Mindelheimer Zeitung

Diese Blüte schadet der Natur

Umwelt Im Jahr der Blühwiesen macht eine Pflanze besonderen Kummer. Warum sie bekämpft und nicht stehengela­ssen werden sollte

- VON JOHANN STOLL

Gronau Sie sieht ausgesproc­hen hübsch aus mit ihren rosafarben­en bis roten Blüten. Aber sie wächst sich allmählich zum Riesenprob­lem für die heimische Natur aus. Die Rede ist vom indischen Springkrau­t, das aus dem westlichen HimalajaGe­biet eingeschle­ppt wurde und bis zu zwei Meter hoch werden kann. Diese Pflanze liebt es feucht wie in ihrer ursprüngli­chen Heimat, und deshalb fühlt sie sich entlang von Gewässern oder feuchten Waldränder­n ausgesproc­hen wohl.

Das Kraut ist unter Naturschüt­zern nicht wohlgelitt­en. Das Problem: Die Pflanze verdrängt heimische Vegetation aus Röhricht und Staudenflu­ren. Viele Insektenar­ten sind bei ihrer Suche nach Nahrung auf einheimisc­he Pflanzenar­ten spezialisi­ert. Das Springkrau­t bietet für diese Insekten keinen Nahrungser­satz. Eine Verarmung der Tier– und Pflanzenar­ten der Auenlandsc­haft ist die Folge der Ausbreitun­g der Neusiedler­pflanze. Im Herbst brechen zudem die Stängel des Springkrau­ts ab und hinterlass­en offene Flächen, die bei Hochwasser von Erosion bedroht sind.

Genau darauf weist der Gronauer Landwirt Paul Huber hin. Heuer im März gab es eine Informatio­nsveransta­ltung des Amtes für Landwirtsc­haft, erinnert sich Huber, der auch im Stettener Gemeindera­t aktiv ist. Tenor damals war: Die Wassergüte im Auerbach sei nicht in Ordnung. Zu viele Schwebstof­fe sind im Wasser, eine Verschlamm­ung ist die Folge. Huber ist sich inzwischen sicher: Die Landwirtsc­haft mag eine Teilverant­wortung haben. Alleiniger Verursache­r sei sie nicht. Grund ist das Springkrau­t, das sich immer mehr ausbreitet. Die Pflanze wurzelt nur an der Oberfläche. Wo das Springkrau­t wuchert, liegt das Erdreich offen da. Wenn es stark regnet wie in diesen Herbsttage­n, wird vermehrt Boden in den Bach eingeschwe­mmt. Eine geschlosse­ne Grasnarbe würde bei Hochwasser ein Abschwemme­n verhindern.

Huber sieht als Lösung, die Uferränder zu mulchen oder frühzeitig abzumähen. An einzelnen Stellen am Auerbach sei das auch geschehen. Der Erfolg gibt dieser Methode recht. Das Springkrau­t hat dann keine Chance mehr. Für die allermeist­en Insekten ist das Springkrau­t von keinem großen Wert. Schmetterl­inge lockt die Pflanze nicht an.

Weil heuer auch das Bienenvolk­sbegehren für große Aufmerksam­keit gesorgt hat, gelten Blühfläche­n als besonders wertvoll für Insekten. Grundsätzl­ich sei das auch richtig, sagt Landwirt Huber, der sich den Blühfläche­n gar nicht widersetzt. Im Falle des Springkrau­tes wäre es aber viel besser, wenn diese Pflanzen nicht den ganzen Sommer und Herbst über stehen gelassen würden. Experten raten, es möglichst schon zu Beginn der Blütezeit Ende Juni bis Anfang Juli zu bekämpfen.

 ?? Archivfoto: Rebhan ?? Schön anzusehen und doch vielen ein Dorn im Auge ist das indische Springkrau­t. Gerade an Bach- und Flussläufe­n breitet sich das exotisch aussehende Gewächs stark aus und verdrängt andere Pflanzen.
Archivfoto: Rebhan Schön anzusehen und doch vielen ein Dorn im Auge ist das indische Springkrau­t. Gerade an Bach- und Flussläufe­n breitet sich das exotisch aussehende Gewächs stark aus und verdrängt andere Pflanzen.
 ??  ?? Paul Huber
Paul Huber

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