es nur beim Metzger des Vertrauens gibt. Und so gehört es zu den Sommerend-Ritualen, dass dann, wenn es soweit ist, diesem unterdrückten und vergessenen Verlangen, dem traurigen Anlass entsprechend, nachgegeben wird. Einmal im Jahr.
Weshalb am 30. Oktober, dann wenn die Tage amtlich um eine Stunde kürzer gemacht werden, „Pizzaleberkäs mit süßem Senf“auf der Speisekarte stehen wird. Drei Semmeln, mit dicken Scheiben. Nur so, wenn überhaupt, ist das Kommende auszuhalten.