Eine fantastische Woche für die Amateure
Die Bezeichnung „Profi“muss sich der Profi erst verdienen. Im Wortsinn. Wer eine Tätigkeit zum Erwerb des Lebensunterhalts ausübt, ist ein Profi. Diese Zeilen sind also geschrieben von einem Profi-Journalisten. Das freilich sagt noch nichts aus über die Qualität des vorliegenden Textes.
Profis gelten gemeinhin als Experten. Von einem Profi-Klempner wird berechtigterweise erwartet, das verstopfte Rohr schneller und nachhaltiger von allerlei durchflußhindernden Materialien zu befreien, als das beim Hobby-Heimwerker der Fall ist.
Vereinsbosse europäischer TopKlubs sind auch Profis. Sie haben in den vergangenen Tagen allen Freizeitbastlern, Breitensportlern und Hobbykünstlern Mut gemacht. Zweifelsfrei haben die Granden in Madrid, Manchester und Mailand sämtliche Unwägbarkeiten einer Super League abgeschätzt. Vorteile (Geld, Mäuse, Cash, Asche, Kies) und Nachteile (Vertrauensverlust, Irrsinn, Fanaufstände, Verlust des letzten bisschen Chancengleichheit und Integrität) gegeneinander abgewogen. Dass sie zu einer Lösung gekommen sind, deren Haltbarkeit kaum höher ist als bei einem in sengender Sonne gelagerten Fisch: Fehler passieren nun mal. Jedem Profi. Der Finanzaufsicht kann auch mal eine kleine Unschärfe durchrutschen. Ist ja auch wirklich nicht damit zu rechnen, dass die Wirecard-Profis ihre Bilanzen mit kreativem Eifer erstellt haben. Oder die Profi-Volksvertreter. Ein Maßnahmenkatalog, der sich an Inzidenzen von 35, 50, 100, 200 oder 165 entlang hangelt, mag nach illegalem Glücksspiel ausschauen – ist aber letztlich die Folge professioneller Überlegungen.
Wenn nun aber schon die Besten der Besten Fehler machen, braucht sich kein Amateur mehr grämen. Soll sich das verstopfte Rohr doch in des Nachbars Garten ergießen. Mag in der Steuererklärung auch ein wenig geflunkert werden, Irren ist menschlich. Am Ende wird alles gut. Die zwölf Profi-Klubs werden schließlich auch wieder von der Uefa in die Arme geschlossen.