Mecklenburger Schweiz (Teterow)
Schmales Haus in Teterow hat einen besonderen Charme
Abenteuerlich und lehrreich nennt ein junger Mann sein Bauprojekt, das er in der Teterower Altstadt verwirklicht hat. Doch nun hat er schon wieder Lust auf einen neuen Hausumbau.
TETEROW – Wer an dem roten Klinkerbau in der Kleinen Bachstraße in Teterow vorbeigeht, muss unwillkürlich durchs blaue Sprossenfenster ohne Gardinen schauen. Eric Klausch und Stefanie Linner stört das nicht. „Die Leute können auch gern reinkommen“, sagen sie, die in dem wohl schmalsten Haus der Stadt wohnen.
Wenn der Besuch durch die Tür kommt, betritt er die Küche und einen Flur zugleich. Links steht ein Esstisch vor einer Vitrine, an der Wand hängen Familienbilder, etwas tiefer fällt der Blick auf eine Küchenzeile, die eine Front aus einer alten Tür hat. Die Schränke sind umgebaute Fenster.
Rechts an der Garderobe hängen Jacken auf ausrangierten Fischmessern sowie altem Silberbesteck. Die machen sich als Haken gut. Mitten im nur 3,40 Meter breiten Raum führt eine steile Holztreppe in die zweite Etage. Dort füllt ein Doppelbett das Zimmer fast aus, abgetrennt von Kleidung auf Bügeln. Platz hat auch noch ein winziges Bad mit Dusche aus bunten Mosaik-Fliesen. Durch eine Luke geht es unters Dach, wo nur Couch und Sessel vor das Gauben-Fenster passen. Ein schmaler Streifen GlasFußboden lässt Licht von oben nach unten durchs Haus scheinen. Von der Dachterrasse aus hat man einen herrlichen Blick über die Altstadt. Dieses bis auf den letzten Winkel ausgefüllte Haus mit 25 bis 30 Quadratmetern pro Etage hat einen besonderen Charme. Das spürte Eric Klausch bereits vor vier Jahren, als er es als Ruine kaufte und andere es längst abgeschrieben hatten. Ohne ihn hätte es vielleicht das gleiche Schicksal ereilt wie jetzt dem historischen Pferdemarkt 4 und wäre abgerissen worden. Dass man aus einem schmalen Gebäude etwas machen kann, hat er bewiesen. Eigentlich
wollte der 30-Jährige damals das Haus für sich allein ausbauen. Aber während der Bauphase lernte er die Berlinerin Stefanie Linner (40) kennen, und inzwischen ist der kleine Belio da. Zu dritt wird es nun ein bisschen eng.
„Der Bau war abenteuerlich und lehrreich, aber hat auch Spaß gemacht“, sagt Klausch, der auf ökologische Baustoffe setzte. Von einer herausgebrochenen Mauer verwendete er als Unterputz den Lehm wieder, um die Wandheizung zu ummanteln. Er verbaute viel Holz, nutzte zur Dämmung Schaumglasschotter, fand im Internet Restposten an Fliesen und Parkett. Bevor die ganze Diskussion um Wärmepumpen auf kam, baute er eine solche zum Heizen schon ein. Der Strom kommt von einer eigenen Solaranlage. Viele Freunde haben bei der Sanierung geholfen und Ideen hineingebracht.
Das Bauprojekt habe Menschen zusammengeführt, die sich sonst wohl nie getroffen hätten. „Daraus sind echte Freundschaften entstanden“, sagt Klausch. Wenn vier Mann ein 130 Kilo schweres Fenster unters Dach hochwuchten, das schweiße zusammen. Etwa anderthalb Jahre hat die Sanierung gedauert. Nun hat das Paar Lust auf ein neues Bauprojekt - ein größeres Haus auf dem Land. Doch von ihrem schmalen Haus in Teterow können sie sich nicht trennen. „Vermutlich werden wir es als Ferienwohnung anbieten“, sagt der 30-Jährige.