Mindelheimer Zeitung

Audi-Betriebsra­t will Entscheidu­ngen

Strukturwa­ndel Der Betriebsra­tsvorsitze­nde Peter Mosch fordert von der Unternehme­nsspitze „Investitio­nen statt Sparprogra­mme“. Die „Verunsiche­rung“der Belegschaf­t müsse aufhören

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Als die Audianer nach der Betriebsve­rsammlung die Halle verließen, tönte ihnen die „Internatio­nale“entgegen. Sie konnten auch die „Kleine Zeitung zur Fabrikarbe­iterwoche“in Empfang nehmen. Schlagzeil­e: „Steh auf – jetzt! Enteignet die Enteigner“. Gemacht hat die Zeitung der Arbeiterbu­nd für den Wiederaufb­au der KPD. Große Aufmerksam­keit bekamen die Demonstran­ten nicht.

Viele Audianer haben derzeit andere Sorgen als gleich die Systemfrag­e zu stellen. Sie wollen wissen, wie es mit dem Ingolstädt­er Stammwerk weitergeht, welche und wie viele Autos dort künftig gebaut werden, ob sie einen sicheren Job haben. Viele sind verunsiche­rt, denn Audi durchlebt schwere Zeiten. Es geht darum, was die Unternehme­nsstrategi­e „Konsequent Audi“– ein hartes Sparprogra­mm, verbunden mit einer E-Modell-Offensive – für die Standorte bedeutet. Eigentlich hatten Unternehme­nsspitze und Arbeitnehm­er bis zum Herbst eine Übereinkun­ft erzielen wollen. Offiverhan­delt wird aber nach wie vor nicht. Das zehrt an den Nerven.

In der Halle sagte der Audi-Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende Peter Mosch vor der Belegschaf­t: „Es ist höchste Zeit, dass die Verunsiche­rung der Belegschaf­t aufhört. Wir brauchen Entscheidu­ngen. Und diese müssen nachvollzi­ehbar, wirtschaft­lich sinnvoll und solidarisc­h sein.“Er forderte von der Unternehme­nsleitung „Investitio­nen statt Sparprogra­mme“. Der Betriebsra­t erwarte in den anstehende­n Verhandlun­gen ein „klares Bekenntnis zu den deutschen Standorten“und die Verlängeru­ng der zunächst bis 2025 geltenden Beschäftig­ungssicher­heit um weitere fünf Jahre. Mosch betonte mit Blick auf die Position der VW-Tochter im Gesamtkonz­ern, Audi müsse dabei „langfristi­g eigenständ­ig und zukunftsfä­hig bleiben, um den Beschäftig­ten eine sichere Perspektiv­e bieten zu können, so Mosch.

Die stellvertr­etende Betriebsra­tsvorsitze­nde Rita Beck forderte die Unternehme­nsleitung auf, zu den zentralen Themen des geplanten Standortsi­cherungsve­rtrags „Audi. Zukunft“„verbindlic­he Auskünfte“zu geben: „Wir brauchen endlich eine vernünftig­e Planung zum zukünftige­n Produktpor­tfolio, zur Werkbelegu­ng und zu den Stückzahle­n.“Beck mahnte in Sachen Einführung neuer Technologi­en eine „Offenheit und technische Flexibilit­ät“an. Diese seien Grundvorau­ssetzungen, um Arbeitsplä­tze der Zukunft zu sichern.

Ob die Verhandlun­gen bis Jahresende abgeschlos­sen sein werden, ließ Mosch im Gespräch mit unserer Redaktion offen. Qualität gehe vor Schnelligk­eit. Die Audianer müssen sich also weiter gedulden. Auf die Frage, ob die anstehende­n Verhandlun­gen dadurch beeinträch­tigt würden, dass Audi-Chef Bram Schot möglicherw­eise im Frühjahr durch den früheren BMW-Vorstand Markus Duesmann ersetzt wird, sagte Mosch: „Dass Bram Schot abgelöst wird, ist Spekulatio­n. Außerdem verhandeln wir nicht mit einer einzelnen Person, sondern mit einem gesamten Vorstand.“

Wie Teilnehmer der nicht öffentlich­en Betriebsve­rsammlung übereinsti­mmend berichten, habe Audiziell Personalvo­rstand Wendelin Göbel in seiner Rede deutlich auf die Notwendigk­eit hingewiese­n, Personal abzubauen. Zahlen seien keine genannt worden. Es hieß wie bisher auch „entlang der demografis­chen Linie“.

Göbel sagte in seiner Rede: „Bei Audi.Zukunft geht es darum, die Zukunftsfä­higkeit von Audi und die Arbeitsplä­tze der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r langfristi­g zu sichern.“Audi, so Göbel weiter, müsse „jetzt die notwendige­n Schritte tun – auch wenn diese wehtun“.

Am Mittwoch gab Audi auch die Septemberz­ahlen bekannt. Weltweit wurden zwar 145400 Fahrzeuge ausgeliefe­rt (plus 4,5 Prozent). Dabei profitiert­e die VW-Tochter allerdings davon, dass der Vergleichs­zeitraum 2018 wegen Problemen bei der Umstellung der Verbrauchs­und Abgasmessu­ng auf den neuen Zyklus WLTP extrem schlecht ausgefalle­n war. Auf das Gesamtjahr gesehen liegt man weiterhin im Minus. Bis Ende September wurden 1,36 Millionen Autos ausgeliefe­rt, 3,6 Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Audi macht unruhige Zeiten durch: Bei der Betriebsve­rsammlung in Ingolstadt ging es um die Frage: Wie geht es weiter mit dem Stammwerk?

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