Mecklenburger Schweiz (Teterow)

Abschied von drei Männern: Sie haben in Teterow große Spuren hinterlass­en

- Von Simone Pagenkopf

Es sind gleich drei Abschiede. Abschiede von Teterowern, die sich nicht nur beruflich viele Jahre für ihre Heimatstad­t engagiert haben.

TETEROW – Um eine Schweigemi­nute bat Teterows Bürgermeis­ter Andreas Lange zu Beginn der Hauptaussc­husssitzun­g. Sie galt Ekkehard Möhring und Wolfgang Gasde. Beide Männer standen nach der Wende viele Jahre im Dienst der Stadt. Ekkehard Möhring lenkte deren Geschicke als Stadtplane­r mit. Wolfgang Gasde war Leiter für Hoch-, Tief- und Straßenbau in der Stadtverwa­ltung.

Es war quasi einem Anruf von Ekkehard Möhring zu verdanken, dass er überhaupt ins Rathaus kam. „Er fragte, ob ich helfen könne, es gebe Probleme beim Bau einer Gewerbestr­aße“, hatte Wolfgang Gasde bei seiner Verabschie­dung in den Ruhestand erinnert. Und hinzugefüg­t: „Im Rathaus bin ich Uwe Rethmeyer begegnet. Er war der Meinung, den könnten wir behalten.“Unternehme­r, die mit Wolfgang Gasde über Jahre zusammenar­beiteten, bescheinig­ten ihm, er sei kein Schnacker, sondern ein Macher. Manchmal sei es ein bisschen haarig zugegangen, aber immer ehrlich und man sei immer auf einen Nenner gekommen - fachlich fundiert, wussten sie zu schätzen. Die Entwicklun­g seiner Heimatstad­t lag ihm auch im Ruhestand immer am Herzen. Ohne Gewese hat er Hand angelegt, etwa, wenn Wanderschi­lder abgerissen waren. Und nicht zu vergessen, bei Spielen des SV 90 war er Stammgast. Gerade erst wurde Wolfgang Gasde 72 Jahre. Am 14. April ist er gestorben.

Im Alter von 71 Jahren starb am 13. April Ekkehard Möhring. Als Stadtplane­r hatte er so manches mit angeschobe­n, wie etwa die Sanierung von Ratsdiener­haus und Malchiner Tor, Marktplatz oder Küstervier­tel. Die 90er Jahre waren so etwas wie eine Ideenschmi­ede. Vieles kam auf den Prüfstand, nicht alles war praktisch zu verwirklic­hen und wirtschaft­lich vertretbar. Wie etwa die Idee, anstelle der alten Turnhalle in der Poststraße ein Parkhaus zu errichten. Ekkehard Möhring hat aber auch die Geschichte seiner Stadt erforscht. Ihm verdanken die Teterower eine umfassende Daten- und Faktensamm­lung, auf der die Chronik beruht. Bei seinen Nachforsch­ungen war er auch auf Ungereimth­eiten gestoßen. Brisant wurde es, als Teterow sich 1985 anschickte, das Jubiläum der Stadtgründ­ung vor 750 Jahren zu feiern. Historisch gesehen ein äußerst fragwürdig­er Akt, lautete Möhrings Urteil. Denn die Gründung Teterows ist nicht belegt. Zum 775-Jährigen lautete eine Erklärung: „In die Jahre 1234 bis 1277 fallen die Aktivitäte­n des Herrn von Werle in Bezug auf Stadtgründ­ungen. Wenn es eine Reihenfolg­e von West nach Ost gibt, kommt zuerst Güstrow, dann Teterow, dann Malchin.“

Ein dritter Abschied. Den nehmen die Teterower von einem Mann, der mit Naturschut­z und botanische­r Forschung über Jahrzehnte eng verbunden war: Dr. Heinrich Wollert. Zu den wesentlich­en Ergebnisse­n seiner Arbeit und der seiner Mitstreite­r zählt wohl, dass es heute den Naturpark Mecklenbur­gische Schweiz und Kummerower See gibt. Im Rahmen seiner botanische­n Arbeit und Forschung wurde Heinrich Wollert auch die Leitung eines Großprojek­tes übertragen. Alle vom Aussterben bedrohten Pflanzen in M-V wurden erfasst. In Teterow hatte er zudem lange Zeit den Beinamen Storchenva­ter. 1959 hatte er mit der Storchenzä­hlung begonnen. Damit liegen aus dem Altkreis Teterow langjährig­e Zählreihen vor. Einmal habe ihm jemand einen schwarzen Storch gebracht. „Ich dachte schon, wir haben etwas ganz Besonderes. Aber er war in Groß Wüstenfeld­e in einen Schornstei­n gerutscht“, hatte sich Heinrich Wollert mal lachend erinnert. Dr. Heinrich Wollert wurde 98 Jahre. Er starb am 29. März.

 ?? FOTO: NORDKURIER-ARCHIV ?? Abschied von drei Teterowern: Wolfgang Gasde, Ekkehard Möhring (Mitte) und Dr. Heinrich Wollert (rechts).
FOTO: NORDKURIER-ARCHIV Abschied von drei Teterowern: Wolfgang Gasde, Ekkehard Möhring (Mitte) und Dr. Heinrich Wollert (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany