Imker in Sorge: Eiseskälte setzt Honigbienen zu
Weil die Völker nun schon im Brutmodus sind, machen ihnen die späten Minusgrade zu schaffen
Augsburg/Würzburg Viele Imker sind derzeit in Sorge, ob ihre Honigbienen den Winter überstehen werden. Der späte Wintereinbruch setzt ihren Tieren zu, weil der Anti-Kältetrick nun nicht mehr funktioniert. Zwar können die Imker wegen der Minusgrade die Beuten gerade nicht öffnen, dennoch wissen sie, welche Dramen sich darin momentan abspielen könnten.
Einige Völker drohen jetzt durch den späten Kälteeinbruch zu verhungern oder zu erfrieren, befürchten der Augsburger Bienensachverständige Andreas Stiel und Eckard Radke, Präsident des Landesverbandes Bayerischer Imker. Der Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz, der die derzeitigen Sorgen der Imker auch in seinem Buch „Die Honigfabrik“(Gütersloher Verlagshaus) beschreibt, erklärt das Problem im Gespräch mit unserer Zeitung: Sobald die Tage wieder länger werden, schaltet das Bienenvolk vom Winter- auf den Brutmodus um. Dann löst sich die Wintertraube auf, zu der sich die Bienen formiert hatten, um vor den eisigen Temperaturen geschützt zu sein. „Einmal aufgelöst, bilden die Tiere sie nicht wieder“, erklärt Tautz. Daher kann ihnen der Frost nun mehr anhaben.
Hinzu kommt, dass die Königin bereits mit der Eiablage begonnen hat. Die Heizerbienen versuchen nun die Waben zu wärmen, indem sie ihre Flugmuskulatur vibrieren lassen. Da die zu beheizende Fläche durch die Eiablage rasant wächst, kostet das die Bienen noch mehr Energie und Futter. Sogenannte Tankstellenbienen krabbeln umher und füttern die Heizerbienen. Gibt es jedoch nicht genug Nahrung oder sind die Temperaturen zu niedrig, beginnt ein Teufelskreis. Die Tankstellenbienen können die Heizerinnen nur mit Nahrung versorgen, wenn im Stock mindesten zehn Grad Celsius herrschen. „Darunter werden sie träge“, sagt Tautz und kalten, festen Honig können sie nicht aufnehmen. Keine Wärme, keine Nahrung, keine Heizleistung. Unter vier Grad erfrieren Bienen.
Das Fatale für die Imker: Bei Minusgraden können sie nicht einfach die Beute öffnen und nachfüttern. „Wenn der Imker das Problem merkt, ist es schon zu spät“, sagt Tautz, der gerade daran forscht, wie Bienenkästen besser gegen Kälte geschützt werden können. Sie mit Styropor zu dämmen, sei keine Lösung, weil dann die Feuchtigkeit zu hoch sei und sich Schimmel bilde. „In Kanada stellen Imker mehrere Schichten Strohballen um ihre Kästen“, sagt Stiel. Aber der Aufwand lohne sich hierzulande nicht. Stiel: „Im Moment können wir leider nur abwarten und zuschauen.“Radke drückt es so aus: „Da hilft nur beten, zum Himmel schauen und hoffen, dass es bald besser wird.“