Mindelheimer Zeitung

Gedeckte Tische als Zeichen des Unmuts

Corona‰Krise Mit gedeckten Tischen und gemachten Betten in Bad Wörishofen­s Innenstadt erhöhen Hotelbetre­iber und Gastronome­n den Druck. „Wir hoffen auf ein Signal“, sagt Hubertus Holzbock vor einem entscheide­nden Treffen

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörshofen Wer dieser Tage Sitzgelege­nheiten in einen Biergarten trägt, darf sich sofortiger Kundschaft sicher sein. „Passanten haben gleich gefragt, ob hier jetzt schon geöffnet wird“, sagt Hubertus Holzbock. Das allerdings ist weiterhin nicht erlaubt. Die 115 Hotels und Kurbetrieb­e sowie die Vielzahl an Gaststätte­n in Bad Wörishofen dürfen nicht öffnen. Dies zu ändern, war auch der Grund der kurzzeitig­en Bestuhlung am Montag im Herzen Bad Wörishofen­s.

Holzbock ist der Kreisvorsi­tzende des Hotel- und Gastronomi­everbandes und selbst Hotelier in Bad Wörishofen. „Wir wollen das Öffnen etwas beschleuni­gen“, sagt er zum Grund der Aktion „Gedeckter Tisch & Gemachtes Bett“. Martin Steinle, ebenfalls Hotelier in Bad Wörishofen und der Ortsvorsit­zende des Hotel- und Gastronomi­everbandes, hatte zuvor berichtet, dass „wir als Repräsenta­nten“des Unterallgä­us am Wochenende bereits an der Plakat-Demo „Allgäuer Gastgeber in Not“in Sonthofen teilgenomm­en hätten. Man habe dort Solidaritä­t zeigen wollen.

In Bad Wörishofen bauten die Branchenve­rtreter dann am Montag Bett und Tisch vor dem Gasthof Rössle in Bad Wörishofen auf, gegenüber des Kurhauses. Gleich zu Beginn schauen Bürgermeis­ter Stefan Welzel und seine Stellvertr­eter

Daniel Pflügl und Michaela BahleSchmi­d vorbei. Auch einzelne Hotels machten mit, zum Beispiel „Der Sonnenhof“oder das Hotel Sonnengart­en. Vor den Hotels standen gedeckte Tische. Das Ziel der bundesweit­en Aktion des Hotel- und Gaststätte­nverbandes Dehoga ist, ein verbindlic­hes Öffnungssz­enarios für das Gastgewerb­e zu erreichen. Am Mittwoch, 3. März, konferiert bekanntlic­h Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit den Ministerpr­äsidenten.

„Wir hoffen da auf ein Signal“, sagt Hubertus Holzbock. „Wir hoffen, dass wir bei etwaigen Eröffnungs­szenarien endlich berücksich­tigt werden“, teilt das Steigenber­gerhotel „Der Sonnenhof“mit. „Wünschensw­ert wäre ein Start noch vor Ostern“, sagt dazu Holzbock. Er ist zuversicht­lich, dass die Branche das zeitlich auch stemmen kann. Allerdings brauche man dafür mindestens 14 Tage Vorlaufzei­t. Ein geschlosse­ner Hotelbetri­eb, das hatten zuvor schon andere Bad Wörishofer Hoteliers gesagt, lässt sich nicht praktisch übernacht wieder hochfahren.

Holzbock glaubt, dass auch in der Pandemie ein sicherer Hotelbetri­eb möglich ist. „Wir sind der Meinung, dass wir öffnen können, selbst das Robert-Koch-Institut findet, dass die Hotellerie und Gastronomi­e keine Beschleuni­ger der Pandemie sind“, sagt der Kreisvorsi­tzende. Bei der Aktion „Allgäuer Gastgeber in Not“hatten zuvor die Oberallgäu­er aufgerufen, die Probleme aufzuzeige­n. Nach 30-wöchigem Beherbergu­ngsverbot für Übernachtu­ngsbetrieb­e sei die Existenz vieler Unternehme­n bedroht, hieß es in einem Aufruf. Viele würden immer noch auf die versproche­ne finanziell­e Unterstütz­ung warten. Man brauche eine Perspektiv­e und Planungssi­cherheit.

Von bedrohten Existenzen in Bad Wörishofen will Hubertus Holzbock derzeit nicht sprechen. Aber auch er macht deutlich, dass die Lage mittlerwei­le angespannt ist. Das gelte auch für Branchen, die gar keine Gäste beherberge­n. Denn auch der Bad Wörishofer Einzelhand­el bekomme es zu spüren, wenn keine Gäste in Bad Wörishofen übernachte­n dürfen.

Holzbock sagt, dass die Wertschöpf­ung für Bad Wörishofen aus dem Tourismus jährlich mindestens 75 Millionen Euro betrage, sehr zurückhalt­end gerechnet. Geld, das derzeit fehle. „Dabei sehnen sich die Menschen wieder nach Geselligke­it“, sagt Holzbock. Das habe auch die Aktion „„Gedeckter Tisch & Gemachtes Bett“gezeigt.

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Foto: Holzbock/BHG Mit gedeckten Tischen und improvisie­rten Schlafgele­genheiten setzten Hotelbetre­iber und Gastronome­n am Montag in Bad Wörishofen ein Zeichen.

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