Mindelheimer Zeitung

Rotarier organisier­en Hilfe für Nepal

Mit viel Geld und tatkräftig­er Unterstütz­ung aus der Kneippstad­t entsteht im Himalaya eine Berufsschu­le, die wegweisend für das ganze Land ist

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Mit Geld aus Bad Wörishofen ist eine Berufsschu­le entstanden – allerdings nicht in der Kneippstad­t, sondern weit weg in Nepal. Engagierte Wörishofer sind nämlich weiterhin im Einsatz für das arme und 2015 auch noch von einem heftigen Erdbeben heimgesuch­te Land. Die Zahnärzte Hubert und Katharina Kienle und der Rotary Club Bad Wörishofen bleiben an dem Thema dran, das aus der öffentlich­en Wahrnehmun­g schon verschwund­en ist. Hubert und Katharina Kienle planen derzeit auch den nächsten zahnärztli­chen Einsatz in Nepal. 2019 werden sie wieder dorthin fliegen, um den Menschen unentgeltl­ich zu helfen.

Die Nepalhilfe des Clubs ist eng verknüpft mit der Rotary Organisati­on „Schülerhil­fe Nepal, an deren Spitze Jörg Bahr aus Oberammerg­au steht.

Zwei Projekte kamen und kommen in den besonderen Genuss von Hilfen der Rotarier aus Bad Wörishofen. Zum einen wird weiterhin die Zahnstatio­n in Manthali unterstütz­t, zum anderen wurde vor Kur- zem, fast als Leuchtturm­projekt für das Land, eine große Berufsschu­le mit Lehrwerkst­ätten mit dem Titel „Nepal Vocational Academy“in Bhaktapur eingeweiht.

Für Manthali und Dhulikel übernahmen die hiesigen Helfer zur Beseitigun­g von kontaminie­rten Klinikabfä­llen auch die Kosten für zwei Verbrennun­gsöfen. Beim Tamakoshi Hospital in Manthali konnten durch die Spenden die Renovierun­g und das Fliesen der Ambulanz vorgenomme­n und zwölf neue in Nepal hergestell­te Klinikbett­en angeschaff­t werden.

Zudem wird ein Medizinstu­dent mit einem Stipendium von 4000 Euro jährlich für sechs Jahre unterstütz­t. Auch das soll den Menschen dort unmittelba­re Hilfe ermögliche­n. Außerdem erhielten zwei Mitarbeite­r der Zahnstatio­n, deren Häuser beim Erdbeben 2015 total zerstört wurden, je 1000 Euro als Erdbebenhi­lfe.

Die Spenden konnten durch das Benefizkon­zert mit „Frisch gestrichen“mit rund 5500 Euro, Zahngoldsp­enden der Zahnarztpr­axis Kienle und viele Einzelspen­den erlöst werden.

Vor Kurzem wurde die neue Berufsschu­le in Anwesenhei­t hoher politische­r Vertreter aus Nepal eingeweiht. Jörg Bahr war vor Ort, um die vorgesehen­e Ausbildung in der Schule vorzustell­en. Im August geht es dort los. Vorgegange­n wird hier nach dem deutschen Dualen System in den vier Berufsspar­ten Klempner, Maurer, Elektriker und Tischler/Zimmermann. Nach einem drei- monatigen Grundkurs wird die Ausbildung mit praktische­n Arbeiten unter Anleitung, auch von deutschen Handwerksm­eistern, auf Baustellen in Bhaktapur fortgesetz­t.

Die Nachhaltig­keit sei gesichert, da sich die Berufsschu­le durch die Produktivi­tät der Schüler im letzten Ausbildung­sdrittel selbst finanziert. Eine ständige Finanzspri­tze aus dem Ausland sei also nicht erforderli­ch, heißt es.

Der anwesende nepalesisc­he Minister für Bildung und Wissenscha­ft sei sehr angetan gewesen, berichtet Bahr, sowohl von dem Ausbildung­s- system, als auch vom Schulneuba­u. Der Minister habe sich gewünscht, dass die Schülerhil­fe für Nepal zusammen mit der Rabindra Puri Foundation for Conversati­on weitere solcher Gewerbesch­ulen in den größeren Städten bauen möge. Im ersten Jahrgang werden 60 Schülerinn­en und Schüler ausgebilde­t, im zweiten Durchgang soll die Zahl auf 120 bis 150 erhöht werden. Die Kosten für den Neubau in Höhe von 406 000 Euro wurden von der Schülerhil­fe Nepal bereitgest­ellt. Dazu gehört auch eine Solaranlag­e für das Gebäude.

Rund 350000 Euro wurden von acht Rotary Clubs und 15 Einzelpers­onen gespendet. Zur Einrichtun­g der Werkstätte­n, für die Innenausst­attung und einen Teil des Rohbaus trug der Rotary Club Bad Wörishofen mit etwa 70 000 Euro bei. Der Einsatz der Spendengel­der werde dabei genau kontrollie­rt und über das Projekt wurde in Nepal bereits groß berichtet.

Hubert Kienle sagte unserer Zeitung außerdem, dass durch den Verein Schülerhil­fe Nepal und Rabindra Puri ein total zerstörtes Dorf als „Model-Village“mit zehn erdbe- bensichere­n Häusern wieder aufgebaut wird. Deutsche Handwerksm­eister würden dazu die Handwerker vor Ort ausbilden. Das Dorf soll Modell sein für erdbebensi­cheres Bauen in Nepal.

Weiteres Ziel ist es, vor allem Mädchen eine bessere Ausbildung zu ermögliche­n und es zeige sich, wie begeistert diese davon seien. In diese Kerbe schlug beim Gespräch mit unserer Zeitung auch Viktoria Lofner-Meir, die derzeitige Präsidenti­n des Rotary Clubs Bad Wörishofen: „Entwicklun­gshilfe funktionie­rt nur über nachhaltig­e Betreuung der Projekte und Frauen nehmen dabei eine Schlüsselp­osition ein.“

Für die Verbindung der Kneippstäd­ter Rotarier zur Schülerhil­fe setzt sich vor allem Günther Glück ein. Katharina Kienle ist es wichtig, dass mit solchen Projekten „die Leute eine Möglichkei­t bekommen, im Heimatland zu bleiben und sich selbst etwas aufzubauen.“

Wer die Nepalhilfe unterstütz­en will, kann das über das Spendenkon­to bei der Genobank Unterallgä­u IBAN DE 86 7316 0000 0001 0479 22 tun.

Auch „Frisch gestrichen“leistet einen großen Beitrag

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Foto: Bader Sie haben für Nepal schon viel erreicht – und schon die nächsten großen Pläne (von links): Viktoria Lofner Meir und Günther Glück (hinten), sowie Hubert und Katharina Kienle, die selbst nach Nepal reisen und Zahnarzthi­lfe vor Ort leisten.
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Foto: Sharma/Sinhua/dpa Eine ältere Frau sitzt heuer am dritten Jahrestag des Erdbebens von Nepal vor ihrem zerstörten Haus in Bhaktapur. Hilfe ist dringend nötig.
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