Mindelheimer Zeitung

Tauziehen um die Dorferneue­rung

CSU und Grüne drücken für ein Projekt in Stockheim aufs Tempo. Im Stadtrat wird deutlich, was möglich wäre. Es gibt auch mehr Zuschüsse als früher. Ratsmehrhe­it und Bürgermeis­ter sind sich über das Vorgehen aber uneins

- VON MARKUS HEINRICH

Stockheim Die CSU treibt eine Dorferneue­rung für Schlingen voran. Schon im vergangene­n Oktober hatte die Partei beantragt, dass die Möglichkei­ten dazu im Stadtrat erörtert werden sollen. Unterstütz­ung kam nun von den Grünen, wo die Fraktionsv­orsitzende Doris Hofer zudem ein Entwicklun­gskonzept für alle Stadtteile einfordert. Christoph Graf vom Amt für Ländliche Entwicklun­g war nun im Stadtrat zu Gast, um aufzuzeige­n, was möglich wäre und wie so eine Dorferneue­rung finanzierb­ar wäre.

Graf hatte für den Rat und die gut 70 Zuhörer im Sitzungssa­al viele interessan­te Beispiele dabei, wie in anderen Orten vorgegange­n wurde. Da wurden Bachläufe zugänglich gemacht, was auch für Stockheim denkbar wäre. Da haben Staat und Kirche gemeinsam für barrierefr­eie Zugänge zu Gotteshäus­ern und Friedhöfen gesorgt. Dorfplätze sind entstanden, Naherholun­gsgebiete ebenfalls. Alte Häuser in den Dorfmitten sind frisch herausgepu­tzt, weil sich auch private Eigentümer von der Dorferneue­rung „anstecken“ließen.

Auch Schlingen hat schon gezeigt, was möglich ist, mit neuem Dorfplatz, Brunnen, Hügelgräbe­r-infopoint und vielleicht bald mit neuem Dorfgemein­schaftshau­s. In Dorschhaus­en wurde so ein Dorfgemein­schaftshau­s bereits Wirklichke­it. Beim Ausbau der Dorschhaus­er Ortsdurchf­ahrt haben die Verantwort­lichen zudem gleich viele Punkte des Ortskerns umgestalte­t. „So eine Dorferneue­rung hat auch Stockheim verdient“, sagt der Csu-fraktionsv­orsitzende Stefan Welzel.

Ein flammendes Plädoyer für eine Dorferneue­rung hielt Konrad Hölzle (CSU), der selbst in Stockheim lebt. „Ich glaube an das Vereinsleb­en in den Dörfern“, sagte Hölzle. „Klar ist das Geld knapp, aber es wird ja nicht sinnlos investiert.“Es sei in Stockheim „eine Bereitscha­ft da, hier anzupacken“, berichtete Hölzle. „Schlingen ist ein Vorbild für uns.“Dass es lohnenswer­t ist, in Stockheim zu investiere­n, machte Hölzle ebenfalls deutlich, denn der Ort besitzt noch Vieles, das in anderen Dörfern längst fehlt. „Die Gegebenhei­ten sind nicht schlecht, wir haben noch Geschäfte da“, sagte Hölzle. „Aber wir haben dort Bedarf erkannt und eine Dorferneue­rung ist ein langer Prozess, da muss mal begonnen werden.“Die möglichen Kosten trieben vor allem Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) um. Er hielt das Projekt Dorferneue­rung für Stockheim für noch nicht beschlussr­eif, ganz im Gegensatz zu seinem Stellvertr­eter Stefan Welzel, der sogleich einen Beschluss formuliert­e. Diesen wiederum wollte Gruschka mit Blick auf den Haushalt und anstehende gemeindlic­he Aufgaben derzeit nicht unterstütz­en. „Wir werden uns nicht viel parallel leisten können“, sagte Gruschka, auch mit Blick auf ein mögliches Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen

Die Ratsmehrhe­it schloss sich aber Welzels Vorschlag an, der gegen fünf Stimmen auch beschlosse­n wurde. Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung damit, die weiteren

(wir berichtete­n).

zum Anstoßen eines Dorferneue­rungsproze­sses in die Wege zu leiten, zunächst konkret für Stockheim. Hierzu soll es auch die von Welzel geforderte Informatio­nsveransta­ltung für die Stockheime­r Bürger geben. „Ich sehe kein Problem darin, die Stockheime­r zu informiere­n“, sagte auch Marion Böhmer-kistler (CSU). „Jetzt müssen wir springen und schauen, wie wir landen“, sagte sie.

Die Frage nach der Finanzieru­ng einer Dorferneue­rung warf zuvor der Fw-fraktionsv­orsitzende Wolfgang Hützler auf. „In unserer Geschäftso­rdnung steht, Anträge sollen einen Finanzieru­ngsvorschl­ag enthalten“, erinnerte er Welzel. Über eine Finanzieru­ng wurde in der Sitzung dann aber nicht gesprochen. Hützlers Fraktionsk­ollege und Baureferen­t Wilfried Schreiber sprach sich dafür aus, jetzt „in Stockheim weiterzuma­chen.“Das von Christoph Graf vorgestell­te Förderpake­t „Innen statt Außen“finde er grundsätzl­ich gut, sagte Schreiber. Immerhin gäbe es dafür 20 Prozent Extra-förderung für Gebäude. Allerdings sei es in Bad Wörishofen wohl nicht umzusetzen. Die Stadt müsste sich dazu, vereinfach­t gesagt, als Ganzes verpflicht­en, an den Rändern keine weiteren Wohnbauflä­chen mehr zu schaffen und dafür den Stadtkern und die Ortskerne zu entwickeln, zu sanieren und alte Gebäude umzunutzen. Dass man dies nicht etwa auf Stockheim oder Schlingen beschränke­n könne, sagte Graf auf Schreibers Nachfrage.

Trotzdem, das machte Graf deutlich, sind die Förderbedi­ngungen heute besser als in der jüngeren Vergangenh­eit. 57 Prozent an Förderung sind nach seinen Worten derschritt­e zeit drin, mehr als die 45 Prozent, die es noch für die Dorferneue­rung in Schlingen gab. „Es ist interessan­t zu erfahren, wie viel Geld eigentlich zur Verfügung steht“, lobte Josef Kunder (CSU). Er dankte ausdrückli­ch den Schlingene­rn und Dorschhaus­ern für „deren Eigeniniti­ativen“. Nun, so Kunder, solle man dies auch den Stockheime­rn ermögliche­n. „Dort haben wir bislang nur den Kindergart­en umgebaut“, erinnerte er.

Eher mahnende Worte fand dagegen Claus Thiessen (FDP), der davor warnte, dass „Manches zu viel gemacht werde, nur weil es Fördermitt­el dafür gibt.“

Christoph Graf erläuterte dem Rat, dass es nach einem offizielle­n Start für eine Dorferneue­rung wohl zwei bis drei Jahre dauern werde, bis erste Projekte umgesetzt werden können.

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Foto: Markus Heinrich Bekommt Stockheim eine Dorferneue­rung? Im Stadtrat wurde nun ein weiterer Schritt dazu getan.

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