„Invasion“der Störche
Im Wertachtal bietet sich dieser Tage ein kleines Spektakel. Bis zu 100 Störche sind dort unterwegs – aus einem ganz bestimmten Grund. Wohin die Spurensuche führt
Wertachtal Eine Art von Storcheninvastion ist derzeit im Wertachtal zu beobachten. Die Spurensuche führt nach Lindenberg. Dutzende Störche, zum Teil waren es wohl knapp 100 Stück, sind in den vergangenen Tagen dort und in der Umgebung unterwegs gewesen. Anke Dannenberg berichtet beispielsweise: „Die Störche konnte ich direkt vom Dachfenster aus fotografieren. Einer saß direkt über mir und schaute interessiert zu mir herunter.“Auf einer Wiese zwischen Koneberg und Jengen haben Manuel (11) und Adrian (8) Hauck „so viele Störche wie noch nie zuvor“gesehen. Von einer Storcheninvasion auf dem Lindenberger Kirchendach schreibt Familie Wölfle. Als das Ehepaar und die beiden Söhne Jakob und Manuel (10) beim Abendspaziergang mit Hund Lilly die Zugvögel entdeckt haben, waren alle beeindruckt. Auch die begeisterte Hobbyfotografin Marina Michl (15) hat der Redaktion wieder tolle Fotos von den Adebaren geschickt. Und sie hat sie sogar gezählt: „72 waren es.“Sie erinnert sich auch, dass es vor zwei Jahren schon einmal so eine Storchenversammlung bei Lindenberg gegeben hat. Werner Hasubick und Athanasius Würstle haben ebenfalls Schnappschüsse von den Jungtieren gemacht.
Anders als in Norddeutschland ist 2017 für die bayerischen Weißstörche ein gutes Jahr gewesen. „Mittlerweile ist fast der ganze diesjährige Storchennachwuchs flügge. Vor allem die Jungvögel verspüren ab etwa Mitte August eine Zugunruhe und finden sich auf geeigneten Flächen zu großen Trupps zusammen, um sich auf den Abflug in den Süden Afrikas vorzubereiten“, erklärt Oda Wieding, Weißstorchexpertin des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Aus vielen Flusstälern wie der Altmühl und der Aisch erhalte der LBV „begeisterte Meldungen von kleineren und größeren Storchentrupps mit 50 bis über 100 Vögeln“.
Der Großteil des diesjährigen Storchennachwuchses sei mittlerweile selbstständig und die Familienbande lösen sich auf. „Die ein- bis zweiwöchige Entwöhnungsphase nach dem Flüggewerden ist vorbei. In dieser wurden sie noch von den Altvögeln auf Wiesen geführt und bei Bedarf am Abend gefüttert“, erläutert Wieding. Die jungen Weißstörche streifen jetzt zunehmend alleine umher und suchen Anschluss. Bei gutem Wetter kann es daher bereits zum Abflug von Kleingruppen oder der ganzen Truppe kommen. „Als Segelflieger“, sagt die Expertin“, sind Störche auf die Thermik angewiesen.