Staudenbahn: Probleme bei Reaktivierung
Fachgespräch in München
Wertachtal Bärbel Fuchs von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die als hundertprozentiges Tochterunternehmen des Freistaats den Schienenpersonennahverkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, stellte bei einem mit Spannung erwarteten Fachgespräch in München fest: „Bei der Staudenbahn hakelt’s.“
Die Reaktivierung der Staudenbahn hat immer wieder auch die Gemeinderäte in Türkheim und Ettringen beschäftigt. Zwischen Ettringen und Türkheim soll die Staudenbahn wieder in Fahrt kommen. 2018 hatte der Unterallgäuer Kreistag einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst
Eigentlich sollte die nördliche Staudenbahn zwischen Gessertshausen und Langenneufnach schon im Dezember 2022 in Betrieb gehen. Daraus wird nichts. Angestrebt wird jetzt Ende 2024. Eine „Lehre aus der Verspätung“ist für Bärbel Fuchs: „Die Prozesse der Reaktivierung und der Vergaben sollen harmonisiert werden, damit für keinen der Beteiligten ein finanzielles Risiko entsteht.“Konkreter wurde sie nicht.
Tatsächlich wurde bereits ein sogenannter Betriebsdurchführungsvertrag mit der Bayerischen Regiobahn abgeschlossen. Sie bringt ab Dezember 2022 neue Triebwagen aufs Gleis. Doch die verkehren als Staudenbahn nur zwischen Augsburg und Gessertshausen. Wer tatsächlich in die Stauden will, muss in den Bus umsteigen.
Laut Fuchs benötige die Reaktivierung der Infrastruktur einen Vorlauf von fünf bis zehn Jahren je nach Aufwand, verbunden mit der Frage nach der Finanzierung. Der Prozess eines Verkehrsvertrags von der Planung bis hin zur Ausschreibung dauere etwa fünf Jahre. Die Finanzierung unterstütze die BEG durch eine sogenannte Bestellgarantie, erläuterte Fuchs. Doch die dient Banken offenbar nicht als letzte Sicherheit. Im Fall der Staudenbahn sei diese Garantie von zwölf auf 15 Jahre ausgeweitet worden.
Doch diese Zeitspanne reiche nicht aus, erklärte Josef Böck vom Staudenbahn-Schienenweg-Trägerverein. Der frühere Langenneufnacher Bürgermeister hielt ein flammendes Plädoyer für die Reaktivierung und fragte nach weiteren Fördermöglichkeiten. Er schnitt auch die Bedeutung der Bahn für die wachsende Region an. Böck verdeutlichte: „Uns ist die Staudenbahn etwas wert. Wir wollen nicht nur nach dem Staat rufen.“
Werner Ziegelmeier aus Bobingen und sein Kollege Ralf Gummersbach von der SWU Mobil GmbH waren ebenfalls am Gespräch beteiligt. Eine Reaktivierung könne nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen, sagte Ziegelmeier.
In der Region stünden alle Bürgermeister und der Kreistag mit dem Landrat hinter der Staudenbahn. Ralf Gummersbach umschrieb das nächste Ziel der Reaktivierung: Der Investitionsbedarf sei über geeignete Fördermittel anzuschieben, damit ein wirtschaftlicher Betrieb möglich sei.
„Uns ist die Staudenbahn et was wert. Wir wollen nicht nur nach dem Staat rufen.“
Josef Böck