Mecklenburger Schweiz (Malchin)
Wenn das Wetter im Mai mal wieder verrückt spielt
Neuigkeiten, Nachrichten und amüsante Nebensächlichkeiten hat der Museumsverein Neubrandenburg aus historischen Zeitungen aufgelesen.
NEUBRANDENBURG – „Der Temperaturwechsel des Maimonats in diesem Jahre ist so bedeutend, wie es seit Jahren nicht gewesen“, hieß es am 15. Mai 1878 im „Allgemeinen Mecklenburgischen Anzeiger“. Was für Neubrandenburg gemeldet wurde, galt sicher für viele Orte. Es hieß weiter in der Zeitung: „In der warmen Sonne der ersten Tage entwickelte sich die Wintersaat überraschend schnell, und das Gartengemüse sproßte frisch hervor; die Blüthenknospen der Obstbäume waren theilweise geöffnet, der Eichenkranz auf unserem Walle schmückte sich mit zartem Grün: kurz die Entwickelung der Pflanzen steigerte die Erwartung auf ein ergiebiges Jahr. Mit der letzten Nacht trat aber ein bedeutender Wechsel ein. Das Thermometer, das im Schatten schon +16°R. gezeigt hatte, senkte sich auf -1°R.; dicker Reif lag
Morgens auf Dach und Feld, und auf kleineren Gewässern hatte sich eine nicht ganz zarte Eisschicht gebildet. Die Kartoffeln sind erfroren, die Blüthen der Obstbäume, sowie der Wein haben stark gelitten, die Eichen bilden einen Trauerkranz. Wie weit die Wintersaat gelitten hat, haben wir bisher noch nicht in Erfahrung gebracht.“
Am 21. Mai 1891 hieß es: „Vorgestern gegen 5 Uhr Nachmittags ging südlich von unserer Stadt ein starker Hagelschauer vorüber. Die Hagelkörner fielen in solcher Anzahl, daß in kurzer Zeit der Boden davon bedeckt war.“
Am 28. Mai 1886 war zu lesen: „Das gestrige Gewitter hat mehrfachen Schaden angerichtet; wie bereits erwähnt, traf ein Blitzstrahl die
Capelle auf dem St. Georg. Der Blitz fuhr von der Stange der Wetterfahne über das Schindeldach hinweg und riß hier einen breiten Streifen der Hölzer herunter, von einem eichenen Balken wurde ein starker Splitter abgetrennt. Nachdem dann eine der Thurmluken entfernt worden war, setzte der Blitz seinen Weg noch in das innere der Capelle fort. Von der Decke wurde an mehreren Stellen in größeren und kleineren Flächen der Kaltputz abgeworfen, so daß die ganze Capelle wie mit Kaltputz übersaet war. Ein deutlicher Streifen ist endlich noch an der fürstlichen Wand zu sehen, aus welchen noch ersichtlich ist, daß die Gewalt des Schlages eine große gewesen sein muß. Innerhalb 5 Jahren ist dies das zweite Mal, daß die St. GeorgsCapelle vom Blitze getroffen worden ist, und soll dieselbe nunmehr mit einem Blitzableiter versehen werden.“
Und für den 29. Mai 1892 wurde gemeldet: „Heute Nachmittag mußte der Schulunterricht ausgesetzt werden, da das Thermometer 27 Grad im Schatten zeigte.“Die Kinder dürfte es erfreut haben.