Kinder hauen auf die Pauke
Die Mindelheimer Zeitung und das vbw-Festivalorchester bescheren Schülern in Bad Wörishofen eine unvergessliche Schulstunde. Mit dabei ist Josef Csik aus Bad Wörishofen, der sein Orchester-„Triple“feiert
Bad Wörishofen Für Josef Csik junior rückt der große Tag immer näher. Am kommenden Sonntag wird der junge Bad Wörishofer gemeinsam mit einem Weltstar musizieren: Ausnahme-Geiger David Garrett. Csik ist Teil eines Orchesters, in dem er trotz seiner Jugend schon als alter Hase gilt. Immerhin ist das Nachwuchstalent nun schon zum dritten Mal in die Elite-Auswahl „vbw-Festivalorchester“berufen worden.
Dessen Mitglieder sind noch sehr jung, elf bis 18 Jahre alt, aber musikalisch sehr begabt. Sie sind die Besten aus Bayern, das betonen die Organisatoren des Festivals der Nationen, das heute beginnt, immer wieder. Gestern machten Csik und das Orchester gemeinsame Sache mit der Mindelheimer Zeitung, beim Bildungstag „Kinder spielen für Kinder“im Kurtheater. Dirigent Christoph Adt und MZRedaktionsleiter Johann Stoll ermöglichten dabei Schülern der Maria-Ward-Realschule Mindelheim, des Sonderpädagogischen Förderzentrums Mindelheim und von den Grundschulen Ettringen, Kammlach, Mindelheim, Pfaffenhausen, Türkheim, Tussenhausen und aus Augsburg einen einmaligen Blick hinter die Festivalkulissen. Da wimmelte, summte und brummte es schon vor der Konzertstunde im Foyer des Kurhauses wie in einem Bienenstock. Doch bei den Erläuterungen der Instrumente durch Christoph Adt waren sie alle sehr aufmerksam. Was ist eine Konzertmeisterin? Wer führt die einzelnen Register, die Instrumentengruppen, an? Was sind Streichinstrumente, was Holz- und was Blechbläser? Warum gehören Querflöten zu den Holzbläsern?
Die Pauke klang als Einzelinstrument stark heraus. Um die Unterschiede kennen zu lernen, spielten die einzelnen Register Werke an, wie etwa die Flöten den „Papageno“aus der „Zauberflöte“von Wolf- Amadeus Mozart. Das konnten einige Kinder sogar pfeifen. Das ruhige Zuhören fiel zwar stellenweise etwa schwer, doch das Interesse war groß. Die Kontrabässe ließen die Titelmelodie von „Fluch der Karibik“hören, dumpf und eindrucksvoll. Das erkannten die Kinder im Saal sofort. Etwas schwieriger war das Beispiel der Hörner mit einer Melodie von Richard Wagner.
Moderator Johann Stoll sagte, mit dieser Konzertstunde wolle man Appetit auf das Erlernen eines Musikinstrumentes und auf klassische Musik machen. Eine junge Cellistin fragte er, seit wann sie spiele. Sie sagte, sie erlerne das Instrument seit acht Jahren. Toni, der die Kontrabässe anführte, hatte an diesem Tag Geburtstag. Natürlich gratulierten alle Musiker und Gäste mit einem herzlichen Applaus.
Toni sei eine Ausnahme, so Christoph Adt. Er ist nun 19 Jahre alt, darf aber ausnahmsweise noch an diesem Festival teilnehmen. Toni begann mit vier Jahren am Cello. Die tiefen Töne faszinierten ihn und so stieg er später auf den Kontrabass um. Fünf bis sechs Stunden am Tag übt er mittlerweile. Da war das Staunen der Kinder im Saal sehr groß. Auf die Frage von Johann Stoll, wer auf die Bühne möchte, vielleicht fünf oder sechs Freiwilligang ge, gab es kein Halten mehr. Zusätzlich war es für alle spannend, dass der Bayerische Rundfunk diese Konzertstunde aufzeichnete. Im Fernsehen lief dazu bereits gestern Nachmittag ein Beitrag. Im Radio legt der BR am Samstag um 17 Uhr im Kanal „DoReMikro“nach.
Der 4. Satz „Finale-Allegro“aus der Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 von Antonín Dvorák bildete ein großartiges Ende dieser außergewöhnlichen Schulstunde, die auch Johannes Högel von der Mindelheimer Zeitung, Bürgermeister Paul Gruschka, Kurdirektorin Petra Nocker und Festival-Intendant Winfried Roch besuchten.