Mindelheimer Zeitung

Union gibt sich nicht geschlagen

Wahlkampf Armin Laschet attackiert die SPD und provoziert mit einem Satz Empörung

- VON MICHAEL STIFTER

Nürnberg Die Union hat auf der Zielgerade­n des Bundestags­wahlkampfe­s die Lust am Kämpfen doch noch entdeckt. Auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg zeigte sich Kanzlerkan­didat Armin Laschet angriffslu­stig wie selten in den vergangene­n Wochen. Er schoss sich vor allem auf seinen sozialdemo­kratischen Rivalen Olaf Scholz ein, der in Umfragen stabil vor ihm liegt. Die SPD reagierte gereizt auf die Attacken des CDU-Vorsitzend­en.

Es war vor allem ein Satz Laschets, der ihm Gegenwind einbrachte. „In all den Entscheidu­ngen der Nachkriegs­geschichte standen Sozialdemo­kraten immer auf der falschen Seite“, hatte er in seiner Rede am Samstag gesagt. Und was war mit Willy Brandts Ostpolitik, mit Helmut Schmidts Kampf gegen den RAF-Terror, mit den vielen Jahren gemeinsame­r Koalitione­n? Wie die Union am Sonntag klarstellt­e, habe der Kanzlerkan­didat seine Worte lediglich auf die Finanz- und Wirtschaft­spolitik bezogen. Tatsächlic­h fuhr Laschet – nach einer kurzen Pause – fort: „In der Wirtschaft­sund Finanzpoli­tik. Edmund Stoiber hat das erlebt. Theo Waigel hat das erlebt.“Doch der erste Satz war in der Welt und ließ Spielraum für Interpreta­tionen. Er verbreitet­e sich als Videoschni­psel sofort weiter – und mit ihm die Kritik an Laschet.

Im Gespräch mit unserer Redaktion ging SPD-Vize Kevin Kühnert den CDU-Vorsitzend­en hart an. „Armin Laschet hat seine Rede auf dem CSU-Parteitag dazu genutzt, erneut den Anstand über Bord zu werfen und die politische Konkurrenz auf ehrabschne­idende Art und Weise zu verunglimp­fen“, sagte der 32-Jährige und schickte eine Kampfansag­e hinterher: „Wer der Sozialdemo­kratie ihre historisch­en Leistungen abspricht und sich über sie lustig macht, der wird jedoch das Gegenteil seines Ziels erreichen.“Es sei bezeichnen­d, dass die CDU-Zentrale

wortreich erklären müsse, ihr Vorsitzend­er sei missversta­nden worden, sagte Kühnert. „Wer andauernd seine Worte erläutern muss, der sollte überlegen, ob er als Kanzler auf der Weltbühne bestehen kann. Dort geht es nämlich im Zweifel um Krieg und Frieden und nicht um einen billigen Lacher beim CSU-Parteitag.“SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil sprach vom „Höhepunkt einer Schmutzkam­pagne“und sagte sogar, Laschet klinge wie ein „Mini-Trump“.

In Nürnberg reagierten die CSUDelegie­rten eher erleichter­t darauf, dass Laschet den Schalter auf Angriff umlegte. Vor allem in Bayern

„Armin Laschet hat seine Rede auf dem CSU‰Partei‰ tag dazu genutzt, erneut den Anstand über Bord zu werfen.“

SPD‰Vize Kevin Kühnert

war der Unmut groß gewesen, dass der Wahlkampf der Union seit Wochen eher vor sich hin plätschert­e. CSU-Chef Markus Söder hatte den eigenen Kanzlerkan­didaten immer wieder aufgeforde­rt, richtig zu kämpfen.

Das tat Laschet dann nicht nur in Nürnberg, sondern auch beim zweiten TV-Triell der Kanzlerkan­didaten am Sonntagabe­nd. Laschet, Annalena Baerbock und Scholz lieferten sich einen teilweise scharfen Schlagabta­usch. Angesichts der Ermittlung­en gegen die Geldwäsche­Zentralste­lle des Zolls versuchte vor allem Laschet den SPD-Bewerber unter Druck zu setzen. Auch mit Blick auf den Wirecard-Skandal musste sich Scholz verteidige­n.

Laschet wiederum schloss eine Juniorroll­e der Union in einer SPDgeführt­en Bundesregi­erung nicht generell aus. In der Politik erfahren Sie mehr über den WahlkampfE­ndspurt. Im Kommentar geht es um Polemik und Parolen.

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