Mecklenburger Schweiz (Teterow)
Angeklagte in Mordprozess bereits zuvor durch Messertat aufgefallen
Eine 18-Jährige wurde im vergangenen Dezember in Pasewalk mit mehr als 80 Messerstichen umgebracht. Nach den Geständnissen wurde nun bekannt: Eine 19-jährige Angeklagte war schon früher mit einer Messertat aufgefallen. Noch bleiben vor dem Landgericht Neubrandenburg allerdings zahlreiche Fragen aufzuklären.
NEUBRANDENBURG – Das Landgericht Neubrandenburg hat im Prozess um einen äußerst brutalen Mord an einer jungen Frau in Pasewalk eine Reihe von Zeugen gehört. Dabei sagten in dieser Woche mehrere junge Frauen und Männer aus der Behinderteneinrichtung vor der Jugendstraf kammer aus, in der das 18-jährige Opfer und die beiden Angeklagten bisher wohnten, sowie mehrere Betreuer dieser Bewohner.
Im Umfeld des Prozesses wurde bekannt, dass die 19 Jahre alte Angeklagte schon einige Jahre vorher durch einen Messerangriff auf Mitschüler in einer Schule in der Region Torgelow aufgefallen war. Damals hatte auch die Polizei ermittelt, ernsthaft verletzt worden war bei der Attacke aber niemand.
Die 19-Jährige soll auch die Ideengeberin bei dem Mord an der jungen Frau am 6. Dezember 2023 in Pasewalk gewesen sein, wie es in der Anklage hieß. Auch unter den Mitbewohnern wird der Verdacht geäußert, dass die Angeklagte die treibende Kraft bei dem Verbrechen war. Nach Informationen dieser Zeitung haben beide Angeklagte – die 19-Jährige und ein 20-jähriger Mitbewohner – zum Prozessauftakt schon gestanden, die junge Frau zu einer abgelegenen Wiese im Osten Pasewalks gelockt und sie dort getötet zu haben.
Sie gestanden die Bluttat in unterschiedlichem Umfang, bezichtigten sich aber auch gegenseitig, die Hauptschuld an der grausamen Tat zu haben. Das genaue Motiv für diese Gewaltorgie blieb bisher jedoch unklar. Dem Duo wird Mord aus Heimtücke vorgeworfen. So soll die 19Jährige laut Staatsanwaltschaft das Opfer plötzlich hinterrücks mit einem Stein gegen den Kopf und damit niedergeschlagen haben. Danach soll der 20-jährige Angeklagte 70 Mal auf die 18-Jährige eingestochen haben.
Rätsel gibt den Ermittlern bisher die auffällig genaue Verteilung der Stiche im Brustbereich des Opfers auf: Auf jeder Seite fanden Rechtsmediziner jeweils genau 35 Stiche. Ermittler äußerten den Verdacht, dass die Tat einem schlimmen Internet-Videospiel gefolgt sein könnte. Schließlich wurden dem Opfer danach noch etwa zwölf weitere Messerstiche und -schnitte am Hals und am Kopf zugefügt. Am Ende wurde die 18-Jährige noch gewürgt, damit sie auch wirklich stirbt. Die Tote wurde entkleidet und blieb im Schnee liegen. Die Sachen wurden entsorgt, um Spuren zu verwischen. An der Leiche, die am 7. Dezember gefunden wurde, fanden sich später zudem kleinere Brandspuren.
Wie ein Sprecher des Landgerichtes sagte, könnte der Mordprozess wie geplant am 16. Mai abgeschlossen werden. Am nächsten Prozesstag, dem 14. Mai, sind bisher keine Zeugen mehr geladen, sodass die beiden psychologischen Gutachter und die Rechtsmedizin gehört werden könnten. Von den Gutachten hängt unter anderem ab, ob die Angeklagten strafrechtlich belangt werden können oder sie wegen ihrer Gefährlichkeit für die Allgemeinheit
dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen werden müssen.
Die Polizei war den Angeklagten schon am 8. Dezember durch Ermittlungen und Indizien auf die Spur gekommen. So war der 20-Jährige, dem bisher eine „verminderte Schuldfähigkeit“attestiert wird, auch am 7. Dezember nochmal zu der Leiche auf der abgelegenen Wiese gegangen. Dazu wurden die Sachen des Opfers in einem Abfallcontainer und auch das Tatmesser gefunden.
Der Vater des Opfers, das erst wenige Monate vorher aus dem brandenburgischen Kreis Teltow-Fläming nach Pasewalk gekommen war, verfolgt die Verhandlung als Nebenkläger. Der Prozess hatte mit Öffentlichkeit begonnen, wurde nach Anklageverlesung aber hinter verschlossenen Türen fortgesetzt. Das Urteil soll wieder öffentlich verkündet werden.