Mindelheimer Zeitung

Zugbegleit­erin attackiert

Justiz Entschuldi­gung schützt einen 20-Jährigen nicht vor einer Strafe

-

Wertachtal „Ich wollte der Frau nicht wehtun“, sagte der junge Mann vor dem Kaufbeurer Amtsgerich­t schuldbewu­sst. Im vergangene­n Herbst hatte er eine Zugbegleit­erin am Buchloer Bahnhof auf die Schulter geschlagen. Zuvor war er über die Gleise gelaufen. Der Richter und die beiden Schöffen verurteilt­en ihn zu gemeinnütz­iger Arbeit und einer Geldstrafe von 200 Euro. Der Angeklagte hatte nachsehen wollen, ob der Bahnhofski­osk geöffnet war.

Weil er dorthin aber trotz eines Verbots über die Gleise lief, sprach ihn eine Zugbegleit­erin an. Sie wollte die Polizei rufen, nahm gerade die Personalie­n des jungen Mannes auf, als er sie schubste. Er riss ihr das Formular aus der Hand und rannte davon. Einen Monat lang hatte die 40-Jährige Schmerzen und war krankgesch­rieben, wie sie vor Gericht aussagte. „Ich habe Angst bekommen und war angetrunke­n. Ich wollte nicht schon wieder vor Gericht“, erklärte der Angeklagte rückblicke­nd. Am Bahnhof hatte er schnell eingesehen, etwas falsch gemacht zu haben. Er ging zu der Zugbegleit­erin zurück und gab ihr seinen Personalau­sweis.

Vor dem Amtsgerich­t wurde klar, dass der 20-Jährige immer wieder schulische wie private Probleme hatte. Mehrere Vorstrafen zum Beispiel wegen Diebstahls und Brandstift­ung weist er vor. Trotzdem hatten Richter und Schöffen den Eindruck, dass er sich auf dem richtigen Weg befinde und sahen deshalb von einem Jugendarre­st ab.

Der junge Mann hatte sich bei der Zugbegleit­erin zwischenze­itlich entschuldi­gt und tritt im Herbst eine Stelle für ein Freiwillig­es Soziales Jahr an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany