Hanf im Kaiserschmarrn
Landwirtschaft Aus Hanf kann Mehl, Öl und Stoff werden. Das Ehepaar Jakwerth aus Türkheim bewirtschaftet ein Feld mit der Nutzpflanze. Die Auflagen dafür sind allerdings sehr hoch
Türkheim Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen und noch dazu eine der vielfältigsten. Sogar die erste Jeans von Levi´s war aus diesem Material: Hanf. Die Nutzpflanze bietet zahlreiche Möglichkeiten der Weiterverarbeitung und die haben bei Weitem nichts mit Drogenkonsum zu tun. Michaela und Marcus Jakwerth aus Türkheim haben die Vorteile der Pflanze für sich entdeckt und bauen Industriehanf an. Er hat lediglich einen THC-Gehalt von weniger als 0,3 Prozent und somit keine Rauschwirkung. Die Produkte aus der Pflanze gibt es direkt bei den Jakwerths oder im Füllwerk in Türkheim zu kaufen. Mittlerweile ist die Nachfrage enorm gestiegen.
Die Idee, Industriehanf anzubauen schwirrte Marcus Jakwerth etwa zehn Jahre im Kopf herum. 2018 hat er sich dann gemeinsam mit seiner Frau dazu entschlossen, sein Vorhaben umzusetzen. Heute bewirtschaften die beiden eine Fläche von etwa einem Hektar mit Hanf. „Die
Pflanze ist für den biologischen Anbau super geeignet“, sagt der 43-Jährige.
Im Frühjahr bereiten die Jakwerths die Flächen für den Anbau vor. Danach wird ausgesät und das war es dann schon: Bis zur Ernte ist kein weiterer Arbeitsschritt mehr notwendig. Die Pflanze muss weder gedüngt noch bewässert werden. Das hat sich gerade in trockenen Sommern eindeutig bestätigt. Auch bei Rekordhitze und Trockenheit hatten die Hanfbauern sehr gute Erträge zu verbuchen.
Gegen Rehe oder andere Wildtiere muss der Hanf nicht geschützt werden, da dieser von Tieren nicht gefressen wird. Zuletzt bleibt dann noch die Sache mit dem Unkraut. Aber auch hier kümmert sich die Pflanze selbst und schließt durch ihr Wurzelgeflecht den Boden so schnell, dass kein Unkraut sprießen kann.
Es bleibt also beim Säen und Ernten. Danach wird der Hanf gereinigt, getrocknet und eingelagert. In verschiedenen Arbeitsschritten entstehen dann die Produkte.
Eine Schwierigkeit ist allerdings, den perfekten Zeitpunkt für Saat und Ernte zu erkennen. Hier mangele es einfach noch an Wissen, sagt Marcus Jakwerth. Die Nachfrage nach Hanf als Nutzpflanze steigt zunehmend an, denn: „Die Menschen entdecken für sich, was für eine geniale Pflanze das ist“, erklärt Jakwerth. Aus den Fasern kann man
Kleidung herstellen, die Nüsse können zu Mehl und Öl verarbeitet werden und sogar zur Energiegewinnung kann die Pflanze genutzt werden.
Michaela Jakwerth verwendet das Hanfmehl beispielsweise zum Brotbacken. Zwar kann es nicht das herkömmliche Weizenmehl ersetzen, aber als „gesunde Geschmacksergänzung“, wie die 43-Jährige es beschreibt, hinzugefügt werden. Auch in Pfannkuchen mache sich das Hanfmehl sehr gut.
Die Jakwerths legen besonders viel Wert auf gesunde, regionale Lebensmittel. Für sie sei die Qualität ausschlaggebend und das schätzen ihre Kunden, sagen die Hanfbauern. Aus diesem Grund haben sich die beiden um eine Biozertifizierung bemüht und diese auch erhalten. Ihr Umfeld habe sehr positiv auf die Produkte reagiert, sagen die Jakwerths. Das Interesse ihrer Kunden an den Lebensmitteln, aber auch an deren Herstellung, sei groß.
Wer Industriehanf anbauen möchte, kann sich allerdings auf viel Bürokratie freuen. Zunächst müssen sich die Bauern den Hanf genehmigen lassen und sich außerdem auf scharfe Kontrollen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung einstellen.
Neben stichprobenartigen Kontrollen, ob wirklich nur der genehmigte Industriehanf angebaut wird, steht jedes Jahr die sogenannte „Blühstandskontrolle“an. Wenn der Hanf blüht, wird überprüft, ob er nicht doch als Droge genutzt werden könnte. Ist alles in Ordnung, bekommen die Bauern die Freigabe zum Ernten.
Vor der Ernte wartet erstmal die Bürokratie