Wie hoch ist zu hoch?
Finanzen Die Millionen-Abfindung für VW-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt stößt auf viel Kritik. Die SPD fordert mehr Gerechtigkeit – und stellt eine Obergrenze in Aussicht
Berlin Die SPD will allzu üppigen Manager-Boni einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben. „Wenn die Konzerne nicht im Eigeninteresse oder aus gesundem Menschenverstand diese Millionensummen als Boni oder Abfindungen begrenzen, muss es der Gesetzgeber tun“, sagte Generalsekretärin Katarina Barley der Bild am Sonntag. Die riesige Kluft zwischen Vorstandsgehältern und den Arbeiterlöhnen etwa bei Volkswagen sei inakzeptabel.
Barley bezog sich auf das mit über zwölf Millionen Euro abgefederte Ausscheiden von Ethik-Chefin Christine Hohmann-Dennhardt aus dem VW-Konzernvorstand. Sie hatte nur 13 Monate für das Unternehmen gearbeitet. Der Fall hatte auch die Sozialdemokraten in die Schusslinie gebracht: HohmannDennhardt ist SPD-Mitglied und auch die SPD-geführte niedersächsische Landesregierung ist unter anderem durch Ministerpräsident Stephan Weil im VW-Aufsichtsrat vertreten. Das Kontrollgremium beschließt die Gehälter für Top-Manager und hat der Millionenabfindung Hohmann-Dennhardts zugestimmt.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte daraufhin hohe Bezüge von Managern heftig gescholten und mehr Lohngerechtigkeit gefordert. Nach Parteiangaben sagte er auf dem SPD-Parteitag in Saarbrücken: „Wenn ein Unternehmensführer seinen Konzern durch seine Fehlentscheidungen fast an den Abgrund führt und dann Millionenboni einsteckt, aber eine Verkäuferin, die vielleicht eine kleine Verfehlung begangen hat, dafür rausgeschmissen wird – das ist etwas, was die Men- schen in diesem Lande als ungerecht empfinden. Weil es ja auch ungerecht ist.“
Die Opposition fordert die Sozialdemokraten nun auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen. „Wir werden einen entsprechenden Antrag einbringen und die Probe aufs Exempel machen. Wenn Martin Schulz es ernst meint, kann die SPD im Bundestag sofort ein Gesetz zur Boni-Begrenzung beschließen lassen“, sagte Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht der Bild am
Sonntag. Sollten der designierte Parteichef und seine Genossen nicht mitziehen, stehe Schulz im Verdacht, „nur heiße Luft im Wahlkampf zu erzeugen“.
Auch die Grünen nahmen die SPD in die Pflicht und verlangten, dass Konzerne ihre Managergehälter künftig nicht mehr unbegrenzt von ihrer Steuerlast abziehen können sollen. „Es ist doch absurd, dass diese obszöne Praxis durch den Steuerzahler subventioniert wird“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der Zeitung. In einer der nächsten Sitzungswochen würden die Grünen einen entsprechenden Antrag in den Bundestag einbringen. Göring-Eckardts Appell: „Wir fordern die SPD auf, diese Initiative zu unterstützen.“
CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn sagte der Bild am Sonntag: „Herr Schulz kritisiert sonntags die Managergehälter. Und wochentags heben seine Genossen im Aufsichtsrat die Hand für zwölf Millionen Euro. Glaubwürdigkeit geht anders.“Politiker sowohl von FDP als auch CSU rieten Hohmann-Dennhardt dazu, ihre Abfindung zurückzuzahlen.