Baum setzt auf lichte Momente
Bundesliga Mentales Hoch, gute Erinnerungen und ein nahezu kompletter Kader – zuversichtlich tritt der FCA in Mönchengladbach an. Klassenerhalt theoretisch möglich
Augsburg Letztlich wird der Abstiegskampf im Kopf entschieden werden. Arbeitet das Synapsengeflecht zwischen den Ohren wie gewünscht, bleibt das Nervenkostüm stabil, kann der Fuß den Ball ins Netz treten. Oder von der eigenen Torlinie kratzen. Der FC Augsburg hat in den vergangenen Tagen und Wochen verstärkt die Klaviatur der psychologischen Muntermacher bedient. Er verabschiedete sich mit seinen Profis in ein Kurztrainingslager an den Chiemsee; er verpasste sich ein eingängiges Motto („Augsburg hält zusammen“), das den Zusammenhalt mit den Fans und der Region stärken sollte; zuletzt verteilte der Klub gar tausende weiße T-Shirts in seinem Stadion, um Geschlossenheit zu fördern.
Nichts jedoch ersetzt Selbstvertrauen und Zuversicht, die aus Erfolg erwachsen sind. So hat FCATrainer Manuel Baum nach dem 4:0 gegen Hamburg in der zurückliegenden Trainingswoche beobachtet, seine Spieler seien mit einem Lächeln bei der Sache gewesen. Mit einem positiven Erlebnis nehme man Dinge wesentlich besser auf, doziert Pädagoge Baum, der vor seiner Tätigkeit beim FCA als Realschullehrer arbeitete. Entsprechend hoffnungsvoll geht er mit seiner Mannschaft das Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach an (Samstag, 15.30 Uhr).
Augsburgs Trainer will einerseits das mentale Hoch seiner Profis nutzen, andererseits setzt er auf eigene Reize und Motivationshilfen, die ihm die Bundesliga-Vergangenheit liefert. In Gladbachs Borussen-Park hat der FCA 2012 den ersten Klassenerhalt perfekt gemacht, 2015 glückte dort zudem der Einzug in den Europapokal. Baum hat die Bilder davon noch im Kopf. „Vielleicht bauen wir das eine oder andere von diesem positiven Erlebnis in die Besprechungen ein“, betont er. Ob nun Foto, Video oder verbaler Rückblick, will Baum nicht verraten. Fehle die Überraschung, verpuffe schließlich die Wirkung.
Baum tritt im Saisonendspurt weniger selbst als Motivator auf, stattdessen will er Leidenschaft und Hingabe auf anderen Wegen wecken. Baum, ganz der Psychologe, vermeidet seit Wochen negatives Vokabular. So kämpfe seine Mannschaft nicht den Abstieg, sondern den Klassenerhalt. Bei seinen Spielern scheint die Botschaft anzukommen. Offensivspieler Schmid jedenfalls erklärt, er freue sich auf die letzten drei Begegnungen gegen Gladbach, Dortmund und Hoffenheim. Und der Abstiegskampf mache ihm sogar Spaß, fügt er hinzu. Was zunächst verwundert, begründet Schmid: „Wir schauen nach oben und können etwas erreichen.“
Bei einem Sieg ist am Wochenende sogar der Klassenerhalt möglich. Vorausgesetzt, Hamburg und Wolfsburg holen zusammen maxi- mal nur einen Punkt und Ingolstadt gewinnt nicht. An Mathematik und Theorie will sich Augsburgs Trainer nicht beteiligen. Aus seiner Sicht mache das keinen Sinn, weil sich die Platzierungen im unteren Tabellendrittel ständig veränderten. „Auf die momentane Situation kann man sich nicht verlassen“, sagt Baum. Der Fokus liege allein auf dem eigenen Spiel. Außerdem betont Baum: „Es ist tatsächlich so: Das kann man ausblenden.“
Das Auftreten seiner Spieler soll ebenso wenig die drohenden Gelbsperren beeinflussen. Verhaegh, Max, Gouweleeuw, Janker, Baier, Ji, obendrein Torhüter Hitz sind mit vier Verwarnungen belastet. Kommt eine Gelbe Karte hinzu, fehlt der jeweilige Profi zu Hause gegen Dortmund. Baum vertraut seinen Spielern, dass sie in Gladbach nur in höchster Not eine Verwarnung riskieren. Mit ihnen extra darüber reden müsse er nicht, weil seine Jungs clever genug seien, führt Baum aus.
Womöglich geht der Trainer derart entspannt mit der Bürde drohender Sperren um, weil ihm nahezu der komplette Kader zur Verfügung steht. Lediglich die langzeitverletzten Koo und Moravek müssen nahe der niederländischen Grenze passen. In der Offensive kann es sich Baum daher leisten, Caiuby und Bobadilla als Joker einzusetzen.
FCA Trainer Baum will Leidenschaft wecken