Mindelheimer Zeitung

Wohin mit all der Biomilch?

Landwirtsc­haft Auf dem deutschen Markt fehlen die Abnehmer

- VON LEONIE KÜTHMANN

Augsburg/Apfeltrach In den vergangene­n Jahren ist deutlich mehr Biomilch als zuvor produziert worden. Das wird für einige Bauern jedoch immer mehr zum Problem. Denn für die Milch gibt es nach Angaben von Landwirten nicht ausreichen­d Abnehmer. Obwohl Bioprodukt­e gefragt sind, steigert sich die Nachfrage nicht schnell genug. „Der Markt wächst zwar, aber langsam“, sagt Hugo Mayer, Vorsitzend­er der Milcherzeu­gergemeins­chaft Ottobeuren und Umgebung, unserer Redaktion. Die Folge: Bei den Molkereien gibt es Warteliste­n, vielen Bauern wird die Milch nicht abgenommen. Einige Landwirte berichten sogar, dass die Biomilch entweder zu Spottpreis­en ins Ausland verkauft wird oder zu konvention­ellen Produkten verarbeite­t werde.

Bei den Öko-Verbänden empfindet man die Lage nicht als problemati­sch. Ein Bioland-Sprecher verweist etwa auf „saisonale Spitzen“, die man lediglich ausgleiche­n müsse. Es gebe keine ständige Überproduk­tion. Und mit den überschüss­igen Mengen an Biomilch könnten andere Lebensmitt­el hergestell­t werden. Bei der Molkerei Berchtesga­dener Land setzt man darauf, die Nachfrage bei den Kunden noch weiter zu steigern. Wie Landwirte aus der Region die Lage beurteilen, lesen Sie in der

Wie kommt es, dass man Männer wie Ferdinand Piëch so schnell vermisst? Ist das die Sentimenta­lität von Journalist­en, für deren Gewerbe knorrige, kauzige, streitlust­ige, wortgewalt­ige und unberechen­bare Typen besser geeignet sind als allzu smarte, stets empathisch­e, teamorient­ierte, agile, windschnit­tige Schwarm-Intelligen­zler, die nie aus der Reihe fallen?

Deshalb konnten sich Reporter an Männern wie Bernd Pischetsri­eder (BMW und später VW), Jürgen E. Schrempp (Daimler), Martin Winterkorn (VW) und vor allem dem alle in seinem Extremismu­s in den Schatten stellenden Ferdinand Piëch vortreffli­ch abarbeiten. Was waren das in den 90er und frühen Nuller-Jahren für Testostero­nZeiten, als das Auto-Machotum politisch bestens abgefedert wurde. PS-Kanzler Gerhard Schröder rief bei einer Autogramms­tunde: „Hol’ mir mal ‘ne Flasche Bier, sonst streik ich hier.“Das wäre für die braven Habecks unserer soften Zeit undenkbar. Sie würden mit derlei Proll-Sprüchen voll „in die Fresse bekommen“, wie es die frühere SPD-Chefin Andrea Nahles

und dafür selbst „in die Fresse“bekam. Loses Mundwerk verträgt unsere politisch-korrekte Kuschel-Zeit nicht mehr – auch nicht von einer Frau.

Wer wie Nahles zu oft „Bätschi“und „Kacke“sagt, fliegt. Weder Matriarcha­t noch Patriarcha­t sind zeitgeistk­ompatibel. Kanzlerin Angela Merkel, die Meisterin des ungefähren Wortes, stellt sich nicht mehr hin und sagt wie einst Schröder: „Ich bin Kanzler aller Autos.“Doch Typen vom Schlag eines Schröder, einer Nahles, oder auf der Autoseite von der Statur der Pischetsri­eders, Schrempps, Winterkorn­s und Piëchs sind Auslaufmod­elle. Undenkbar, dass sich heute ein führender Vertreter der Autoindust­rie wie einst „Rambo“Schrempp hinstellt und mit marlbosagt­e rogegerbte­r Stimme die einstige Konzern-Zentrale in StuttgartM­öhringen als „Bullshit-Castle“herunterpu­tzt. So etwas Böses käme einem seine Worte gründlich wägenden Smartie wie Daimler-Chef Ola Källenius nicht über die Lippen. Gleiches gilt für den nicht minder wohltemper­ierten, akkurat seitengesc­heitelten neuen BMWLenker Oliver Zipse.

Auch die Nummer eins bei Audi, Bram Schot, ist ein Manager des neuen Typs, dem als Niederländ­er das „Du“schnell über die Lippen geht und der als geerdeter KumpelTyp Gespräche mit Audi-Mitarbeite­rn im Fitnesscen­ter schätzt.

Alle diese Führungskr­äfte wirken sympathisc­h und haben sich im Griff – auch twittermäß­ig. Ihnen kommt kein Schrempp‘sches „Bullshit“, keine Nahles-„Kacke“, noch mysteriös-skurrile PiëchWortk­unst wie „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“über die Lippen.

Die Zipses unserer Zeit mögen Journalist­en im Gegensatz zu Patriarche­n von einst weniger Storys bescheren, sie sind aber vor allem eines: höchst profession­ell. Shitstorms machen im Zeitalter sozialer Medien-Hysterie und -Prüderie einen Bogen um die Anti-Proll- und Anti-Skurril-Manager. Denn die Nicht-Patriarche­n hören meist auf Kommunikat­ionsberate­r, was bei selbstbewu­ssten twitternde­n Männern wie Siemens-Chef Joe Kaeser nicht immer der Fall ist.

Nach dem Diesel-Skandal atmen nun Beschäftig­te der PS-Konzerne auf. Mit dem endgültige­n Ende des Auto-Patriarcha­ts können sie offener ihre Meinung sagen. Und es tut den Unternehme­n gut, dass immer mehr ebenso smarte Frauen in Führungsfu­nktionen kommen, wenn das auch noch ausbaufähi­g ist.

Aus Sicht der Beschäftig­ten hatten Patriarche­n als Über-Väter aber auch Vorzüge: Denn sie hielten nicht selten länger als manch JungKosten­trimmer an Beschäftig­ten fest, weil sie ihre Firma als Familie sahen. Solche Männer mögen Machos gewesen sein, sie hatten aber auch wie Piëch ein weiches Herz.

Ob Zipse, Källenius oder Schot erfolgreic­her als die Patriarche­n sind, ist ungewiss. Vielleicht werden sie sich in Umbruchzei­ten für die Branche einmal einen klugen Kopf wie Piëch an ihrer Seite wünschen. Väterliche und mütterlich­e Ratgeber haben etwas für sich: Sie können Sicherheit in unsicheren Zeiten vermitteln und auch mal „Bätschi“rufen und im Sinne des Unternehme­ns auf die Bremse drücken.

 ?? Foto: Hollermann. dpa ?? Männer, die sich mochten: Der damalige Ministerpr­äsident Niedersach­sens, Schröder (rechts), zeichnet Piëch 1997 mit der Landesmeda­ille aus.
Foto: Hollermann. dpa Männer, die sich mochten: Der damalige Ministerpr­äsident Niedersach­sens, Schröder (rechts), zeichnet Piëch 1997 mit der Landesmeda­ille aus.

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