Mecklenburger Schweiz (Teterow)

Zoff bei SPD und CDU um drohendes Ende für Ex-Stasi-Gefängniss­e in der Seenplatte

- Von Mirko Hertrich

Dem Ex-Stasi-Gefängnis in Neubranden­burg droht der Abriss, der Erinnerung­sort in Neustrelit­z steht vor dem Aus. Zwischen SPD und CDU sorgt das für einen heftigen Schlagabta­usch.

SCHWERIN/ NEUBRANDEN­BURG/ NEUSTRELIT­Z – Über den Umgang mit den beiden ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten in Neubranden­burg und Neustrelit­z ist im Landtag ein Streit entbrannt. „Droht unter Rot-Rot der Ausverkauf des Gedenkens an die Opfer des DDR-Regimes?“, fragte die kulturpoli­tische Sprecherin der CDU-Landtagsfr­aktion, Katy Hoffmeiste­r. Angesichts der Meldungen der vergangene­n Wochen zu den ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten in den beiden Städten „könnte man dies vermuten“.

Katy Hoffmeiste­r kritisiert­e, dass sich die SPD nach wie vor schwer damit tue, mit dem historisch­en Erbe der DDR angemessen umzugehen. Die Linke ihrerseits sei „noch nicht einmal bereit, einzuräume­n, dass die DDR kein Rechtsstaa­t war“. Für die CDU-Politikeri­n ist das ein „schofelige­r Umgang der Landesregi­erung mit dem historisch­en Erbe“.

Der ehemaligen Justizmini­sterin zufolge müssen jede Schulklass­e, jeder Einwohner Mecklenbur­g-Vorpommern­s, aber auch Besucher die Möglichkei­t haben, sich „auf kurzen Wegen über die Geschichte und die Taten der DDR“zu informiere­n. Mit der Diskussion über gleich zwei Standorte im Land stehe dies infrage. Kathy Hoffmeiste­r will sich für die ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten im Land vom Wissenscha­fts- und Kulturmini­sterium ein Gesamtkonz­ept vorlegen lassen. „Wir lassen es nicht zu, dass sich die Landesregi­erung klammheiml­ich aus ihrer Verantwort­ung für die jüngere Geschichte stiehlt.“

Nadine Julitz, Sprecherin für politische Bildung bei der SPDLandtag­sfraktion, erwiderte: „Erinnern ist wichtig, da stimme ich Frau Hoffmeiste­r voll und ganz zu. Wir sollten daran erinnern, dass die Zukunft der ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten in Neubranden­burg und Neustrelit­z der CDU-Ministerin Hoffmeiste­r offensicht­lich egal war.“Die CDU erinnere sich an solche

Orte oft erst dann, wenn sie in der Opposition ist.

Den Vorwurf, die SPD nehme die friedliche Revolution in der DDR nicht ernst, wies die Neustrelit­zer Landtagsab­geordnete„aufs Schärfste“zurück. Die Vorwürfe der CDU seien „umso perfider, da niemandem erinnerlic­h wäre, dass die CDU jemals ihre eigene Rolle als Blockparte­i ernsthaft aufgearbei­tet hat“.

In Neubranden­burg will die Landesregi­erung das seit 2018 leerstehen­de Gefängnis verkaufen. Es war 1987 als Untersuchu­ngshaftans­talt des Ministeriu­ms für Staatssich­erheit (MfS) eröffnet worden und nach der Friedliche­n Revolution von 1989 in der Bundesrepu­blik bis zu seiner Schließung als Justizvoll­zugsanstal­t genutzt worden.

Um Zeit zur Entwicklun­g eines Konzepts für einen Gedenkort zu haben, hat die Neubranden­burger Stadtvertr­etung 2022 für fünf Jahre ein sogenannte­s Moratorium beschlosse­n, weshalb die Stadtverwa­ltung aus den Verhandlun­gen über den Kauf des Areals im Lindenberg-Viertel ausgestieg­en ist.

Andere mögliche Käufer müssten sich aber nicht an das Moratorium halten, wohl aber eine Fläche für eine mögliche Gedenkstät­te vorhalten - etwa in einem der noch existieren­den Wachtürme des ehemaligen MfS-Komplexes. Die Stadtverwa­ltung

plant zudem eine Veränderun­gssperre, über die am 16. Mai abgestimmt wird.

Die ehemalige Stasi-Haftanstal­t in der Neustrelit­zer Töpferstra­ße wurde in der Vergangenh­eit durch ehrenamtli­ches Engagement zu einem Lernort der Demokratie entwickelt, der finanziell auf der Kippe steht.

Die Idee des Vereins „StasiHafta­nstalt Töpferstra­ße Neustrelit­z“war, dass die kreiseigen­e MuSeEn gGmbH die Trägerscha­ft für den Erinnerung­sort übernimmt. Ende April wurde der Antrag vom Kreistag beschlosse­n. Überrasche­nderweise lehnte der finanzschw­ache Kreis nicht ab. Eine wirkliche Zusage gab es aber auch nicht.

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FOTO: TOBIAS LEMKE So sieht die ehemalige Stasi-Haftanstal­t Töpferstra­ße in Neustrelit­z heute aus.
 ?? FOTO: JENS BÜTTNER/DPA, FRANK WILHELM/ARCHIV, HENNING STALLMEYER/ARCHIV, NK-MONTAGE ?? Nadine Julitz (SPD, l.) und Katy Hoffmeiste­r (CDU): Über den Umgang mit den beiden ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten in Neubranden­burg und Neustrelit­z ist im Landtag ein Streit entbrannt.
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA, FRANK WILHELM/ARCHIV, HENNING STALLMEYER/ARCHIV, NK-MONTAGE Nadine Julitz (SPD, l.) und Katy Hoffmeiste­r (CDU): Über den Umgang mit den beiden ehemaligen Stasi-Haftanstal­ten in Neubranden­burg und Neustrelit­z ist im Landtag ein Streit entbrannt.

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