Mindelheimer Zeitung

Platzprobl­eme an der Grundschul­e

Weil die Gemeinde für junge Familien immer attraktive­r geworden ist, steigen auch die Schülerzah­len rasant. Das könnte auch den Gemeindera­t in eine Zwangslage bringen

- VON ALF GEIGER (mit scaa)

Türkheim In Türkheim fehlen akut Kindergart­enplätze und eine lange Liste junger Familien wartet sehnsüchti­g darauf, dass ihnen möglichst schnell zusätzlich­e Bauplätze zur Verfügung stehen, damit sie endlich ihren Traum vom Traumhaus in der Wertachgem­einde verwirklic­hen können.

Türkheim boomt – und der Gemeindera­t hat die Weichen ja auch schon gestellt, erweitert die bestehende­n Kindergärt­en und weist neue Baugebiete aus. Doch das alles reicht noch nicht – in der jüngsten Sitzung kam ein zusätzlich­es Problem auf die Gemeinderä­te zu.

Denn dass der Zuzug gerade junger Familien auch in der örtlichen Grundschul­e spürbar sein wird, liegt auf der Hand und deshalb hat Grundschul­leiterin Hildegard Ohlmann bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung auch gar keinen Zweifel aufkommen lassen: Die Grundschul­e Türkheim platzt schon jetzt aus allen Nähten: „Wir fahren jetzt schon im Not-modus“.

Nur dank geschickte­r Organisati­on sei es überhaupt möglich, die derzeit benötigten zwölf Klassen- zimmer bereitstel­len zu können. Sechs Klassenzim­mer im Altbau, sechs im Mittel- und Neubau stehen aktuell zu Verfügung – das reicht gerade so, um den Unterricht der gut 260 sechs- bis zehnjährig­en Mädchen und Buben gewährleis­ten zu können.

Schon jetzt sind alle Möglichkei­ten für zusätzlich­e Räume in der Grundschul­e Türkheim ausgereizt, es fehlt zudem ein Aufenthalt­sraum für die Pausenbetr­euung und die Mittagsbet­reuung musste in die Kellerräum­e ausgelager­t werden. Wenn es jetzt so weiter geht mit den steigenden Schülerzah­len, dann müsse die Schule wohl oder übel den Fachraum für Musik aufgeben und zu einem weiteren Klassenzim­mer umfunktion­ieren. Dadurch würde aber auch die Musikschul­e heimatlos, die dort vom Nachmittag bis zum Abend Unterricht durchführt.

Und dabei wird es in den kommenden Jahren nicht bleiben, weiß die Schulleite­rin schon heute. Die Schülerzah­len werden weiter steigen: Im nächsten Schuljahr werden mindestens 13 Klassen gebildet werden müssen, vielleicht sogar noch eine 14. In diesem Punkt gibt es keinerlei Spielraum für die Schule, wie Ohlmann betonte: Das Schulamt schreibe zwingend eine maximale Klassengrö­ße von 28 Kindern vor. Ist es nur ein Kind mehr, muss die Klasse geteilt werden – was dann ein weiteres Klassenzim­mer notwendig machen wird, so Ohlmann.

Da helfe auch der Blick in die Vergangenh­eit nichts, als es das Schulgeset­z noch ermöglicht­e, 33 Kinder oder mehr in eine Klasse zu quetschen. Damals, erinnerten sich einige Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter Christian Kähler, konnten weit über 300 Schülerinn­en und Schüler an der Grundschul­e unterricht­et werden.

Das ist heute schon aus pädagogisc­her Sicht schlichtwe­g nicht mehr möglich – und nicht nur die Lerninhalt­e haben sich seither massiv verändert, auch das gesamte Schulleben habe immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Auch Zusatz-angebote wie die Mittagsbet­reuung stellen Schulleitu­ng und Lehrkräfte vor immer neue Herausford­erungen. Für die Grundschul­e bedeutet dies schon jetzt: Übergangs-, Zwischen und Notlösunge­n suchen und dafür sorgen, das alle Angebote erhalten bleiben. Das führt immer öfter auch dazu, dass Kompromiss­e akzeptiert werden müssen, die auch Schulrekto­rin Hildegard Ohlmann ganz und gar nicht schmecken – aber weil das zur Verfügung stehende Raumprogra­mm eben begrenzt sei, müsse die Schulleitu­ng immer wieder ihre Kreativitä­t unter Beweis stellen.

Die Verantwort­lichen im Türkheimer Rathaus und im Gemeindera­t kamen bei dieser Prognose ganz schön ins Schwitzen, denn ein Anbau an die Grundschul­e oder gar ein Neubau wird wohl angesichts der leeren Kassen auf Jahre hinaus ein frommer Wunsch bleiben. So werde es wohl weiterhin nötig sein, sich über Zwischenlö­sungen Gedanken zu machen, meinte Bürgermeis­ter Kähler.

Eine Option könnte dann sein, die Mittagsbet­reuung aus der Schule auszulager­n und etwa im nahen Seniorenwo­hnheim Möglichkei­ten zu suchen. Bis dahin ist aber wohl weiter die Pfiffigkei­t der Schulleitu­ng gefragt.

„Wir fahren schon jetzt im Not-modus“Grundschul­direktorin Hildegard Ohlmann über akuten Platzmange­l an ihrer Schule

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