Sie will heute Bayerns beste Vorleserin werden
Hannah Reichert aus Mindelheim tritt im Landesentscheid gegen 15 andere Vorlesetalente an.
Mindelheim Hannah Reichert ist zwölf Jahre jung und besucht die sechste Klasse des Mindelheimer Maristenkollegs. Zusammen mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder lebt sie in Mindelheim. Was sie auszeichnet: dass sie gut vorlesen kann. Und zwar so gut, dass sie sich heute Nachmittag in München mit 15 anderen Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern aus den bayerischen Bezirken darin misst. Denn dort findet der Landesentscheid des deutschen Vorlesewettbewerbs statt.
„Ganz gut. Schon ein bisschen aufgeregt“, beschreibt sie ihre Gefühlslage zuvor. „Ich lese sehr gern und auch sehr viel in meiner Freizeit“, erzählt die Mindelheimerin. Das hat auch einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen, dass sie sich erst in ihrer Klasse, dann an ihrer Schule und im Bezirk Schwaben gegen ihre Vorlesekonkurrentinnen und -konkurrenten durchsetzen konnte.
Und wenn sie Seiten aufschlägt, dann am liebsten die von Fantasybüchern. Darunter bekannte Werke wie die Harry Potter-Reihe, aber auch viele andere, die man teilweise nicht so kennt, wie sie sagt.
„Das erste Mal, dass ich ein Buch so richtig gelesen habe, war mit acht Jahren“, erzählt die Gymnasiastin. Das war damals „Die Schule der magischen Tiere“, welches sie damals zum Geburtstag bekam. Wegen ihrer Begeisterung schrieb sie Margit Auer direkt Fanpost, die sogar von der Autorin beantwortet wurde. Sie habe sich sehr über das direkte Feedback aus ihrer Zielgruppe gefreut. Seitdem erscheinen jedes Jahr zwei neue Bände der Jugendbuchreihe, erzählt Reichert, die sie auch liest.
Ihr Lieblingsbuch ist das allerdings nicht. Zumindest nicht ihr Einziges. Denn: „Ich habe viele Lieblingsbücher.“Vor allem liebe sie die verschiedenen Arten, Geschichten zu erzählen und die verschiedenen Wege, wie Autorinnen und Autoren ihre Bücher aufbauen. Auch „normale“Jugendromane, wie sie sagt, beispielsweise „Die wilden Hühner“, lese sie gerne. Mit einem ihrer Lieblingsbücher hat sie sogar schon einen Erfolg im Lesewettbewerb
erzielt, das heißt „Wie ein Fisch im Baum“. Im Landkreis konnte sie mit ihrer vorgelesenen Passage daraus gewinnen. Das Buch, mit dem sie heute antreten wird, heißt „Randvoll mit Glück“ und wurde von Monika Feth geschrieben. „Die Geschichte und auch der Schreibstil sind sehr schön“, findet die Schülerin. Sie erzählt, dass es darin um ein Mädchen geht, das Teil einer Patchworkfamilie
wird. Die neue Schwester im Buch hat das Downsyndrom. „Erst gibt es dabei Probleme, dann entwickelt sich daraus aber eine Freundschaft.“
Mit ihrem Vorlesetalent will sie heute Nachmittag die Jury im Gasteig in München von sich überzeugen. In der ersten Runde lesen alle 16 Konkurrentinnen und Konkurrenten drei Minuten lang aus ihrem mitgebrachten Buch vor. „Dann gibt es eine Pause mit Snacks und Getränken“, sagt sie, die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Dann beginnt die zweite Runde, bei der sie einen unbekannten Text vorlesen muss. Sie freut sich auf den Wettkampf. Darauf, diese Erfahrung machen zu können. „Ich habe einen gescheiten Ehrgeiz und will gewinnen“, stellt sie klar. Durch ihre bisherigen Siege hat sie bereits zahlreiche Bücher und Buchgutscheine gewonnen. Der Gewinner oder die Gewinnerin in München wird danach, zusätzlich zu den Sachpreisen, das Bundesland Bayern beim Finale in Berlin vertreten. Die Sechstklässlerin hofft deshalb, dass auch sie heute „Randvoll mit Glück“ist.