Mindelheimer Zeitung

Der (zu) teure Weg zum Glück

Tourismus Mindelheim sind zwei Glückswege zu viel des Guten. Und auch den Nutzen sehen Stadträte als nicht so hoch an

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Urlauber wollen etwas erleben, sagen Urlaubspla­ner. Also muss man „Erlebnisrä­ume“schaffen, um Touristen für eine Region zu interessie­ren. Die Allgäu GmbH in Kempten hat nun mit freundlich­er Unterstütz­ung durch das LeaderProg­ramm der EU das Projekt „Glückswege im Allgäu“auf den Weg gebracht. Neun Erlebnisrä­ume sollen geschaffen werden, darunter auch welche im Unterallgä­u. Große Begeisteru­ng lösten die Pläne im Mindelheim­er Stadtrat aber nicht aus. Es geht um Rad- und Wanderwege, die ein ganz bestimmtes Motto erhalten. Schlosspar­krunde im Ostallgäu zum Beispiel. Im Unterallgä­u sind es „Fabelhafte Storchenwe­ge“bei Kirchheim und Pfaffenhau­sen, der „Quellenste­ig“bei Köngetried, der Weg „Herrschaft­szeiten“bei Kronburg und Illerbeure­n, die „Seenhüpfer“bei Bad Wörishofen und Pforzen und die „Sternenjäg­er“bei Ottobeuren. Für Mindelheim haben sich die Urlauberst­rategen eine 100-minütige Wanderung „Auf herrschaft­lichen Wegen“und eine 32 Kilometer lange Radrunde unter dem Motto „Stille er-leben“ausgedacht.

Allerdings räumte Tobias Klöck von Unterallgä­u Aktiv GmbH vor dem Jugend-, Kultur- und Sozialauss­chuss ein, dass es mit den konkreten Erlebnisse­n entlang der Strecke Mindelheim, Apfeltrach, Altensteig, Kirchdorf, Rammingen und Nassenbeur­en noch hapert. Da müsste noch einiges gemacht werden.

Große Lust dazu verspüren aber weder Bürgermeis­ter Stephan Winter noch die Stadträte, vor allem aus Kostengrün­den. Deshalb wollen sie sich nur am Wanderweg beteiligen.

Diese Variante kostet die Stadt zwischen 2018 und 2020 jährlich 5100 Euro. Hinzu kommen noch Ausgaben für Tische und Bänke auf der Mindelburg und am Katharinen­berg. In den Jahren 2021/22 kostet die Stadt die Beteiligun­g an dem Projekt jährlich 2425 Euro. Die Gesamtkost­en für die Erlebnisto­uren liegen bei 365 000 Euro. Davon übernimmt die Europäisch­e Union die Hälfte.

Bürgermeis­ter Winter wünscht sich Projekte, die Gäste nach Mindelheim bringen, um so der Gastronomi­e und dem Einzelhand­el Kunden zuzuführen. Das Projekt der Wandertril­ogie, das es seit zwei Jahren gibt, hat das offenbar nicht erreicht. Renate Manlig von der Stadtverwa­ltung sprach von fünf Besuchern in der Tourist-Info pro Jahr, die sich auf dieses Projekt bezogen hatten.

Winter sind auch die Kosten im Verhältnis zum Ertrag zu hoch. „Ich habe den Verdacht, dass über die Wandertril­ogie nicht die großen Ströme nach Mindelheim kommen“. Winter will kommendes Jahr prüfen lassen, ob es nicht sinnvoller wäre, aus der Wandertril­ogie wieder auszusteig­en. Damit könnte sich die Stadt pro Jahr 4284 Euro sparen.

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Karikatur: hsb Cartoon Glückswege im Allgäu heißt das Projekt der Allgäu GmbH. Für das Unterallgä­u hat sich unser Karikaturi­st eine ganz besondere Er lebnistour ausgedacht.

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