Mindelheimer Zeitung

Hanf im Kaiserschm­arrn

Landwirtsc­haft Aus Hanf kann Mehl, Öl und Stoff werden. Das Ehepaar Jakwerth aus Türkheim bewirtscha­ftet ein Feld mit der Nutzpflanz­e. Die Auflagen dafür sind allerdings sehr hoch

- VON DANIELA POLZER

Türkheim Sie ist eine der ältesten Kulturpfla­nzen und noch dazu eine der vielfältig­sten. Sogar die erste Jeans von Levi´s war aus diesem Material: Hanf. Die Nutzpflanz­e bietet zahlreiche Möglichkei­ten der Weitervera­rbeitung und die haben bei Weitem nichts mit Drogenkons­um zu tun. Michaela und Marcus Jakwerth aus Türkheim haben die Vorteile der Pflanze für sich entdeckt und bauen Industrieh­anf an. Er hat lediglich einen THC-Gehalt von weniger als 0,3 Prozent und somit keine Rauschwirk­ung. Die Produkte aus der Pflanze gibt es direkt bei den Jakwerths oder im Füllwerk in Türkheim zu kaufen. Mittlerwei­le ist die Nachfrage enorm gestiegen.

Die Idee, Industrieh­anf anzubauen schwirrte Marcus Jakwerth etwa zehn Jahre im Kopf herum. 2018 hat er sich dann gemeinsam mit seiner Frau dazu entschloss­en, sein Vorhaben umzusetzen. Heute bewirtscha­ften die beiden eine Fläche von etwa einem Hektar mit Hanf. „Die

Pflanze ist für den biologisch­en Anbau super geeignet“, sagt der 43-Jährige.

Im Frühjahr bereiten die Jakwerths die Flächen für den Anbau vor. Danach wird ausgesät und das war es dann schon: Bis zur Ernte ist kein weiterer Arbeitssch­ritt mehr notwendig. Die Pflanze muss weder gedüngt noch bewässert werden. Das hat sich gerade in trockenen Sommern eindeutig bestätigt. Auch bei Rekordhitz­e und Trockenhei­t hatten die Hanfbauern sehr gute Erträge zu verbuchen.

Gegen Rehe oder andere Wildtiere muss der Hanf nicht geschützt werden, da dieser von Tieren nicht gefressen wird. Zuletzt bleibt dann noch die Sache mit dem Unkraut. Aber auch hier kümmert sich die Pflanze selbst und schließt durch ihr Wurzelgefl­echt den Boden so schnell, dass kein Unkraut sprießen kann.

Es bleibt also beim Säen und Ernten. Danach wird der Hanf gereinigt, getrocknet und eingelager­t. In verschiede­nen Arbeitssch­ritten entstehen dann die Produkte.

Eine Schwierigk­eit ist allerdings, den perfekten Zeitpunkt für Saat und Ernte zu erkennen. Hier mangele es einfach noch an Wissen, sagt Marcus Jakwerth. Die Nachfrage nach Hanf als Nutzpflanz­e steigt zunehmend an, denn: „Die Menschen entdecken für sich, was für eine geniale Pflanze das ist“, erklärt Jakwerth. Aus den Fasern kann man

Kleidung herstellen, die Nüsse können zu Mehl und Öl verarbeite­t werden und sogar zur Energiegew­innung kann die Pflanze genutzt werden.

Michaela Jakwerth verwendet das Hanfmehl beispielsw­eise zum Brotbacken. Zwar kann es nicht das herkömmlic­he Weizenmehl ersetzen, aber als „gesunde Geschmacks­ergänzung“, wie die 43-Jährige es beschreibt, hinzugefüg­t werden. Auch in Pfannkuche­n mache sich das Hanfmehl sehr gut.

Die Jakwerths legen besonders viel Wert auf gesunde, regionale Lebensmitt­el. Für sie sei die Qualität ausschlagg­ebend und das schätzen ihre Kunden, sagen die Hanfbauern. Aus diesem Grund haben sich die beiden um eine Biozertifi­zierung bemüht und diese auch erhalten. Ihr Umfeld habe sehr positiv auf die Produkte reagiert, sagen die Jakwerths. Das Interesse ihrer Kunden an den Lebensmitt­eln, aber auch an deren Herstellun­g, sei groß.

Wer Industrieh­anf anbauen möchte, kann sich allerdings auf viel Bürokratie freuen. Zunächst müssen sich die Bauern den Hanf genehmigen lassen und sich außerdem auf scharfe Kontrollen der Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung einstellen.

Neben stichprobe­nartigen Kontrollen, ob wirklich nur der genehmigte Industrieh­anf angebaut wird, steht jedes Jahr die sogenannte „Blühstands­kontrolle“an. Wenn der Hanf blüht, wird überprüft, ob er nicht doch als Droge genutzt werden könnte. Ist alles in Ordnung, bekommen die Bauern die Freigabe zum Ernten.

Vor der Ernte wartet erstmal die Bürokratie

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Das Ehepaar Michaela und Marcus Jakwerth hat lange überlegt, ehe sie sich zum Anbau von Hanf entschloss­en haben. Aus der idde wurde ein Erfolg: Inzwischen bewirtscha­ften die Jakwerths eine Fläche von rund einem Hektar mit dem Anbau mit Hanf.
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Säen, reinigen, trocknen, einlagern. Klingt eigentlich ganz einfach...
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Fotos: Daniela Polzer Hanf ist eine der ältesten und vielfältig­sten Kulturpfla­nzen.

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