Schwäbisch schlemmen
Wirtshausführer Wo Genuss auf Tradition trifft
Sie werden immer seltener, umso schöner, wenn man weiß, wo sie zu finden sind – nach einer Radtour, einer Wanderung oder einem Stadtspaziergang: Die Rede ist von traditionsreichen Gaststätten, die nicht nur eine authentische regionale Küche bieten, sondern auch ein Ambiente mit ursprünglichem Charme. Eine Reihe dieser kulinarischen wie kulturhistorischen Kleinode versammelt der neue Führer „50 historische Wirtshäuser in BayerischSchwaben“.
Das Buch bietet einen Streifzug durch die Wirtshauslandschaft zwischen Nördlinger Ries und Allgäuer Alpen, zwischen Lech und Iller. Die 50 zumeist denkmalgeschützten Traditionsgaststätten wurden von dem Fotografen Gerald Richter porträtiert und sind jeweils mit einem ausführlichen Begleittext versehen. Dieser geht nicht nur auf die Besonderheiten der Räumlichkeiten und die Spezialitäten der Küche ein, sondern liefert gleichzeitig einen historischen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Wirtshäuser.
Deren Geschichte geht bis ins 11. Jahrhundert zurück und erreichte um 1800 einen Höhepunkt: Mit über 1000 Wirtshäusern, die über Braurechte verfügten, besaß Schwaben bayernweit die höchste Brauereidichte. Ihre Bedeutung als soziale und kommunikative Mittelpunkte des Dorfes und der Stadt spiegelt sich auch in den vorgestellten historischen Wirtshäusern wider. Nicht selten sind sie zentral gelegen und die stattlichsten Gebäude vor Ort.
Hier werden nicht nur „Herrgottsbscheißerle“, „Buabaspitzla“und „Flädles-Subb“serviert, auch die oft stilechte Einrichtung mit Möbeln aus Holz, einem Kachelofen aus Stein und Lampenschirmen aus Stoff zeugt von einem hohen Traditionsbewusstsein. Besonderen Wert legen die Porträts auf die heutigen Wirtsleute. So kommt es, dass in dem Buch alte Familienbetriebe auf innovative Köche und begeisterte Seiteneinsteiger treffen. Sie alle haben eines gemein: die Liebe zu regionaler Küche und deren Produkte.
Marcel Rother