Die Qualität zum Erfolg
Test Der SUV e-Niro von Kia wirkt ausgereift. Doch ihm sitzt sein „Nachfolger“im Nacken
Die Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge steigen extrem. Kein Wunder, denn sie kommen den Wünschen der Kunden in Sachen Reichweite und Preis immer näher. Da macht auch der Kia e-Niro keine Ausnahme, auch wenn der „Nachfolger“quasi schon in den Startlöchern steht.
Jetzt sind sie schon reihenweise auf dem Markt: Elektroautos, die auch als solche konstruiert wurden und nicht umgemodelte Verbrenner sind. Kia schickt als „echten“Stromer den e-Niro an den Start. Und der macht eine gute Figur, auch wenn er optisch jetzt nicht gerade zu den „Aufregern“zählt, dafür als solide und gelungen bezeichnet werden darf. Ansprechende kleine Speziallösungen sind beispielsweise die flexiblen Getränkehalter, die „Driver-only“-Heizungsmöglichkeit und die 220-Volt-Steckdose.
Das Platzangebot ist sehr ansprechend, vorne wie hinten, der Wohlfühlfaktor gut und qualitativ langstreckentauglich. Ablageflächen sind mehr als ausreichend vorhanden. Im Kofferraum erwartet uns eine kleine Ladekante und bei umgeklappten Rücksitzen (2:1) eine leichte Schräge.
Wer auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, der sieht sich mit den doch noch vielen Schaltern und Hebeln nicht vor unlösbare Aufgaben gestellt. Alles ist irgendwie selbsterklärend und gut bedienbar, wie auch schon beim Verbrenner, kennt man sich erst einmal mit der Terminologie aus.
Losfahren geht so: Bremse und Startknopf drücken, warten, bis alle Systeme hochgefahren sind, den Drehknopf auf D stellen, das Gaspedal betätigen und losgeht’s, ganz einfach, quasi geräuschlos, angenehm. Lenkung und Fahrwerk halten keine Überraschungen parat, der Federungskomfort ist okay, der Wagen gut überschau- und dirigierbar, das Fahrgefühl angenehm trotz des hohen Gewichts des SUV.
Die Zahl der technischen Raffinessen ist groß und dem derzeitigen Stand noch angemessen. Wer das Cruise-Control-Sytem einschaltet, kann sich, abgesehen vom Lenken, beruhigt der Technik überlassen, die den Wagen automatisch bremst, beschleunigt und nach Stillstand sogar wieder anfahren lässt. Ein Komfort, an den man sich schnell gewöhnt und den man nicht mehr vermissen möchte, auch aus sicherheitstechnischen Gründen.
Je nachdem, wie sehr man seinen Gasfuß zügeln möchte oder nicht, sind Verbrauchswerte zwischen 13 und 23 Kilowattstunden möglich. Mit dem Verkehr mitschwimmen ist locker mit den von Kia angegebenen 14,9 kWh drin und damit eine Reichweite von gut über 400 Kilometer, auch dank der guten Rekuperationsmöglichkeiten. Wer allerdings auch bei strenger Kälte viele Kilometer am Stück fahren möchte, sollte zu der optionalen Wärmepumpe greifen.
Muss man dann an die Ladesäule, kann der 64 kWh-Akku von 20 auf 80 Prozent in gut 45 Minuten geladen werden, an der heimischen Wallbox dauert einmal volladen rund viereinhalb Stunden.
Fazit: Mit dem e-Niro gelang Kia ein ordentlicher Einstieg in den Elektrofahrzeugmarkt. Sieben Jahre Garantie sind ein gutes Verkaufsargument, das 15000-Kilometer-Service-Interwall allerdings weniger. Der Spurhalteassistent funktioniert bei manchem Konkurrenzmodell besser. Überhaupt gibt es inzwischen in Sachen Fahrassistenzsystem Reichhaltigeres. Das ist natürlich dem geschuldet, dass der Wagen über zwei Jahre auf dem Markt ist. Nachbessern lohnt nicht mehr, denn der „Nachfolger“, der EV 6, steht schon in den Startlöchern.