Der (zu) teure Weg zum Glück
Tourismus Mindelheim sind zwei Glückswege zu viel des Guten. Und auch den Nutzen sehen Stadträte als nicht so hoch an
Mindelheim Urlauber wollen etwas erleben, sagen Urlaubsplaner. Also muss man „Erlebnisräume“schaffen, um Touristen für eine Region zu interessieren. Die Allgäu GmbH in Kempten hat nun mit freundlicher Unterstützung durch das LeaderProgramm der EU das Projekt „Glückswege im Allgäu“auf den Weg gebracht. Neun Erlebnisräume sollen geschaffen werden, darunter auch welche im Unterallgäu. Große Begeisterung lösten die Pläne im Mindelheimer Stadtrat aber nicht aus. Es geht um Rad- und Wanderwege, die ein ganz bestimmtes Motto erhalten. Schlossparkrunde im Ostallgäu zum Beispiel. Im Unterallgäu sind es „Fabelhafte Storchenwege“bei Kirchheim und Pfaffenhausen, der „Quellensteig“bei Köngetried, der Weg „Herrschaftszeiten“bei Kronburg und Illerbeuren, die „Seenhüpfer“bei Bad Wörishofen und Pforzen und die „Sternenjäger“bei Ottobeuren. Für Mindelheim haben sich die Urlauberstrategen eine 100-minütige Wanderung „Auf herrschaftlichen Wegen“und eine 32 Kilometer lange Radrunde unter dem Motto „Stille er-leben“ausgedacht.
Allerdings räumte Tobias Klöck von Unterallgäu Aktiv GmbH vor dem Jugend-, Kultur- und Sozialausschuss ein, dass es mit den konkreten Erlebnissen entlang der Strecke Mindelheim, Apfeltrach, Altensteig, Kirchdorf, Rammingen und Nassenbeuren noch hapert. Da müsste noch einiges gemacht werden.
Große Lust dazu verspüren aber weder Bürgermeister Stephan Winter noch die Stadträte, vor allem aus Kostengründen. Deshalb wollen sie sich nur am Wanderweg beteiligen.
Diese Variante kostet die Stadt zwischen 2018 und 2020 jährlich 5100 Euro. Hinzu kommen noch Ausgaben für Tische und Bänke auf der Mindelburg und am Katharinenberg. In den Jahren 2021/22 kostet die Stadt die Beteiligung an dem Projekt jährlich 2425 Euro. Die Gesamtkosten für die Erlebnistouren liegen bei 365 000 Euro. Davon übernimmt die Europäische Union die Hälfte.
Bürgermeister Winter wünscht sich Projekte, die Gäste nach Mindelheim bringen, um so der Gastronomie und dem Einzelhandel Kunden zuzuführen. Das Projekt der Wandertrilogie, das es seit zwei Jahren gibt, hat das offenbar nicht erreicht. Renate Manlig von der Stadtverwaltung sprach von fünf Besuchern in der Tourist-Info pro Jahr, die sich auf dieses Projekt bezogen hatten.
Winter sind auch die Kosten im Verhältnis zum Ertrag zu hoch. „Ich habe den Verdacht, dass über die Wandertrilogie nicht die großen Ströme nach Mindelheim kommen“. Winter will kommendes Jahr prüfen lassen, ob es nicht sinnvoller wäre, aus der Wandertrilogie wieder auszusteigen. Damit könnte sich die Stadt pro Jahr 4284 Euro sparen.