Mecklenburger Schweiz (Teterow)
Warum ein ganzes Dorf für einen Tag zum Flohmarkt wird
Wenn die Bredenfelder Hofbesitzer ihre Scheunen, Dachböden und Gärten durchstöbern, dann stoßen sie immer wieder auf fast schon vergessene „Schätze“. Viel zu schade zum Wegwerfen.
BREDENFELDE – Fahrtüchtig ist die Simson Star schon lange nicht mehr. Das Baujahr 1970 sieht man dem Moped auch an. Für Bernd Wolter hängen aber eine Menge Erinnerungen daran, schließlich ist er mit dem Zweirad eine ganze Zeit lang jeden Tag zur Arbeit gefahren. Vielleicht hatte er den Preis deshalb ziemlich hoch angesetzt. Für 1000 Euro bot er das SimsonMoped am Sonntag beim Trödelmarkt in Bredenfelde an neben vielen anderen alten Gerätschaften, die Bernd Wolter auf seinem Gehöft schon länger nicht mehr benutzt hat: eine Heizspirale etwa, einen Rasentrimmer oder einen Kartoffeldämpfer aus dem Jahr 1982.
Der Hof von Bernd Wolter war einer von 16 in Bredenfelde, die ihre Tore öffneten und mehr oder weniger wertvolle „Schätze“von Dachböden, aus Scheunen und Gärten ausstellten. Das ganze Dorf ein Trödelmarkt: Schon zum fünften Mal hatte Bredenfelde zum Stöbern und zum Kaufen eingeladen. Längst hat sich herumgesprochen, was in dem langgezogenen Dorf einmal im Jahr los ist. Und so kommen auch immer mehr Verkäufer aus der Umgebung nach Bredenfelde.
Peggy Honig aus Waren zum Beispiel. Aus dem Urlaub in Schweden habe sie oft Souvenirs aus Zink und Messing oder Porzellan mitgebracht. Nach dem Renovieren der Wohnung war für all das dann irgendwann kein Platz mehr. Aber bringt man es dann so einfach übers Herz, sich von dem ganzen Krims so einfach zu trennen? „Schwerer würde es fallen, wenn ich das alles wieder einpacken müsste“, antwortet Peggy Honig. Mit hausgemachtem Karamell-Likör empfing Gerd Borchwardt die Gäste auf seinem Gehöft, auf das er erst im Jahr 2021 gezogen war. „Das macht schon wahnsinnig Spaß, wenn die vielen Leute hier zum Stöbern auf den Hof kommen“, meinte er. Dass den Bredenfeldern ihr Trödel nach fünf Märkten bald ausgehen könnte, glaube er nicht. Eine Reihe von Hofbesitzern würde hier immerhin schon seit vielen Jahren leben, da habe sich einiges angesammelt, was man doch eigentlich längst schon nicht mehr braucht.
Ob nun Möbelstücke, Kleidung, kitschige oder auch etwas anspruchsvolle Kunst,
Bücher, Musikinstrumente oder elektrische Geräte, die Auswahl war groß an den Ständen der Bredenfelder Höfe.
„Unser Dorf hat mit den Bauernhöfen an der langen Dorfstraße etwas sehr Erhabenes. Das ist von großem Vorteil für solch einen Trödelmarkt. Jeder entscheidet natürlich selbst, wie weit die Besucher aufs Gehöft dürfen“, meinte Christine Schlegel, die zusammen mit ihrem Mann die Aktion ins Leben gerufen hatte. Die Bauern hätten doch oft gar keine Zeit, ihre großen Scheunen aufzuräumen. Und wenn einmal ein Anwesen aufgegeben werden muss, dann würde doch ein Großteil des Inventars einfach im Container enden. „Dabei ist so vieles wert, es zu erhalten. Einige der alten Dinge sind doch auch heute wieder gefragt“, findet Christine Schlegel.
Einen Teil des Erlöses spenden die Bredenfelder Trödler jedes Jahr dem Förderverein zur Rettung der Dorfkirche. Gerade war hier die automatische Glocke in Betrieb genommen worden. Nun müsse auch der Friedhof noch etwas umgestaltet werden. Ein paar Hundert Euro dürften dafür von den Höfen des Trödelmarktes wohl wieder zusammenkommen.